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Lohnt sich der Anbau von Erbsen und Bohnen? Kulturpflanzenvielfalt und Fruchtfolge

Der Anbau von Ackerbohnen und Erbsen bietet nicht nur zahlreiche ackerbauliche Vorteile. Auch ökonomisch können die Körnerleguminosen mit Weizen und Raps mithalten.

Angemessen hohe Erträge und Erzeugerpreise bzw. Futterwerte sind wichtige Stellschrauben für den wirtschaftlichen Erfolg des Ackerbohnen- und Erbsenanbaus.
Quelle: landpixel.de

Ackerbohnen und Erbsen können für landwirtschaftliche Betriebe eine wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative zu anderen Hauptkulturen wie Weizen oder Raps darstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Untersuchung des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne (DemoNetErBo), die im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt wurde.

In dem Projekt wurden über einen Zeitraum von vier Jahren (von 2016 bis 2019) Daten von zahlreichen konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben erfasst und bewertet. Damit der Anbau wirtschaftlich ist, so die Autorinnen und Autoren, sei es jedoch wichtig, dass die Körnerleguminosen in puncto Anbau und Vermarktung dieselbe Aufmerksamkeit erhalten wie andere Hauptkulturen. Zugute kommt ihnen dabei ein besonderer Vorteil: Der hohe Vorfruchtwert, der laut der Experten bei der Bewertung mitberücksichtigt werden muss.

Wieviel verdient man mit dem Anbau von Erbsen und Bohnen?

Je nach Absatzweg lassen sich sehr unterschiedliche Preise erzielen.
Quelle: landpixel.de

Die durchschnittlichen Erzeugerpreise beim Verkauf von konventionellen Körnererbsen lagen über alle vier Untersuchungsjahre auf einem konstanten Niveau von 20 bis 21 Euro/dt. Bei den konventionell erzeugten Ackerbohnen kam es dagegen durch die zunehmende Nachfrage nach heimischer Ware und die trockenheitsbedingten niedrigeren Erträge 2018 und 2019 zu einem Anstieg der durchschnittlichen Vermarktungspreise von 21 (2016) auf 24 Euro/dt (2019). Für ökologisch erzeugte Ackerbohnen konnten im Schnitt Preise von 42 bis 47 Euro/dt und für Körnererbsen von 35 bis 47 Euro/dt erzielt werden.

Die Untersuchung ergab außerdem, dass der Einsatz von Ackerbohnen und Erbsen besonders auch für die inner- oder zwischenbetriebliche Nutzung interessant ist: Bei einer Verfütterung konventioneller Körnerleguminosen in der Schweine- und Rinderhaltung lag der Futterwert der Leguminosen regional zum Teil deutlich über den am Markt erzielbaren Erzeugerpreisen. Reine Futterwertvorteile von bis zu 10 Euro/dt (abzüglich der Kosten für Lagerung, Aufbereitung, etc.) zugunsten von Erbse und Ackerbohne waren hier möglich.

Gibt es betriebliche Unterschiede?

Weiterhin zeigte sich, dass es je nach Absatzweg und Region zu unterschiedlichen Preisen kommen kann. So konnte zum Beispiel für Speiseware ein höherer Preis erzielt werden als für Futterware. Im Vermehrungsanbau wurden Erzeugerpreise von durchschnittlich 27,20 Euro/dt für konventionelle Ackerbohnen und bis zu 23 Euro/dt für Erbsen gezahlt. Im Ökoanbau lagen die Preise für den Vermehrungsanbau zwischen 66 bis 90 Euro/dt für Ackerbohnen beziehungsweise 90 bis 100 Euro/dt für Körnererbsen.

Dem Aspekt der innerbetrieblichen Verwertung als Futter sollte besonders Rechnung getragen werden.
Quelle: landpixel.de

Die Autorinnen und Autoren der Studie raten daher: Wer Körnerleguminosen anbauen will, sollte nach Möglichkeit schon im Vorfeld Gespräche mit der aufnehmenden Hand führen. Lieferverträge können den Warenfluss absichern und eine für beide Seiten zufriedenstellende Preisgestaltung schaffen. Die Nutzung von Online-Marktplätzen (wie beispielsweise www.leguminosenmarkt.de) oder der Abnehmerkarte der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), der Saatenunion und des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne können eine gute Hilfestellung für die Vermarktung bieten.

Welche monetären Effekte hat der Vorfruchtwert von Erbsen und Bohnen?

Körnerleguminosen besitzen bekanntermaßen einen hohen Vorfruchtwert. Bei einer Anbauentscheidung sollten daher ihre vielen pflanzenbaulichen Vorteile in der Fruchtfolge auch monetär berücksichtigt werden.

In den vier Untersuchungsjahren errechnete sich nach Angaben der befragten Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter für die konventionell angebauten Ackerbohnen ein Vorfruchtwert von rund 168 Euro/ha und für konventionelle Erbsen von rund 124 Euro/ha. Der Hauptanteil der Vorfruchtleistung wird laut der Studie durch den monetären Mehrertrag der Folgekultur erzielt, der auf durchschnittlich 90 bis 125 Euro/ha geschätzt wird. Der hohe Vorfruchtwert ist auch auf die Stickstofffixierung der Leguminosen zurückzuführen. Denn über die Wurzelrückstände werden je nach Standort und Jahr schätzungsweise zwischen 25 und 30 kg/ha Stickstoff für die Folgefrucht im Boden hinterlassen. Daraus ergibt sich eine Stickstoffeinsparung zur Folgefrucht von 20 bis 21 Euro/ha. Da nach Erbsen und Bohnen in der Regel auch weniger Bodenbearbeitung notwendig ist, können noch zusätzlich Maschinenkosten in Höhe von 14 bis 31 Euro/ha eingespart werden – eine Rechnung, die sich lohnt.

Es gibt noch zahlreiche weitere Vorteile durch Körnerleguminosen, wie verbesserte Bodenfruchtbarkeit, Fruchtfolgeauflockerung, Unterbrechung von Infektionszyklen wichtiger Getreide- und Rapskrankheiten, Maßnahmen des Resistenzmanagements (Gräser), Erhöhung der Biodiversität in der Agrarlandschaft, Bereitstellung von Insektentracht und vieles mehr. Diese wurden in der Untersuchung jedoch nicht monetär bewertet.

Infografik Körnerleguminosen

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Zur Infografik

Wie kann die Wirtschaftlichkeit von Erbsen und bewertet werden?

Um den Anbau von Bohnen und Erbsen abschließend ökonomisch bewerten und mit anderen Hauptkulturen wie Winterweizen oder Raps vergleichen zu können, haben die Forschenden das Berechnungssystem der Direkt- und arbeitserledigungskostenfreien Leistungen – kurz DAL – verwendet. Im Unterschied zur bekannten Deckungsbeitragsberechnung werden hierbei auch der Vorfruchtwert der Leguminosen sowie die Wechselbeziehungen in Anbausystemen, wie zum Beispiel die Arbeitszeitverteilung, die Maschinenauslastung oder die Absicherung gegen extreme Wetterverläufe berücksichtigt (siehe Infokasten).

Berechnungsschema der Direkt- und arbeitserledigungskostenfreien Leistungen (DAL)

Für die Berechnung der DAL werden von den Leistungen die Direktkosten und die variablen und fixen Arbeitserledigungskosten abgezogen. In die Berechnung der Leistungen, die die jeweilige Kultur erbringt, fließen der Ertrag, der erzielte Preis (als Betriebswert) und der Vorfruchtwert ein. Der Betriebswert beschreibt den erzielbaren Preis. Er stellt einen betriebsindividuellen Mischkalkulationspreis aus Erzeugerpreis und Futtervergleichswert dar. Direktzahlungen aus Agrarumweltmaßnahmen bleiben zunächst unberücksichtigt, da sie bundesland- und betriebsspezifisch sehr unterschiedlich ausfallen und die direkte ökonomische Bewertung der angebauten Kulturen verfälschen würden.

Die DAL trägt letztlich zur Deckung der verbleibenden Kosten (Gebäude-, Flächen-, Rechte-, Allgemeine Kosten/Unternehmensführung) bei. 

Leistungen

Marktleistungen/Futtervergleichswert/Betriebswert

Vorfruchtwert

– Direktkosten

Saatgut, Düngung/Nährstoffabfuhr, Pflanzenschutz, Konservierung

= Direktkostenfreie Leistung

– Arbeitserledigungskosten

Lohn, Lohnansatz, Lohnunternehmer, feste und variable Maschinenkosten

= Direkt- und arbeitserledigungskostenfreie Leistung (DAL)

Quelle: Erbsen und Ackerbohnen anbauen und verwerten, BZL 2021

Was sagen uns die Ergebnisse?

Im Mittel der vier Anbaujahre 2016 bis 2019 erwirtschafteten die konventionellen Betriebe mit einem durchschnittlichen Ackerbohnenertrag von 41,3 dt/ha und einem Betriebswert (Mischkalkulation aus Verkaufswert und/oder Futtervergleichswert) von 22,50 Euro/dt eine positive durchschnittliche DAL von 411 Euro/ha. Die ökologisch wirtschaftenden Betriebe ernteten im Schnitt 12,4 dt/ha weniger als die konventionellen. Aufgrund des deutlich höheren Preisniveaus erzielten sie aber eine weit höhere durchschnittliche DAL von 855 Euro/ha.

Für Erbsen errechnete sich im Durchschnitt aller konventionellen Betriebe eine DAL von 274 Euro/ha – bei einem Ertrag von durchschnittlich 38,2 dt/ha und einem Betriebswert von 21,43 Euro/dt. Und auch hier galt für den ökologischen Anbau: Trotz eines niedrigeren Ertrags, erwirtschafteten die erbsenanbauenden Öko-Betriebe im Durchschnitt eine doppelt so hohe DAL wie die konventionellen Kollegen. Das lag hauptsächlich daran, dass die Öko-Betriebe einen im Schnitt um mindestens 30 Euro/dt höheren Betriebswert erzielten.

Fazit

Wie die Grafiken der Untersuchung (siehe unten) zeigen, können Erbsen und Bohnen ökonomisch durchaus mit anderen Hauptkulturen wie Winterweizen oder Raps mithalten. Bei der Integration von Körnerleguminosen in die Fruchtfolge sind die erzielbaren Erzeugerpreise bzw. Futterwerte in Verbindung mit einem angemessen hohen Ertrag wichtige Stellschrauben für den wirtschaftlichen Erfolg. Auch im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gewinnen Leguminosen an Bedeutung und bieten Landwirten ein wichtiges Werkzeug zur Umsetzung der Anforderungen.

Wirtschaftlichkeit von konventionellen Ackerbohnen bei variierendem Ertrag und Erzeugerpreis im Vergleich zu Winterweizen, Stoppelweizen und Raps im DemoNetErBo 2016 - 2019 (mit Vorfruchtwert und N-Düngung nach Nährstoffabfuhr).
Quelle: Erbsen und Ackerbohnen anbauen und verwerten, BZL 2021
Wirtschaftlichkeit von konventionell erzeugten Erbsen bei variierendem Ertrag und Erzeugeris im Vergleich zu Winterweizen (2 Erzeugerpreise), Stoppelweizen und Raps im DemoNetErBo 2016 - 2019 (mit Vorfruchtwert und N-Düngung nach Nährstoffabfuhr).
Quelle: Erbsen und Ackerbohnen anbauen und verwerten, BZL 2021

Letzte Aktualisierung 28.09.2023

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