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27.12.2024 Am Mittwoch, den 04. Dezember, haben sich die Brandenburger Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau getroffen, um sich über ihre Fortschritte im Jahr 2024 und den Planungen für das kommende Jahr auszutauschen. Gastgeber war die Oehnaland Agrar GmbH im Landkreis Teltow-Fläming im Südwesten des Bundeslandes. Der Gemischtbetrieb wirtschaftet auf knapp 4000 ha. Auf rund 620 ha davon werden Kartoffeln angebaut, die sowohl als Speisekartoffeln, wie auch zur Stärkegewinnung Verwendung finden. Mit 33 Kreisberegnungsanlagen und weiteren Bewässerungseinrichtungen kann fast die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche bei Bedarf bewässert werden. Der Betrieb mit insgesamt 72 Mitarbeitenden versucht stetig, mit dem technischen Fortschritt mitzuhalten. Ein Angestellter ist allein für den Bereich digitale Anwendungen verantwortlich und betreut zum Beispiel alle Einrichtungen, die für das Teilflächen-spezifische Arbeiten notwendig sind, wie die betriebseigene RTK-Station.
Auf dem Treffen stellten Pflanzenbauleiterin Elisa Erpel und Pflanzenbauleiter Norman Langenbrink vor, welche Maßnahmen im Rahmen des MuD auf der Oehnaland Agrar GmbH durchgeführt werden und wie erfolgreich die Saison 2023/24 verlief. Im Bereich Kulturartenvielfalt wird schon seit 3 Jahren Lupine zur Erzeugung von proteinreichem Futter für die Milchkühe angebaut. In dieser Saison lag der Ertrag erstmals im Schnitt bei über 30 dt/ha. Für den Betrieb stellt sich in der Kulturführung lediglich das Problem einer relativ starken Spätverunkrautung, da die Lupine mit dem Abreifen sehr licht wird und der Drusch im Vergleich zu anderen großkörnigen Leguminosen recht spät erfolgt. Als weitere, alternative Kultur möchte Elisa Erpel im kommenden Jahr Buchweizen ausprobieren, hat dabei allerdings noch Bedenken wegen ungeklärter Absatzmöglichkeiten und der fehlenden Beständigkeit gegenüber Spätfrösten, die in der Region auftreten können.
Zur Effizienzsteigerung im Pflanzenschutz wurden zu Projektbeginn digitale Gelbschalen angeschafft. Das Zählergebnis der Kamera-gestützten Boniturhilfe, welche einem mehrmals am Tag die Daten auf das Smartphone schickt, stimmte im Herbst 2024 zu 98 % mit den Auszählungen von Rapsschädlingen in den klassischen Gelbschalen überein. Bei einem großen Betrieb wie der Oehnaland Agrar GmbH sieht Pflanzenbauleiterin Erpel darin eine gute Möglichkeit, wertvolle Zeit zu sparen und schnell auf Befallsereignisse reagieren zu können. Um Ausfallgetreide und -raps effektiver und gezielter bekämpfen zu können, kommt seit kurzem ein Strohstriegel zum Einsatz. Während die Überfahrt bei Getreide direkt nach dem Drusch (max. 1 Tag danach) erfolgen sollte, lässt der Betrieb beim Raps etwas Zeit vergehen und arbeitet dann mit einem Mulcher, bevor der Strohstriegel Anwendung findet. Bisher führte dieses Vorgehen zuverlässig zur Keimung der ausgefallenen Samen. Ein wesentlicher Pluspunkt des Verfahrens liegt auch hier im Zeitmanagement. Der Striegel kann mit bis zu 16 km/h gefahren werden. Zusätzlich lockert er leicht den Oberboden, wodurch eine bessere Infiltrationsfähigkeit beobachtet werden konnte. An die Nutzung einer Kamera-gestützten Hacke im Mais tastet sich die Oehnaland zunächst mit einem Mietgerät heran, bevor kürzlich die Eigenmechanisierung erfolgte. Mit zweimaligem Blindstriegeln und regelmäßigen Hackdurchgängen zwischen dem 3- und 7/8-Blattstadium (alle 10 Tage) konnte der Mais in 2024 zwischen den Reihen sehr gut unkrautfrei gehalten werden. Positiver Nebeneffekt: Die genutzten Gänsefußschare brechen die Kapillare im Boden. Unproduktive Wasserverluste konnten so verringert werden.
Auf Oehnaland sind bereits seit längerem 5 betriebseigene Wetterstationen in der Nutzung. Die lokalen Wetterdaten helfen Elisa Erpel bei der Planung von Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen. Im Rahmen des Demonstrationsvorhabens sind zwei Drohnen als neue digitale Tools auf den Betrieb gekommen und sollen zum einen bei der Teilflächen-spezifischen N-Düngung nach vorheriger Biomassekartierung mit einer Multispektralkamera eingesetzt werden. Die nötige Genauigkeit ist durch die RTK-Station auf dem Betrieb gegeben, mit der die Position der Drohne beim Überflug der Flächen präzisiert werden kann. Die ebenfalls an einer der Drohnen vorhandene Thermalkamera könnte in Zukunft zur Rehkitzrettung eingesetzt werden. Weitere Einsatzgebiete sind zum Beispiel in der Blatttemperaturerfassung und danach abgestimmter Bewässerungssteuerung denkbar. Zur Klimaanpassung und Ressourcenschonung wird seit zwei Jahren eine Tröpfchenbewässerung im Anbau der Stärekkartoffeln genutzt. Nach jedem zweiten Damm wird dabei ein Bewässerungsschlauch verlegt. Mit der Technik ließ sich bis jetzt ein rund 20 % höherer Ertrag bei einem deutlich geringeren Wasserverbrauch (20 - 20 % ggü. der Kreisberegnung) realisieren.
Das Treffen bot nicht zuletzt Maximilian Kirsten, sich und seinen Betrieb der Gruppe neu vorzustellen. Er ist Geschäftsführer der Jeßnigker Agrar GmbH, die ab kommenden Jahr neues Mitglied des Netzwerks in Brandenburg sein wird. Der Gemischtbetrieb aus dem Elbe-Elster-Kreis mit Milchvieh, Mastschweinen und eigener Biogasanlage bewirtschaftet 2100 Hektar, davon 250 Hektar nach Öko-Richtlinien. Teilweise kommen bodenschonende Verfahren wie Direktsaat und Strip Till zum Einsatz. Hinsichtlich der Fruchtfolge sammelt der Betrieb seit ein paar Jahren bereits Erfahrungen mit Soja und sät auf leichteren Standorten im Frühjahr Sonnenblumen direkt in Zwischenfrüchte. Im Zuge der Teilnahme am MuD IPB soll z.B. Sorghum als Alternative zu Mais angebaut werden.