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Vorbeugen ist besser als heilen – diese alte Weisheit gilt heute wie vor hundert Jahren – auch für die Landwirtschaft. Auf den Ackerbau übertragen heißt das: die Grundsätze des Pflanzenbaus nachhaltig umsetzen, damit Boden und Pflanzen gesund bleiben und auf Dauer sichere Erträge erzielt werden können.
Das Konzept dahinter nennt sich Feldhygiene und beinhaltet neben der Fruchtfolge zahlreiche andere Handlungsfelder wie Aussaat, Kultur- und Sortenwahl, Bodenbearbeitung, Nachernte-Management oder Düngung.
Nicht alle Maßnahmen machen überall gleichermaßen Sinn. „In welchen speziellen Bereichen Handlungsbedarf besteht, hängt ganz von den Gegebenheiten vor Ort ab“, sagt Dr. Bernd Augustin, Pflanzenbauexperte vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Eine übergeordnete Rolle spielen aus seiner Sicht aber die Bereiche Fruchtfolge, Sortenwahl, Saatverfahren, Nachernte-Management und Bodenbearbeitung.
Broschüre „Feldhygiene“
In der BZL-Broschüre „Feldhygiene“, die Sie kostenlos über den BLE-Medienservice beziehen können, werden weitere Handlungsfelder der Feldhygiene detailliert vorgestellt.
In den vergangenen 60 Jahren haben sich Landwirtinnen und Landwirte bei der Fruchtfolgegestaltung zunehmend von marktwirtschaftlichen Aspekten leiten lassen. Mit der Folge, dass sich die Fruchtfolgen immer weiter verengt haben und heute meist von winterungsbetonten Kulturen wie Winterweizen und Raps dominiert werden.
Das Problem mit engen Fruchtfolgen ist: Je öfter ein und dieselbe Kulturart in der Fruchtfolge auftaucht, umso höher ist der Selektionsdruck auf Unkrautflora und sonstige Schaderreger. In der Folge etablieren sich vor allem Arten, die sich unter den gegebenen Bedingungen gut entwickeln.
Bei der Unkrautflora dominieren schließlich wenige bestandsbildende Arten. Insbesondere Ackerfuchsschwanz und Windhalm werden in sehr engen und vor allem winterungsbetonten Fruchtfolgen schnell zu einem echten Problem.
Um Ertragsverluste zu vermeiden, werden häufig verstärkt Herbizide eingesetzt. Im Laufe der Zeit können sich Resistenzen gegenüber einzelnen Herbizidgruppen beziehungsweise Wirkungsmechanismen bilden.
„Solchen Resistenzen kann man dauerhaft nur noch mit angepassten Fruchtfolgen entgegenwirken“, sagt Augustin. „Das heißt, eine größere Vielfalt bei der Auswahl der Kulturarten und -familien. Idealerweise sollten dabei Halm- und Blattfrüchte, sowie Winterungen und Sommerungen, jährlich oder jedes zweite Jahr wechseln.“
Nicht nur Unkräuter werden durch enge Fruchtfolgen begünstigt. Auch Krankheiten und Schädlinge passen sich umso schneller an ein neues Nahrungsangebot an, je öfter eine Kultur flächendeckend auf den Feldern steht. Das gilt auch für eine selbstverträgliche Kultur wie Mais. In Gebieten mit intensivem Maisanbau hat sich so zum Beispiel der Maiswurzelbohrer massiv verbreitet und kann heute nur noch durch eine angepasste Fruchtfolge bekämpft werden.
Neben engen und einseitigen Fruchtfolgen haben auch andere Faktoren die Probleme im Pflanzenbau forciert. Ein nicht unwesentliches Problem stellen zum Beispiel die vorgezogenen Saattermine dar, vor allem im Getreidebau.
Nehmen wir das Beispiel Winterweizen: Für die meisten Kulturen gibt es einen mehr oder weniger langen Zeitraum, in dem sie ausgesät werden können. Nicht selten wird bei Weizen ein möglichst früher Saattermin gewählt, um bereits im Herbst einen gut entwickelten und bestockten Bestand zu etablieren.
Vorteile der frühen Aussaat sind die zu diesem Zeitpunkt oft günstigeren Boden- und Witterungsbedingungen, die höhere Toleranz gegenüber Trockenheit im Frühling und ein daraus resultierendes hohes Ertragspotenzial.
Nachteilig zu bewerten sind unter anderem die deutlich höhere Anfälligkeit für einige Krankheiten sowie die oft geringere Winterhärte und Standfestigkeit. Mehltau und Septoria, Halmbruch und Schwarzbeinigkeit, aber auch virusübertragende Blattläuse können von der oft warmen und feuchten Witterung im Herbst profitieren und befallen früh gesäte Bestände stärker als Normalsaaten.
Selbst Sorten mit einer guten Fuß- und Blattgesundheit sowie einer relativ langsamen Jugendentwicklung können diese Nachteile nur teilweise ausgleichen. Der bei Frühsaaten meist höhere Auflauf von Ungräsern kann zu erheblichen Problemen bei der Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz- oder Windhalmpopulationen führen, insbesondere bei Auftreten von resistenten Biotypen.
„Durch eine normale oder etwas spätere Aussaat lassen sich die vorgenannten Probleme deutlich reduzieren, ohne dass dabei relevante Ertragsnachteile zu erwarten sind“, sagt Augustin. „Das etwas höhere Risiko, den für den Ertrag optimalen Aussaattermin zu verpassen wird meist durch die geringeren Pflanzenschutzkosten wieder ausgeglichen.“
Werden Sorten mit einem hohen Bestockungsvermögen und einer guten Winterhärte gewählt, sind auch späte Aussaattermine möglich. Spätsaaten können besonders auf Standorten mit Ackerfuchsschwanz- oder Windhalmproblemen ein wichtiger Bestandteil der integrierten Ungrasbekämpfung sein.
Auch der Bodenbearbeitung kommt in Sachen Feldhygiene durch zunehmende Herbizidresistenzen und ein absehbares Zulassungsverbot von Glyphosat künftig eine immer größere Bedeutung zu. Fakt ist: Im Falle eines Glyphosatverbots wird es bei den derzeit weit verbreiteten Fruchtfolgesystemen und einer reduzierten Bodenbearbeitung deutlich schwieriger werden die Boden- und Pflanzenhygiene zu regulieren. Abhilfe kann ein geeignetes Nachernte-Management schaffen, das das Potenzial an Unkraut- und Ausfallsamen im Boden verringert.
Dem Nachernte-Management kommt darüber hinaus auch eine wichtige Bedeutung bei der Vorbeugung von Krankheiten und Schädlingen zu. So kann zum Beispiel über eine gezielte mechanische Zerkleinerung und Einarbeitung des Strohs und der Stoppeln einer Verbreitung des Maiszünslers in Mais, dem Fusarienbefall im Weizen und Phoma/Verticillium im Raps vorgebeugt werden.
Auch die Düngung ist ein wichtiger Handlungsbereich der Feldhygiene, da sie die Pflanzengesundheit beeinflusst. Grundsätzlich ist die Pflanzengesundheit abhängig von Umweltfaktoren, dem Vorkommen sowie der Virulenz von Schaderregern und der Widerstandsfähigkeit der Pflanze. Diese drei Größen stehen in Wechselwirkung zueinander und werden unter anderem durch die Pflanzenernährung beeinflusst.
Unter den Makronährstoffen ist in Zusammenhang mit der Pflanzengesundheit insbesondere auf eine ausreichende Versorgung mit Kalium, Calcium und Schwefel zu achten. Ein hohes Stickstoffangebot erhöht die Krankheitsanfälligkeit eher.
Von großer Bedeutung für die Widerstandsfähigkeit gegen pilzliche und tierische Schaderreger ist eine ausreichende Versorgung mit den Mikronährstoffen Bor, Mangan, Zink und Kupfer. Ähnliches gilt für die Versorgung mit Silizium. Dieses Element ist für die Pflanze nicht essenziell, übt aber verschiedene positive Effekte aus.
Letzte Aktualisierung: 16.05.2022