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Ackerbau zwischen Eifel und Börde - Pflanzenschutzmitteleinsatz effizienter gestalten und mit alternativen Verfahren reduzieren

21.03.2025 - Applikationstechnik | Hacke-Band-Verfahren | Biodiversität

Harald Kramer erläutert den Teilnehmenden, wie Düsen, Druck und Geschwindigkeit gewählt werden sollten, um den Wirkungsgrad der Behandlung zu optimieren.
Leonie Milz

21.03.2025, Angela Sievernich (LWK NRW)     Bei bestem Wetter trafen sich am 18. März fünf der zehn nordrhein-westfälischen „Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau“ auf dem Betrieb von Volker Scheidtweiler in Mechernich-Wachendorf. Seit Projektbeginn im Jahr 2023 treffen sich die teilnehmenden Betriebe im halbjährlichen Rhythmus auf einem der Demonstrationsbetriebe zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion der durchgeführten Projektmaßnahmen.

Volker Scheidtweiler bewirtschaftet etwa 220 ha Ackerfläche zwischen Wachendorf und Zülpich. Die heterogenen Standorte erfordern eine differenzierte Bewirtschaftung: lehmige, stark wechselnde Böden mit Steinen in kupiertem Gelände in der Eifel einerseits, bessere, gleichmäßige Böden in flachem Gelände in der von geringen Jahresniederschlägen geprägten Zülpicher Börde andererseits. Als Volker Scheidtweiler Mitte der 90er Jahre in den Betrieb seines Vaters einstieg, begann er, die Flächen überwiegend in Mulchsaat zu bewirtschaften. Wie in der Region üblich, werden hier Winterweizen, Wintergerste, Winterraps, Zuckerrüben, Sommerfuttererbsen sowie Zwischenfrüchte angebaut. Dazu kommt Winterdinkel. Gelegentlich ergänzen auch Silomais und Sommergerste die Fruchtfolge.

Mit alternativen Verfahren zu weniger chemischem Pflanzenschutz

Raps in Einzelkornsaat am 16.10.23 fünf Tage nach dem erfolgten Hacken .
Angela Sievernich (LWK NRW)

Die Notwendigkeit einer differenzierten Bewirtschaftung zeigt sich auch bei der Umsetzung der Projektmaßnahmen: Im zweiten Jahr erprobt der Betrieb Scheidtweiler auf einer Fläche von etwa zehn Hektar das Hacke-Band-Verfahren im Raps als Alternative zu einer flächigen Herbizidanwendung. In der ersten Saison, 2023/24, auf einem leichten, schluffigen Standort in Zülpich, wurde ein überdurchschnittlicher Ertrag von 45 dt/ha erzielt. Aktuell wird das Verfahren dahingegen auf zwei lehmigen, teilweise kupierten Flächen bei Mechernich getestet. Die für das Hacken und die Bandspritzung erforderliche Einzelkornsaat wurde, wie auch bei den Zuckerrüben üblich, zwölf-reihig mit einem Reihenabstand von 45 cm von einem Lohnunternehmer durchgeführt – ebenso das Hacken und die Bandspritzung. Während einige trockene und sonnige Tage im Oktober 2023 ideal für das Verfahren in Zülpich waren, reichten im Oktober 2024 auf den lehmigen Standorten die wenigen trockenen Tage nicht aus, um gute Bedingungen für einen Hackdurchgang zu erreichen. Dies führte zu tiefen Fahrspuren und dem Herausholen grober Kluten statt der gewünschten feinen Krümel. Da witterungsbedingt noch auf einen besseren Hacktermin gewartet werden musste, war der Raps teilweise schon zu weit entwickelt, sodass die Pflanzenreihen an einigen Stellen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dies ist nur eine von vielen Projektmaßnahmen, die verdeutlichen, dass bei dem Ziel, neue Verfahren einzuführen – auch und gerade auf politischer Ebene – auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht genommen werden muss.

Landwirtschaft und Biodiversität sinnvoll fördern

Die Notwendigkeit für Einzelfallbetrachtungen wurde auch im Themenblock Biodiversität diskutiert. Peter Gräßler, Referent für Biodiversität bei der Landwirtschaftskammer NRW, legte die Unterstützungsmöglichkeiten seitens der regionalen Biodiversitätsberatung und die Notwendigkeit einer Zieldefinition bei der Maßnahmenumsetzung dar. Die Demonstrationsbetriebe nutzen diese Beratungsmöglichkeit und setzen individuell Maßnahmen aus den Öko-Regelungen, Agrarumweltmaßnahmen sowie Vertragsnaturschutz um. Einigkeit bestand darüber, dass Naturschutz und Landwirtschaft an einem Tisch sitzen und Kompromisse finden müssen, um Zielen beider Seiten gerecht zu werden. Es bestehe zum Beispiel seitens der Landwirtschaft die Bereitschaft und ein Interesse daran, Brutvögel in der Feldflur und auf der Hofstelle zu schützen. So seien bereits Rohrweihen und Feldlerchen auf den Flächen zu sehen gewesen, worüber sich die Betriebe grundsätzlich sehr freuten. Gleichzeitig dürfe dies nicht dazu führen, dass langfristig ein Schutzstatus ausgelöst und ein wirtschaftlicher Ackerbau oder Baumaßnahmen auf der betroffenen Fläche verhindert würden. Letztlich müsse mit Augenmaß und im Einzelfall entschieden werden.

Mit der richtigen Technik ans Ziel

Mit wassersensitivem Papier kann man die eigenen Spritzeinstellungen überprüfen; hier sieht man den Unterschied der Bedeckung zwischen einer Behandlung aus einer Höhe des Spritzgestänges von 50 cm (rechts) und 1 m (links) über der Zielfläche im Bestand.
Dr. Jonas Hett (LWK NRW)

Die richtige Wahl bei der Pflanzenschutz-Applikationstechnik kann Umwelt und Anwender schützen und ist gleichzeitig notwendig, um Anwendungsbestimmungen von Pflanzenschutzmitteln zu erfüllen. Harald Kramer von der Landwirtschaftskammer NRW veranschaulichte anhand verschiedener Einstellungen der Pflanzenschutzspritze – Düsenwahl, Druck, Fahrgeschwindigkeit, Gestängehöhe – wie sich diese auf das Tropfenspektrum und die Verteilung auf der Zielfläche auswirken. Zur Beurteilung der eigenen Einstellungen könne wassersensitives Papier hilfreich sein. Heute sei es noch wichtiger als je zuvor, den Wirkungsgrad der eingesetzten Mittel zu optimieren, da immer weniger hochwirksame Wirkstoffe zur Verfügung stünden. Eine einfache Flachstrahldüse zum Beispiel könne bei dem Einsatz eines Bodenherbizids auf klutigen Böden zu Spritzschatten und damit verringerten Wirkungsgraden bei der Ackerfuchsschwanzbekämpfung führen. Für solche Fälle sei eine Doppelflachstrahldüse angeraten. Auch moderne Technologie kann helfen, die Wirkungsgrade zu verbessern. Ultraschallsensoren zum Beispiel helfen, das Gestänge permanent im richtigen Abstand zur Zielfläche zu halten. Dies wiederum optimiert den Spritzfilm.

Thema war außerdem das Spot bzw. Patch Spraying nach Applikationskarte, das einige Demonstrationsbetriebe im Projekt erproben. Das Patch Spraying, die Behandlung von Unkrautnestern mit Teilbreiten, bietet sich aktuell insbesondere zur Distel- und Ampferbekämpfung im Grünland sowie zur Distelbekämpfung in Zuckerrüben an. Dies sei als Einstiegsvariante auch mit vielen „älteren“ Pflanzenschutzspritzen umzusetzen, solange der Betrieb über einen modernen Traktor mit aktuellem Terminal und Software verfügt. Nur diese können die riesigen Datenmengen aus Applikationskarten auch präzise verarbeiten. Für das richtige „Spot Spraying“ bräuchte es darüber hinaus eine Einzeldüsenschaltung und spezielle Spot-Düsen. Dies ist wiederum mit weiteren Kosten verbunden. Auch hier werden sich die Demonstrationsbetriebe in den nächsten Jahren weiter rantasten.