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Erfahrungen und Strategien in NRW: Rückblick der Demonstrationsbetriebe auf die Anbausaison 2023/24

13.09.2024 - Betriebstreffen | Unkrautregulierung Mais | Zwischenfruchtetablierung

Die Teilnehmenden begutachten die Zwischenfruchtbestände vom Demonstrationsbetrieb Schlüter, 11.09.2024.
Wilhelm Wortmann

13.09.2024, Angela Sievernich (LWK NRW)       Wie verlief die vergangene Saison und was planen die Demonstrationsbetriebe aus NRW für das kommende Jahr? Darüber tauschten sich sechs der zehn am Projekt beteiligten Betriebe und Beteiligte der Landwirtschaftskammer NRW am 11.09.2024 auf dem Demonstrationsbetrieb Schlüter in Ennigerloh aus. Der landwirtschaftliche Betrieb Schlüter hält Mastschweine und baut für diese auf ca. 60 ha Ackerfläche Futter an. Die Böden lassen sich als lehmig-tonig einstufen, was z.B. die mechanische Unkrautregulierung und den Anbau früher Sommerungen oder die Spätsaat von Winterungen erschwert. Die Schweinehaltung befindet sich in Umstellung auf Haltungsstufe 4, wodurch der Strohnutzung aus dem eigenen Getreideanbau in den nächsten Jahren besondere Bedeutung zukommen wird.

Demonstrationsbetrieb Schlüter zeigt die Maßnahmenumsetzung im Saisonverlauf.
Angela Sievernich (LWK NRW)

In der vergangenen Saison setzte der Betrieb Projektmaßnahmen in den Handlungsfeldern Kulturartenvielfalt und Fruchtfolge, Pflanzenschutz, Digitalisierung und Biodiversität um. Unter anderem wurde der Anbau einer Sortenmischung Winterweizen (KWS Keitum + KWS Emerick) mit rein mechanischer Unkrautregulierung erprobt. Der Betrieb verfügt über einen eigenen Hackstriegel, der auf der Maßnahmenfläche im März zwei Mal zum Einsatz kam. Aufgrund der nassen Witterung war ein Striegeleinsatz im Herbst nach der Aussaat am 18.10. nicht möglich. Auflaufende Unkräuter wurden bei den Striegeldurchgängen im März zwar verschüttet, jedoch sind auch wieder neue Unkräuter sowie Ackerfuchsschwanz aufgelaufen. Letzterer erforderte dann doch einen Herbizideinsatz im Frühjahr. Eine Spätsaat mit Winterweizen im Januar (Sorten Debian, Asory) präsentierte sich gesünder und mit weniger aufgelaufenen Ungräsern, jedoch auch mit geringeren Erträgen als die Oktobersaat (6 t/ha statt 8 t/ha).

Maisbestand, zweimal gehackt und einmal im Band gespritzt, 11.09.2024.
Angela Sievernich (LWK NRW)

Im Mai wurden Sojabohnen gelegt mit dem Ziel, die Fruchtfolge zu erweitern und pflanzlichen Rohstoff für die deutsche Lebensmittelindustrie zu produzieren. Leider wurde die Anbaufläche trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen gegen Tauben von diesen ab dem Tag der Aussaat kahl gehalten. Da die nötige Bestandesdichte von mindestens 30 Pflanzen pro m² trotz einer Aussaatstärke von 80 Körnern pro m² nicht erreicht wurde, wurde nachträglich Mais auf dem Schlag etabliert. Auf zwei Flächen wurden Verfahren zur alternativen Unkrautregulierung im Mais verglichen. Betriebsüblich erfolgt eine einmalige, flächige Herbizidbehandlung. Dies stellt gleichzeitig die einzige Maßnahme mit chemischem Pflanzenschutz im Mais dar. Als alternative Verfahren war geplant, das mehrmalige Striegeln mit anschließendem Hacken sowie das Hacken mit kombinierter Bandspritzung durch einen Lohnunternehmer zu erproben. In diesem Jahr gab es für die mechanischen Maßnahmen aufgrund ergiebiger Niederschläge und schwieriger Bodenverhältnisse wenige geeignete Zeitfenster. Die rein mechanische Variante wurde nach dem ersten Striegeln wegen auflaufender Disteln auf der Teilfläche und damit einhergehender Vermehrung nach einem Hackdurchgang abgebrochen. Das Hacken mit kombinierter Bandspritzung führte erst nach einem zweiten Hackdurchgang zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Dieses war dann vergleichbar mit dem der flächigen Herbizidbehandlung. Hemmend für die großflächige Umsetzung sind insbesondere die Mehrkosten des Verfahrens – aktuell gibt es nur eine Förderung für den kompletten Herbizidverzicht, nicht aber für kombinierte Verfahren zur Herbizidreduktion – sowie das Witterungsrisiko. 

Eine offene Frage für die Demonstrationsbetriebe ist die nach den langfristigen Folgekosten und Auswirkungen von Unkräutern und -gräsern, die bei alternativen Verfahren zur Unkrautregulierung nicht erfasst werden. Im Jahr der Maßnahme kann man diese oft ohne Ertragsauswirkungen tolerieren. Es entsteht jedoch ein großes Samenpotential, das in den Folgejahren gezielte Beachtung und Kontrolle erfordert.

Dichter Zwischenfruchtbestand nach Wintergerste, Aussaat mit dem "Coverseeder", 11.09.2024.
Angela Sievernich (LWK NRW)

Als Strategien für den Glyphosatersatz und zur Unkraut- und Ungrasunterdrückung setzt der Betrieb einen Treffler TGA Grubber ein und baut Sommer- und Winterzwischenfrüchte an. Das betriebsübliche Verfahren ist der Stoppelumbruch zeitnah nach dem Drusch mit einem auf dem Grubber aufgebauten pneumatischen Streuer mit Verteilschläuchen. Dieses Verfahren ermöglicht eine kostengünstige und frühzeitige Etablierung der Zwischenfrüchte, sodass auch das Ausfallgetreide unterdrückt wird. Als alternatives Verfahren wurde auf einer Fläche, auf der Wintergerste stand, deren Stroh nicht abgefahren wurde, der Cover Seeder der Fa. Müthing eingesetzt. Ziel war es, dass der Samen des auf der Fläche erstmals stark aufgetretenen Ackerfuchsschwanzes nicht in den Boden eingetragen und dort für die nächsten Jahre konserviert wird, sondern aufläuft und von der Zwischenfrucht unterdrückt bzw. im feuchten Strohmulch zersetzt wird. Am Tag des Treffens präsentierte sich bereits ein sehr dichter Zwischenfruchtbestand aus Phacelia, Alexandrinerklee, Inkarnatklee, Öllein und Ramtillkraut. Im Frühjahr soll hier ein Zwischenfruchtumbruch ohne Glyphosat für die Folgekultur Mais erprobt werden.

Das Verfahren mit Bodenbearbeitung erwies sich insbesondere in diesem nassen Jahr in den Fahrgassen - mit tieferen Fahrspuren als sonst üblich - als notwendig, um dort einen dichten Zwischenfruchtbestand mit guter Unkrautunterdrückung zu erreichen. Im Vergleich zeigte sich auch, dass die früheren Saattermine der Zwischenfrucht zu besser entwickelten und unterdrückenden Zwischenfruchtbeständen führen.