Offene Fragen zur landwirtschaftlichen Anwendung von Agri-PV
Als einer der ersten Anbauversuche zu Agri-PV unter mitteleuropäischen Bedingungen zeigen die Ergebnisse, dass bei den meisten landwirtschaftlichen Kulturarten leichte Ertragsreduktionen zu erwarten sind, wobei deren Umfang stark abhängig ist von
- der Kulturart (und vermutlich Sorte),
- der Stärke der Beschattung (in Abhängigkeit der Dichte der darüber montierten PV-Module)
- und den gegebenen klimatischen Bedingungen.
Hierbei zeigte sich, welches Potenzial die Agri-PV insbesondere unter heißen und trockenen Bedingungen bergen und damit zukünftig in Anbetracht des Klimawandels noch gewinnen kann.
Zugleich bedarf es für eine Gesamtbewertung der Agri-PV immer auch der Betrachtung der gleichzeitigen Energieproduktion und der damit einhergehenden Steigerung der Flächennutzungseffizienz.
Dennoch benötigt es weitere Versuche, um die Resultate der dreijährigen Anbauversuche zu verifizieren und mögliche langfristige Effekte genauer zu erforschen sowie den Anbau weiterer Kulturarten zu erproben. Hierbei gilt es auch die möglichen Auswirkungen auf die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu untersuchen:
Im Versuch am Bodensee zeigte sich bei Kartoffeln und Winterweizen eine Tendenz hin zu kleineren Knollen- und Korngrößen unter Agri-PV, was neben der Vermarktbarkeit auch die Qualität (z.B. Backqualität und Mehlausbeute) beeinflussen kann. So war beispielsweise bei den Kartoffeln der Anteil an schwerer vermarktbaren Kartoffeln (Durchmesser >50 mm) auf der Referenzfläche größer, wohingegen der Anteil an gut vermarktbaren, mittelgroßen Knollen (35-50 mm) im Jahr 2018 unter der Agri-PV-Anlage signifikant erhöht war.
Darüber hinaus gibt es bisweilen nur geringe Erfahrungswerte zu möglichen Auswirkungen auf die Inhaltsstoffe der angebauten Kulturen. Auch wenn erste Analyseergebnisse zur chemischen Zusammensetzung der Sellerieknollen weitestgehend unauffällig waren, zeigten sich kleine Effekte auf den Gehalt von Spurenelementen sowie auf den Kohlenstoff- und Fasergehalt der Knollen.
Neben hochaufgeständerten Agri-PV-Anlagen wie am Bodensee gilt es auch die landwirtschaftliche Eignung bodennah-aufgeständerten Agri-PV-Systeme zu untersuchen, welche gemäß DIN SPEC 91434 (Vornorm zu Agri-Photovoltaik) eine weitere Variante von Agri-PV-Anlagen darstellen. Vorteile ergeben sich hierbei vor allem durch die im Vergleich zu hoch-aufgeständerten Systemen deutlich niedrigeren Investitionskosten, wobei deren ackerbauliche Anwendung bis dato noch weitestgehend unerforscht ist.
Letzte Aktualisierung 26.04.2023