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20.11.2025, Julian Lüdecke (LLH), Daniel Weicker (LLH), Theodor Radelhof (JKI) Unter dem Titel „Sichere Erträge dank lebendiger Böden – was ist das Erfolgsrezept?“ veranstaltete die Landesanstalt für Landwirtschaft Hessen (LLH) am 17. September einen Feldtag in Hofgeismar, etwa 25 km nördlich von Kassel. Hier, auf rund 290 m über NN liegt die hessische Staatsdomäne Beberbeck, die mit ihrem weitläufigen Gutsgelände, dem gleichnamigen Schloss und den angrenzenden Gebäuden eine von nur zwei Ortschaften im Reinhardswald bildet. Die von Wald umgebene Insellage der ausgedehnten Acker- und Wiesenflächen im Mittelgebirgsland bedingt besondere Ansprüche in der Bewirtschaftung des Demonstrationsbetriebs: zum einen gehören viele bewusst eingesetzte Wildäsungsflächen in den Nutzungsplan. Zum anderen kam es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Starkregenereignissen, die auf den hügeligen Flächen zu Erosion führen können. In der Betriebsvorstellung am 17. September betonte Betriebsleiter Bernd Köhling neben der starken Trockenheit im Jahr 2022 daher vor allem die extremen Niederschläge im Jahr 2024. Bei zwei Starkregenereignissen im August kam es dabei selbst auf Mulchsaatflächen zu so starkem oberflächlichem Abfluss der Mulchschicht, dass nach neuen Wegen gesucht werden musste, um die Flächen und den Boden in den sensiblen Zeiten besser schützen zu können.
Auf der Domäne Beberbeck nehmen Zwischenfrüchte bereits seit vielen Jahren eine wesentliche Rolle im Anbauplan ein, der in dieser Saison Winterweizen, Wintergerste, Hafer, Winterraps, Zuckerrüben, Silomais, GPS-Roggen und Ackergras zur Samenerzeugung umfasst. Der Nutzen bestätigt sich umso mehr bei extremeren Witterungsbedingungen: Die andauernde Begrünung der Flächen macht die Böden Regen-verdaulicher, schützt vor Wassererosion und erhöht durch die Zufuhr an organischer Masse das Wasserspeichervermögen, um Trockenphasen in den Hauptkulturen besser überbrücken zu können. Dabei hat sich, gerade im Bezug auf die beschriebenen Ereignisse im Jahr 2024, die Direktsaat als das beste System zur Etablierung der Zwischenfrüchte nach Getreide herausgestellt. So wird der Zeitraum nach der Ernte ohne schützende Pflanzen minimiert. Dieses Verfahren wird seit der Ernte 2024 aufgrund der neu angeschafften Zinkensämaschine auf dem Betrieb umgesetzt. Die Direktsaat stellt große Ansprüche an die Technik. Auf der Domäne Beberbeck kommt eine Zinkensämaschine Köckerling Ultima CS zum Einsatz. Einzelne Tastrollen vor jedem Zinken garantieren eine exakte Tiefenablage, die versetzten Anordnung der Aggregate ermöglicht das Säen selbst bei hohen Mengen an Mulch bzw. Stroh.
Allerdings musste in diesem Jahr trotzdem leicht schräg zur Stoppel gefahren werden, um bei einer sehr dicken und feuchten Strohmatte ein Verstopfen der Maschine zu vermeiden. Im Rahmen des MuD IPB wurde die Ultima mit der Speed Drill ausgestattet, einer Kleinsämaschine mit eigenem kleinen Tank. Diese ermöglicht zum Beispiel das gleichzeitige Ausbringen von Düngern zur Zwischenfrucht. Mit dieser neuen Möglichkeit bot sich den zahlreichen Teilnehmenden von Betrieben, Berufsschulen und aus der Beratung am 17. September der Blick auf unterschiedliche Varianten eines etablierten Zwischenfruchtbestandes auf der Domäne: zwei Tage nach der Weizenernte wurde Fahrgassenweise auf einem Schlag die Mischung VitaMaxx TR mit 10 verschiedenen Komponenten am 12. August ausgesät. Neben der reinen Aussaat von 30 kg/ha gab es eine Variante ohne Zwischenfrucht (stehende Stoppel), eine Variante mit um 50 % erhöhter Saatmenge, einer Variante mit um 50 % reduzierter Saatmenge und vier Düngevarianten: einmal mit 8 kg N/ha und einmal mit 16 kg N/ha über KAS im Saatband, einer flächigen Düngung über AHL und einer ungedüngten Variante. Die relativ geringen Düngemengen sollten das Wachstum unter den sehr schwierigen Bedingungen fördern und somit die Zwischenfrucht konkurrenzfähiger gegenüber Ausfallgetreide und Unkräutern machen. Dabei sollte ebenfalls die Effektivität von geringen Mengen Stickstoff demonstriert werden. Aufgrund der verzögerten Ernte in diesem Jahr und der damit relativ späten Aussaat der Zwischenfrüchte präsentierte sich den Teilnehmenden über alle Varianten hinweg ein noch sehr junger Bestand von etwa 15 cm Wuchshöhe. Dass ein Bestand zu dieser Zeit sonst auch schon „Spatenhoch“ sein kann, bewies Bernd Köhling anhand von Fotos aus dem vergangenen Jahr. Nichtsdestotrotz zeigte sich der diesjährige Bestand gut geschlossen und sicher etabliert. Auch schien ein Großteil der in der Mischung vorhandenen Arten sicher aufgelaufen zu sein.
Die Tabelle zeigt alle in diesem Jahr etablierten Varianten von Zwischenfrüchten in Direktsaat. Dabei wurden mit der SpeedDrill (nachrüstbare Kleinsämaschine an der Köckerling Ultima CS) unterschiedliche Zusatzkomponenten bzw. Dünger in einem Arbeitsgang ausgebracht. Jede Vor-/Nachfrucht-Kombination bezieht sich auf einen Schlag. Bei mehreren Varianten in einem Schlag erfolgte die in der Tabelle zuerst genannte Variante flächig bzw. auf der Restfläche, während weitere Varianten Fahrgassenweise angesät wurden.
| Vofrucht | Nachfrucht | ZF-Mischung und Saatstärke | Inhalt Zusatztank |
| WG | ZR | N-Fixx 45 kg/ha | Rauhafer 10 kg/ha |
| WG | ZR | BetaMaxx 50 kg/ha | - |
| Hafer | ZR | N-Fixx 50 kg/ha | |
| Hafer | ZR | N-Fixx 50 kg/ha | Seradella 4 kg/ha |
| Hafer | ZR | N-Fixx 50 kg/ha | Seradella 7 kg/ha |
| Hafer | ZR | Seradella 7 kg/ha | |
| WW | SM | Mais Pro TR50 25 kg/ha | Cool Season 7 kg/ha |
| WW | SM | Mopgrais K1 118 kg/ha | |
| WW | SM | Mopgrais K2 46 kg/ha | |
| WW | WW | VitaMaxx 30 kg /ha | |
| WW | WW | VitaMaxx 15 kg/ha | |
| WW | WW | VitaMaxx 45 kg/ha | |
| WW | WW | VitaMaxx 30 kg /ha | KAS 8 kg/ha |
| WW | WW | VitaMaxx 30 kg /ha | KAS 16 kg/ha |
| WW | WW | VitaMaxx 30 kg/ha | |
| WW | WW |
Neben der Direktsaatmaschine und der damit angelegten Zwischenfrucht-Demoanlage konnten drei weitere Stationen im Feld begutachtet werden. Zum einen präsentierten Mitarbeitende des Maschinenrings eine Drohne, mit der Zwischenfrüchte in druschfreife Getreidebestände vor der Ernte in Dienstleistung gestreut werden können. Die Dimension der gezeigten Drohne überzeugte, dass auch mit diesem Verfahren schlagkräftig Zwischenfrüchte möglichst zeitnah zur Ernte etabliert werden können. Als wesentliche Weiterentwicklung wurde wahrgenommen, dass die Züchterhäuser mittlerweile eigens für diese Art der Ausbringung vorbereitetes, inkrustiertes Saatgut vertreiben. Die Ummantelung garantiert einerseits ein einheitliches Flugverhalten beim Streuen verschieden großer und schwerer Saatkörner der in einer Mischung enthaltenen Arten. Andererseits soll es sich um Komponenten halten, die Feuchtigkeit anziehen. Das Saatgut findet damit bessere Keimbedingungen vor, da es nur auf der Bodenoberfläche aufliegt.
An der dritten Station konnten sich die Teilnehmenden an kleinen Bodenprofilen ein Bild davon machen, wie sich möglichst artenreiche Zwischenfruchtmischungen durch die Kombination verschiedener Wurzelsysteme und Durchwurzelungsintensitäten auf die Struktur eines Ackerbodens auswirken. Berater der LLH und von Saatgutfirmen standen dabei Rede und Antwort und konnten Hinweise zur passenden Mischungszusammensetzung geben.
Schließlich ging es auch um den Umbruch von Zwischenfrüchten. Nach Versuchen mit vielen verschiedenen Scharvarianten und Tiefen mit einem Grubber überzeugte Bernd Köhling und seine Mitarbeiter schließlich eine Kettenegge der Firma Kelly. Die eigentlich in Australien entwickelte Maschine wird auch in Europa gebaut und vertrieben. Wenn die Bedingungen nicht zu feucht sind, ermöglichen die aneinander „geketteten“ Scheiben, die leicht schräg zur Zugrichtung über den Boden laufen, einen flächigen und zuverlässigen Schnitt der oberirdischen Biomasse der Zwischenfrüchte. Dabei wird sehr flach gearbeitet, die Wurzeln der Zwischenfrüchte verbleiben zum Großteil intakt im Boden und verbauen diesen weiterhin, bis die folgende Hauptkultur den Boden wieder schützt. Die Pflanzen selbst sterben zuverlässig ab und das oberflächliche Material wird leicht mit dem Boden vermischt und kann so gut verrotten. Sollten mehrere Überfahrten nötig sein, stellt dies insofern kein Problem dar, als dass die Kettenegge mit vergleichsweise geringem Zugkraftbedarf sehr schnell über die Flächen bewegt werden kann. Diese Aspekte führten in Summe dazu, dass der Betrieb nicht auf Herbizide angewiesen ist, um nach Zwischenfrüchten Raum für die nächste Hauptkultur zu schaffen.
Zusammen mit mehreren Vorträgen am Vormittag und einem gemeinsamen Mittagessen am Grill bot die ganztägige Veranstaltung einen tiefen Einblick in das Thema Boden und wie seine Funktion als Produktionsgrundlage unter sich ändernden Bedingungen erhalten und gefördert werden kann.