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07.11.2024, Bernhard Bundschuh (LTZ Augustenberg) Anton Wagner ist gelernter Landwirt. Gemeinsam mit seinem Sohn, dem Landwirtschaftsmeister Maximilian Wagner führt er in Neunheim bei Ellwangen den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb Wagner mit den Schwerpunkten Ackerbau und Kartoffelbau. Auf dem Betrieb sind momentan Kartoffeln, Mais, Dinkel, Winterweizen, Wintergerste, Hafer und Grünland für Mastbullen im Anbau. Die beiden Landwirte A. und M. Wagner haben Anfang September wieder zur großen Schau der Kartoffelsorten eingeladen. Zahlreiche Teilnehmer haben nicht nur erfahren, dass Kartoffel nicht gleich Kartoffel ist. Der äußerst vielseitige Landwirtschaftsbetrieb wurde erstmals auch als einer von insgesamt 16 in Baden-Württemberg fungierenden Demonstrationsbetrieben Integrierter Pflanzenbau vorgestellt. In diesem Zusammenhang präsentierte das LTZ Augustenberg einige vielversprechende Flächen- und Anbaumaßnahmen, die in diesem Jahr auf den betriebseigenen Ackerflächen umgesetzt wurden.
Zu Beginn der alljährlichen Kartoffelschau wurden in diesem Jahr 25 Sorten präsentiert und immer wieder über deren Zukunftsfähigkeit des Anbaus diskutiert.Hauptthema und Hintergrund dieses Informationstages war u.a. die Anpassung der verschiedenen Kartoffelsorten an Klima und Bodenfeuchtigkeit, die Resistenz gegen Krautfäule und andere Pilzkrankheiten sowie die Gefahr der Zuwanderung neuer, tierischer Pflanzenschädlinge. Zu dieser Problematik passt es prima, dass das LTZ Augustenberg den Landwirtschaftsbetrieb Wagner für die Teilnahme am bundesweit aufgestellten Projekt „Modell- und Demonstrationsvorhaben Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau“ als Teilnehmer gewinnen konnte. Denn damit können im Zuge der Umsetzung der „Ackerbaustrategie 2035“ für die Anbauregion Ostalbkreis auf den Betriebsflächen der Familie Wagner die Praktikabilität neuer, innovativer und zukunftsfähiger Anbauverfahren überprüft werden. Ziel der Maßnahmen ist es, definierte Leitlinien umzusetzen und konkrete Handlungsfelder zu erkennen, die der Praxis Perspektiven aufzeigen, wie der moderne und klimaangepasste Pflanzenbau auf der Ostalb zukünftig gestaltet werden kann.
Der Betrieb Wagner in Neunheim bei Ellwangen setzt Maßnahmen in den Feldern Pflanzenschutz/Digitaliserung, Biodiversität und Kulturpflanzenvielfalt um. Zur Motivation der Teilnahme am Projekt sagt Maximilian Wagner: „Ich bin bei dem Projekt dabei, weil ich neue Anbauverfahren und Kulturen entdecken und ausprobieren möchte. Es ist interessant, mit neuen Maßnahmen zu arbeiten. Zudem erhoffe ich mir, weitere Wege zu finden, Pflanzenschutzmittel einzusparen. Außerdem gefällt mir der Austausch mit den Kollegen.“
Wie das aussehen kann, zeigen die ersten Maßnahmenpakete, die auf den rauen Flächen der Ostalb in 2023/2024 gemeinsam mit den Wagners umgesetzt werden konnten. So wurden im Zuge der Erweiterung der Biodiversität auf Maisflächen erstmals Kleeuntersaaten getestet. Diese sollen der Reduzierung des Herbizideinsatzes dienen und noch mehr Nützlinge auf die Flächen locken. Die Tatsachen im Feld zeigten, dass bei den Untersaaten noch einiges an Optimierung notwendig ist, um durch diese vielversprechende Maßnahme den großen Konkurrenzdruck vom Mais abzuwenden. Leider wurde auch das Blühen von Klee durch Schatten - den Maispflanzen nun mal erzeugen - größtenteils unterdrückt. Eine Unkrautunterdrückung durch Klee war erkennbar, aber aus fachlicher Sicht nicht stark genug. Deshalb haben sich die Betriebsleiter in Zusammenarbeit mit dem LTZ für 2025 vorgenommen, andere Mischungen zu testen und auch den Saatzeitpunkt anzupassen. So sollen nach dem letzten Hacken im 6-8 Blattstadium des Maises andere Saatmengen und auch eine neue Ausbringtechnik einige Vorteile bringen. Die Experten versprechen sich davon, keine weitreichende Störung der N-Mineralisation in der Jugendentwicklung des Mais und ein deutlich besseres Unkraut- und Herbizidmanagement.
Zweites kleines Projekt zur Erweiterung der Biodiversität war der Anbau eines Mais-Bohnengemenges. Hier zeigte sich, dass das Verfahren gut auf die Ostalb passt. Der entsprechende Bestand hatte die gesamte Vegetationsdauer leichte visuell feststellbare Vorteile im Vergleich zum normalen Anbau. Optimierungen wird es hier nur im Bereich der Aussattmengen geben, denn ansonsten passt dessen Anbauform gut auf die Flächen und damit in den Betrieb der Familie Wagner.
Erste richtungsweisende Erkenntnisse lassen sich auch aus der gezielten Erweiterung der Kulturartenvielfalt ableiten. Dafür wurden auf einer kleinen Fläche Kichererbsen angebaut. Die Wagners haben dazu auch schon eine ganz spezielle Idee zur eigenen Vermarktung des Erntegutes. Insgesamt betrachtet hat die Kultur eher geringe Witterungs- und Anbauansprüche und ist unter diesen Gesichtspunkten eigentlich gerade prädestiniert für einen weiteren Anbautest auf der Ostalb. Im Blick muss man allerdings die bisher nahezu unbekannte Sortenanfälligkeit gegen Pilzkrankheiten haben, insbesondere Ascochyta. Ziel ist es jetzt standortspezifisch geeignete Sorten zu finden die gegen diese nahezu Anbaustoppende Krankheit erkennbare Resistenzen aufweist. Zudem ist geplant, alternative Leguminosen auf dem Standort zu testen. Weiter zählt beim Anbau von Kichererbsen die Optimierung des Aussaattermins bei höherer Aussaatstärke - vor allem bei der mechanischen Unkrautbekämpfung - sowie der Einsatz verschiedener Inokulationsmittel, die der besseren Entwicklung von Knöllchenbakterien dienen, zu den diesjährigen und regional verwertbaren Erkenntnissen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in voller Länge in der 3. Ausgabe des regionalen Newsletters zum MuD IPB in Baden-Württemberg. Diese und die vergangenen Ausgaben finden Sie zum Download auf der regionalen Projektwebsite des LTZ Augustenberg.