Das dritte BZL Web-Seminar aus der Serie zur Ackerbaustrategie widmete sich dem Handlungsfeld Boden.
Auf EU-Ebene und in Deutschland stehen verschiedene Strategien zur Umsetzung an, die eine nachhaltige Landwirtschaft und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit einfordern. Sowohl die Farm-to-Fork-Strategie als auch die Ackerbaustrategie 2035 schreiben im Kontext der Herausforderungen im Klimawandel dem Bodenschutz eine Schlüsselrolle zu.
Durch den Klimawandel häufen sich in Zukunft extreme Wettereinflüsse. Ein widerstandsfähiger und resilienter Ackerbau mildert diese Einflüsse ab und sichert Erträge.
Doch die Umsetzung auf dem eigenen Betrieb erfordert ein umfassendes Verständnis der biologischen Prozesse im Boden. Beispielsweise kann der alleinige Fokus auf die Erhöhung des Humusgehaltes unter Umständen negative Effekte durch eine zu schnelle Freisetzung von Nährstoffen auslösen. Insgesamt ist jedoch nach Bewertung durch die Bodenzustandserhebung (BZE), die flachgründigen Lagen im Mittelgebirge ausgenommen, auf allen Ackerböden immer noch Potenzial nach oben, so dass die Empfehlung von Dr. Stefan Pätzold, Bodenwissenschaftler an der Universität Bonn, an die zugeschalteten Landwirtinnen und Landwirte lautete, höhere und standortegerechte Humusgehalte auf ihren Betrieben anzustreben.
In der Ackerbaustrategie 2035 werden für das Handlungsfeld Boden unter anderem, folgende konkrete Maßnahmen benannt:
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Standortspezifische Handlungsempfehlungen zur Erhaltung und ggf. Steigerung der Bodenfruchtbarkeit entwickeln
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Neue alternative ackerbauliche Produktionsverfahren im Rahmen des Integrierten Pflanzenbaus erproben
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Verfahren zur Mulch-/Direktsaat unter verändertet Pflanzenschutzsituation einsetzen
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Ganzjährige Bodenbedeckung fördern
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Schutzmechanismen vor Bodenverdichtung durch Fahrzeugparameter fördern
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Flurbereinigungsverfahren stärker auf Bodenschutz und Erosionsminderung ausrichten
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Landwirtschaftliche Flächenverluste reduzieren
Der Verlust von Agrarflächen durch andere Nutzungen schmerzt den Bodenkundler Pätzold besonders. Einerseits trifft es die Landwirtinnen und Landwirte inzwischen hart, wenn Pachtpreise in die Höhe getrieben werden. Andererseits geht die elementar wichtige Funktion des Bodens als Humusspeicher unwiederbringlich verloren, wenn wertvolles Ackerland endgültig unter Parkplätzen oder asphaltierten Industrieflächen verschwindet.
Wie humusfördernde Produktionstechniken aussehen können, beschrieb der Referent Michael Reber anhand seines eigenen landwirtschaftlichen Betriebs, der in Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) liegt: Er hat ihn in den vergangenen Jahren vom klassischen Schweinemastbetrieb hin zu regenerativer Landwirtschaft und der Erzeugung von Biogas als neuen Betriebsschwerpunkt entwickelt.
Am Beispiel eines Schlages auf seinem Betrieb demonstrierte Landwirt Reber mit dem Tool „Humus-Check“ wie man als Praktiker den eigenen Humusgehalt auf seinem Standort einordnen kann. Das Tool hat das Thünen-Institut (TI) entwickelt. Das Ergebnis des Humus-Checks wurde fachkundig von Dr. Sophie Drexler vom TI kommentiert. Drexler machte deutlich, wie sich die bestimmenden Faktoren zur Beschreibung des Bodenzustandes gegenseitig beeinflussen. Dabei hob Drexler hervor, wie gut Wurzelmasse im Boden für den Humusaufbau ist. Denn die leicht zersetzlichen Wurzelexsudate, wie Schleimstoffe an den Wurzelspitzen oder organische Säuren, die an der Wurzel entstehen, nähren das Bodenleben. Hier vor allem die Mikroorganismen. Wurzeln von Zwischenfrüchten brächten viel mehr für den Humusaufbau als beispielsweise zugeführtes Stroh.
Der Zwischenfruchtanbau ist aus Sicht des Praktikers Reber der Schlüssel, um den Humusaufbau nachhaltig zu fördern. Er mischt sein Saatgut selber und zwar mit bis zu 20 verschiedenen Komponenten. Dabei achtet er darauf, auch winterharte Pflanzenarten beizufügen, um in der vegetationsarmen Zeit, eine grüne Pflanzendecke und damit lebendige Wurzeln im Boden zu halten.
Insgesamt, so Bodenexperte Pätzold, müsse immer berücksichtigt werden, dass es sich beim Humus um ein Fließgleichgewicht handle und das sei nie statisch.
Vortrag von Stefan Pätzold
Vortrag von Michael Reber
Link zum HumusCheck
Link zum Betrieb Innovative Landwirtschaft Reber
Link zum Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau
BZL-Broschüre Gute fachliche Praxis - Bodenfruchtbarkeit
BZL Broschüre Lebendige Böden - fruchtbare Böden