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Aussaat ist mitentscheidend für Unkraut- und Krankheitsdruck Feldhygiene

Früh oder spät, Einzelkorn- oder Drillsaat? Sowohl der Zeitpunkt als auch das Aussaat-Verfahren haben Einfluss auf das Unkrautgeschehen auf dem Acker und den Befall der Kulturen mit Pflanzenkrankheiten und Schädlingen. Welche Vorteile und Nachteile die Verfahren haben, erfahren Sie im Beitrag.

Mit einer späten Aussaat kann das Risiko für den Befall mit Pflanzenkrankheiten und das Auftreten von Ungräsern bei Wintergetreiden – insbesondere Winterweizen – minimiert werden.
Bild: Landpixel.de

Für jede Kultur gibt es einen mehr oder weniger langen Zeitraum, in dem sie ausgesät werden muss. Die Saatzeit ist abhängig vom Bodenzustand, dem Witterungsverlauf und dem Zeitpunkt der Vorfruchternte.

Im Wintergetreide sind spätere Saaten zu bevorzugen

Winterweizen zum Beispiel wird häufig schon sehr früh im September gesät, damit sich bereits im Herbst ein gut entwickelter und bestockter Bestand etabliert. Vorteile der frühen Winterweizensaat sind die zum Saatzeitpunkt oft günstigeren Boden- und Witterungsbedingungen, die höhere Toleranz gegenüber Trockenheit im Frühling und daraus resultierend ein hohes Ertragspotenzial.

Nachteil einer frühen Saat ist dagegen die höhere Anfälligkeit des Weizens gegenüber Mehltau, Blattseptoria, Halmbruch und Schwarzbeinigkeit. Diese Pflanzenkrankheiten profitieren von der oft warmen und feuchten Witterung zu dieser Zeit. Außerdem sind früh gesäte Bestände oft wenig winterhart und standfest.

Im Wintergetreide sind spätere Saaten zu bevorzugen

Sorten mit einer guten Fuß- und Blattgesundheit sowie einer langsamen Jugendentwicklung und geringen Auswinterungs- und Lagerneigung können diese Nachteile zwar zum Teil wieder ausgleichen. Der bei Frühsaaten meist höhere Auflauf von Ungräsern kann jedoch auch bei diesen Sorten zu erheblichen Problemen, insbesondere mit herbizidresistenten Ackerfuchsschwanz- und Windhalmpopulationen, führen.

Ackerfuchsschwanz ist ein Problemungras in Winterweizen, dessen Ausbreitung durch späte Aussaaten minimiert werden kann.
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Durch die Aussaat zu einem für das jeweilige Anbaugebiet normalen oder etwas späteren Zeitpunkt lassen sich der Krankheits- und Ungrasdruck im Winterweizen deutlich reduzieren, ohne dass dabei große wirtschaftliche Nachteile zu erwarten sind. Das gegebenenfalls etwas geringere Ertragspotenzial wird häufig durch die geringeren Pflanzenschutzkosten wieder ausgeglichen.

Auf Standorten mit hohem Ackerfuchsschwanzbesatz sind späte Aussaattermine ausgesprochen gut geeignet, um dem Problemungras beizukommen – insbesondere dann, wenn diese mit anderen Maßnahmen kombiniert werden. Bei späten Saaten sollte jedoch nach Möglichkeit auf Sorten mit einer schnellen Jugendentwicklung, einer guten Winterhärte und einem hohen Bestockungsvermögen geachtet werden.

Ähnlich wie beim Winterweizen ist es auch bei anderen Wintergetreiden wie Wintergerste und Roggen. Um das Risiko des Befalls mit Pflanzenkrankheiten und Ungräser zu minimieren, wird auch bei diesen Kulturen von Frühsaaten abgeraten.

Sommergetreide profitieren von frühen Saaten

Anders ist es hingegen bei den Sommergetreiden. Frühe Aussaattermine begünstigen bei diesen die Bestockung und resultieren meist in einer höheren Bestandsdichte. Die nach einer frühen Aussaat oft günstigeren Witterungsbedingungen während der Kornanlage und Kornfüllung können die Ertragsleistung deutlich verbessern. Krankheiten und Schädlinge, die auf höhere Temperaturen angewiesen sind, befallen die Pflanzen oft erst zu einem Zeitpunkt, in dem diese bereits eine gewisse „Alterstoleranz“ entwickeln konnten. Unkräuter, die erst später im Frühling auflaufen, werden von einem früh gesäten Bestand besser unterdrückt.

Feldhygiene

Aussaat und Pflanzung sind eines von vielen Handlungsfeldern des Gesamtkonzepts „Feldhygiene“. Unser Übersichtsartikel fasst die Maßnahmen kompakt zusammen:

Feldhygiene - Langfristig handeln statt notdürftig heilen

In der BZL-Broschüre „Feldhygiene“, die Sie kostenlos über den BLE-Medienservice beziehen können, werden weitere Handlungsfelder der Feldhygiene detailliert vorgestellt:

Zur Broschüre Feldhygiene

Saatverfahren an Kultur, Boden und Witterung anpassen

Das gewählte Saatverfahren beeinflusst nicht nur die Jugendentwicklung einer Kultur, sondern auch die spätere Bestandsdichte und die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen sowie ungünstigen Witterungsereignissen.

Das beginnt bereits bei der Saatbettbereitung: Ist das Saatbett zu fein, steigt das Risiko für Erosion und Verschlämmung. Ist es zu grob oder schlecht rückverfestigt, ist der Wasseranschluss des Saatguts und damit dessen Keimung gefährdet. Bei einem zu nassen oder durch falsche Bearbeitung verdichteten Saatbett steigt wiederum das Risiko für einen Befall mit Auflaufkrankheiten, außerdem wird die Wurzelentwicklung reduziert.

Um einen optimalen Feldaufgang zu erzielen, ist es daher wichtig, die Bearbeitungsintensität an den Ansprüchen der Kultur sowie den aktuellen Boden- und Witterungsbedingungen auszurichten. Besondere technische Verfahren wie die Streifenfrässaat bei Mais oder Zuckerrüben können helfen, wenn ein Kompromiss zwischen intensiver Bodenlockerung und Erosionsschutz gefunden werden muss. Bei der Streifenfrässaat wird nur ein schmaler Bereich um die Saatreihe gelockert, während der übrige Boden unbearbeitet bleibt.

Einzelkorn- oder Drillsaat?

Raps, der in Einzelkornsaat gesät wurde, bildet kräftigere Pflanzen aus, die widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Schädlingen sind.
Bild: Landpixel.de

Auch die Frage Drillsaat oder Einzelkornsaat spielt eine Rolle in Bezug auf die Feldhygiene. Kulturen, in denen die Standraumverteilung einen sehr großen Einfluss auf die Bestandsentwicklung hat (beispielsweise bei Mais, Zuckerrüben), werden fast ausschließlich mit Einzelkornsätechnik gesät.

Bei Raps und Leguminosen könnte eine Einzelkornsaat ebenfalls dazu beitragen, den Feldaufgang zu verbessern und gleichmäßige Bestände mit kräftigen und gegenüber Krankheiten und Schädlingen widerstandsfähigen Einzelpflanzen zu etablieren. Das kommt insbesondere bei einem nicht optimalen Saatbett oder trockener Witterung zum Tragen.

Saatdichte und -tiefe sind immer ein Kompromiss

Die Saatdichte beziehungsweise die daraus resultierende Standraumverteilung hat in fast allen Kulturen einen deutlichen Einfluss auf die Bestandsentwicklung und Ertragsleistung.

Bei Getreide haben hohe Saatdichten den Vorteil, dass die sich entwickelnden Bestände den Boden schneller decken und Unkräuter besser unterdrücken können. Andererseits erhöhen dichte Bestände das Risiko für die Ausbreitung von pilzlichen und bakteriellen Krankheiten, da sich in diesen häufig ein feuchtes Mikroklima bildet. Darüber hinaus neigen sehr dichte Bestände dazu, früher und stärker in die Länge zu wachsen und sind daher oft weniger winterhart und standfest.

Beim Winterraps ist eine geringere Saatdichte mit guter Einzelpflanzenentwicklung wichtiger zu bewerten als eine hohe Bestandsdichte. Dadurch entwickeln sich kräftige Pflanzen, die weniger empfindlich auf Krankheiten und Schädlinge reagieren. Bei sehr dichten Beständen erhöht sich zudem die Wahrscheinlichkeit des Aufstängelns im Herbst und damit das Risiko für Auswinterungsverluste.

Bei Mais erhöhen zu dichte Bestände das Risiko für Trockenstress und bei ausreichender Wasserverfügbarkeit die Konkurrenz um Licht und Nährstoffe. Deutlich zu dünne Bestände erzielen wiederum keine optimalen Erträge und sind anfälliger für Erosion, Wildschäden und Spätverunkrautung.

Auch bei der Saattiefe müssen Kompromisse gemacht werden, die sich an der Kultur und den Standortbedingungen orientieren. Im Allgemeinen kann eine flache Aussaat den Feldaufgang und die Jugendentwicklung beschleunigen, da der Keimling weniger Zeit und Energie zum Erreichen der Bodenoberfläche benötigt. Zu beachten ist dabei aber, dass den Samen ausreichend Wasser für die Keimung zur Verfügung steht. Wegen der unterschiedlichen Ansprüche an die Wasseraufnahme gilt prinzipiell: Großkörnige Samen wie Mais und Körnerleguminosen sollten tiefer gesät werden als Getreide und kleinkörnige Samen.

Tiefere Saaten schützen die Samen auch besser vor Mäuse- und Vogelfraß, führen bei kalten und nassen Bedingungen aber häufiger zu Auflaufkrankheiten. Die optimale Saat- oder Pflanztiefe hängt daher auch von den tatsächlichen Boden- und Witterungsverhältnissen und dem erwarteten Krankheits- und Schädlingsdruck ab.

Letzte Aktualisierung: 11.10.2023

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