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Fruchtfolgen: Vielfalt als Schlüssel für weniger Unkraut und gesündere Kulturen Feldhygiene

Über eine angepasste Fruchtfolge können Betriebe ihre Feldhygiene deutlich verbessern. Eine optimale Fruchtfolge muss zum Betrieb und zum Standort passen.

Windhalm hat sich in Folge des hohen Anteils von Winterungen in der Fruchtfolge stark ausgebreitet. Er tritt mit Ausnahme von schweren Lehm- und Tonböden (hier dominiert der Ackerfuchsschwanz) auf nahezu allen Standorten auf.
Bild: Augustin

Die Gestaltung der Fruchtfolge wird auf den meisten landwirtschaftlichen Betrieben überwiegend von ökonomischen Zwängen bestimmt. Angebaut werden die Kulturen, die den größten Deckungsbeitrag versprechen und arbeitswirtschaftlich leicht abzuwickeln sind. Deshalb beschränken sich die meisten Fruchtfolgen auf wenige Kulturen wie Raps, Zuckerrüben, Winterweizen und Wintergerste, die meist in enger Abfolge angebaut werden.

Problemunkräuter und –ungräser auf dem Vormarsch

Das hat Folgen, die in den letzten Jahren immer deutlicher sichtbar wurden. So haben vor allem enge Getreidefruchtfolgen, mit Anteilen von Winterungen deutlich über 50 Prozent, die Ausbreitung von Ackerfuchsschwanz und Windhalm stark begünstigt.

Definition: Fruchtfolge

Die Fruchtfolge ist die Abfolge der Kulturen auf einer pflanzenbaulich genutzten Fläche im Ablauf der Vegetationsperiode und einem definierten Zeitraum. Eine Fruchtfolge besteht aus einem oder mehreren Gliedern. Als Fruchtfolgeglied wird die Abfolge von Blattfrucht und Halmfrucht bezeichnet.

Ackerfuchsschwanz ist das zurzeit wirtschaftlich bedeutendste Ungras. Hohe Getreideanteile und Winterungen führten zu einer sehr starken Verbreitung.
Bild: Landschreiber

Lange Zeit ließ sich der zunehmende Druck durch die beiden Gräser mit einem verstärkten Herbizideinsatz in Schach halten. Doch mit steigendem Samenpotenzial im Boden und durch die intensive Nutzung ähnlicher Wirkstoffe bildeten die Gräser zunehmend Resistenzen, weshalb auf vielen Flächen keine ausreichende Kontrolle mehr möglich ist.

Zwar wird die Unkrautzusammensetzung und Besatzdichte von vielen Faktoren beeinflusst, etwa von der Art der Bodenbearbeitung, der Sortenwahl und der Düngung. Die Gestaltung der Fruchtfolge gilt jedoch allgemein als wichtigster Einzelfaktor für die Unkrautregulierung. Um mit der Fruchtfolge die gewünschte Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern und Ungräsern zu erreichen, sollte das Spektrum an Kulturpflanzen möglichst vielfältig sein und zu den Standortvoraussetzungen eines Betriebs passen.

Kultur fördert Selektion bestimmter Unkräuter

Flughafer tritt in Fruchtfolgen mit hohen Anteilen von Sommergetreide vor allem auf schweren Böden auf.
Bild: Augustin

Jede angebaute Kultur führt zu einer Selektion bestimmter Unkrautarten. In der Regel bilden sich die Unkrautarten heraus, die einen ähnlichen Entwicklungsrhythmus haben wie die Kulturpflanze. Das gilt zum Beispiel für Winterweizen und den Ackerfuchsschwanz, die beide im Herbst keimen und im Sommer reifen. Je häufiger Winterweizen auf der gleichen Fläche angebaut wird, desto besser kann sich das Ungras vermehren und ein Samenpotenzial im Boden aufbauen.

Auf diese Weise bilden sich bei Fortsetzung einer engen und einseitigen Fruchtfolge Problemunkräuter und -ungräser heraus, deren Bekämpfung immer schwieriger wird. Als einzige Maßnahme bleibt oft nur ein verstärkter Herbizideinsatz.

Standortabhängig profitiert unter anderem Klettenlabkraut von hohen Getreideanteilen in der Fruchtfolge.
Bild: Augustin

Neben Ackerfuchsschwanz profitieren auch andere Unkräuter von Fruchtfolgen mit hohem Wintergetreideanteil. Dazu gehören zum Beispiel Kamille-Arten, Klettenlabkraut und Klatschmohn. Hohe Anteile von Sommerungen in der Fruchtfolge fördern dagegen Unkräuter wie Melden, Gänsefußarten und Windenknöterich.

Breite Fruchtfolgen fördern Konkurrenz zwischen Unkräutern

Mit einer breiten, gut aufgebauten Fruchtfolge lässt sich eine Selektion bestimmter Unkräuter und Ungräser verhindern, weil der Konkurrenzdruck unter den einzelnen Arten zunimmt. Zudem kommen bei regelmäßig wechselnden Kulturen auch häufiger unterschiedliche Herbizide zum Einsatz. Dadurch sinkt das Risiko, dass bestimmte Unkrautarten Resistenzen gegen häufig eingesetzte Wirkstoffe ausbilden.

Um Problemgräser wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm zurückzudrängen, sollten vor allem Winterweizen und Wintergerste häufiger durch Sommerungen ersetzt werden. Fachleute sehen den Wechsel auf Sommerungen inzwischen sogar als einzig realisierbare Lösung an, um die beiden Gräser auf stark belasteten Flächen zurückzudrängen. Als besonders effektiv gilt der Anbau von Hafer und Sommerroggen. Aber auch Mais, Kartoffeln und Körnerleguminosen sind dafür gut geeignet und ermöglichen zudem meist bessere Deckungsbeiträge als Sommergetreidearten.

Neben einem regelmäßigen Wechsel von Winterungen und Sommerungen ist für eine ausgewogene Fruchtfolge auch ein angepasster Getreideanteil von maximal 50 Prozent anzustreben. Ideal ist ein jährlicher Wechsel von Blattfrüchten wie Raps oder Kartoffeln und Halmfrüchten wie Getreide. Im Feldfutterbau sollten Betriebe zudem häufiger auf Alternativen zu Mais setzen wie Luzerne oder Kleegrasmischungen.

Film ab: Ackerbaustrategie 2035 - Kulturpflanzenvielfalt erhöhen und Fruchtfolgen erweitern

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Beispielfruchtfolgen

Rapsbetonte Fruchtfolge:

Raps – Winterweizen – Zwischenfrüchte, wie Phacelia, Rauhafer oder Buchweizen –Sommergerste – Zwischenfrucht – Körnererbsen - Wintergerste.

Der Wechsel von Blatt- und Halmfrucht sowie Sommerung und Winterung in dieser Fruchtfolge reduziert den Krankheits- und Unkrautdruck; die Bodenfruchtbarkeit wird gefördert.

Bei der Wahl der Zwischenfrüchte muss darauf geachtet werden, dass sie nicht zur Förderung von Krankheiten und Schädlingen der Hauptkultur beitragen – in Rapsfruchtfolgen sollten daher keine Kreuzblütler als Zwischenfrüchte gewählt werden, weil diese Verticillium, Sclerotinia oder auch Kohlhernie fördern.

An guten Standorten:

Kartoffel – Winterweizen – Zwischenfrüchte – Körnererbse – Wintergerste –Zwischenfrucht – Zuckerrübe – Winterweizen – Zwischenfrüchte wie nematodenresistenter Ölrettich oder Senf

Achtung bei Leguminosen

Werden Leguminosen fest in die Fruchtfolge integriert, sollten leguminosenfreie Zwischenfrüchte bevorzugt werden, da Leguminosen mit sich selbst unverträglich sind: Ackerbohnen erfordern eine Anbaupause von vier bis sechs Jahren, Körnererbsen von sieben bis zehn Jahren. Auch zu Futterleguminosen (z.B. Kleegras, Luzerne) sollte im Idealfall ein Abstand von drei bis vier Jahren eingehalten werden.

Krankheiten in Fruchtfolgen reduzieren

Der Druck durch Krankheiten und Schädlinge wird ebenfalls stark von der Fruchtfolge beeinflusst. Viele Schaderreger überdauern an Ernteresten oder im Boden, zum Teil sogar über Jahre hinweg. Wie Unkrautsamen können sich deshalb auch einzelne Erregerarten auf Flächen anreichern, wenn eine Kultur in zu engen Abständen angebaut wird.

Klassische bodenbürtige Fruchtfolgekrankheiten in Getreide sind zum Beispiel Schwarzbeinigkeit, Mutterkorn, das Gelbmosikvirus und Zwergsteinbrand. Um die Ausbreitung der Erreger zu vermeiden, sollte bei anfälligen Getreidearten eine mindestens zweijährige Anbaupause eingehalten werden.

Verticillium (links) und Kohlhernie (rechts) sind wichtige Fruchtfolgekrankheiten am Raps. Bei einem hohen Bodensamenvorrat mit Ausfallraps sind die Infektionsketten über die gesamte Fruchtfolge geschlossen. Eine effektive Bekämpfung des Ausfallraps ist daher wichtig.
Bilder: Landschreiber

Besonders anfällig für Fruchtfolgekrankheiten sind auch Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln. Bei Raps bereiten etwa Kohlhernie, Verticiliumwelke und Sclerotinia häufig Probleme. So ist der Befallsdruck durch Sclerotinia inzwischen auf vielen Flächen so hoch, dass die übliche Anbaupause von drei Jahren bei den sogenannten 00-Sorten nicht mehr ausreicht. Beim Anbau von Zuckerrüben und Kartoffeln führen neben Pilzerkrankungen wie Rhizoctonia und Phytophtora auch bodenbürtige Schädlinge wie Drahtwürmer und Nematoden in engen Fruchtfolgen häufiger zu Problemen.

Rübenzystennematoden können nicht direkt chemisch bekämpft werden, daher sollten in der Fruchtfolge Anbaupausen von mindestens drei Jahren eingehalten werden.
Bild: Augustin

Problematisch sind enge Fruchtfolgen auch durch die Nachbarschaft von Flächen auf denen im Vorjahr die gleiche Frucht stand. Denn viele Schaderreger und Schädlinge können auch von Nachbarschlägen einwandern. Das gilt zum Beispiel für Sporen der Blattdürre in Getreide und für verschiedene Fusarienarten. Auch Schädlinge wie der Getreidelaufkäfer, der Rapserdfloh oder Maiszünsler-Motten wechseln häufiger auf benachbarte Schläge.

Sporen von Fusarium (links; hier Ährenfusarium) sowie der Rapserdfloh (rechts; hier Larven in den Blattstielen) können von benachbarten Flächen auf die Kultur einwandern.
Bilder: links Roeb; rechts Landschreiber

Fruchtwechsel verpflichtend für Agrarantrag – vielfältige Fruchtfolgen werden zusätzlich gefördert

Aufgrund vieler ackerbaulicher und ökologischer Vorteile hat man sich auf EU- und nationaler Ebene darauf verständigt, vielfältige Fruchtfolgen zu fördern. Im Rahmen der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU gelten ab 2024 bestimmte Vorgaben für die Gestaltung der Fruchtfolgen. Betriebe erhalten die Einkommensgrundstützung in voller Höhe nur dann, wenn sie die Vorgaben nach GLÖZ 7 Fruchtwechsel einhalten. 

Danach ist bei der Fruchtfolgeplanung unbedingt zu beachten, dass auf einem Schlag maximal zwei Jahre hintereinander die gleiche Frucht stehen darf. Im dritten Jahr ist dann ein Wechsel erforderlich. Von diesem Pflichtfruchtwechsel ausgeschlossen sind mehrjährige Kulturen, Gras oder andere Grünfutterpflanzen, Brachen, Roggen, Tabak und Mais zur anerkannten Saatgutherstellung.

Zusätzlich können vielfältige Fruchtfolgen über die Öko-Regelung 2 Vielfältige Fruchtfolgen im Ackerbau gefördert werden. Diese Maßnahme ist freiwillig und einjährig, muss also jedes Jahr neu beantragt werden.

Broschüre „Feldhygiene“

In der BZL-Broschüre „Feldhygiene“, die Sie kostenlos über den BLE-Medienservice beziehen können, werden weitere Handlungsfelder der Feldhygiene detailliert vorgestellt.

Zur BZL-Broschüre „Feldhygiene"

Gestaltung der Fruchtfolge ist anspruchsvoll

Der Aufbau einer breiten und vielfältigen Fruchtfolge ist für viele Betriebe eine Herausforderung, insbesondere im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit. Bei der konkreten Anpassung und Erweiterung bestehender Fruchtfolgen müssen sie viele Parameter im Blick behalten. So gilt es, neben der Wirtschaftlichkeit auch den Arbeitsaufwand, die Standortfaktoren sowie die Möglichkeiten für Absatz und Verwertung der Ernte zu berücksichtigen.

Vielfältige Fruchtfolgen bieten zusätzliche Vorteile, die nicht immer direkt monetär bewertet werden können. Dazu gehören:

  • Unterbrechung von Infektionskreisläufen
  • Wirkstoffwechsel beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Resistenzproblematik)
  • Keine einseitigen Nährstoffentzüge
  • positive Effekte für die Bodenfruchtbarkeit und das Bodenleben
  • Stabilisierung des Humushaushalts (durch Wechsel von Humuszehrern und Humusmehrern)
  • eine größere Resilienz des Betriebs gegenüber längeren Dürrephasen und anderen Extremwetterereignissen.

Deshalb ist es sinnvoll, die Wirtschaftlichkeit nicht an einzelnen Kulturen zu bemessen, sondern über die gesamte Fruchtfolge hinweg.

Letzte Aktualisierung 16.02.2024

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