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27.12.2025 Am Mittwoch, den 04. Dezember, haben sich die Brandenburger Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau getroffen, um sich über ihre Fortschritte im Jahr 2024 und den Planungen für das kommende Jahr auszutauschen. Gastgeber war die Oehnaland Agrar GmbH im Landkreis Teltow-Fläming im Südwesten des Bundeslandes. Der Gemischtbetrieb wirtschaftet auf knapp 4000 ha. Auf rund 620 ha davon werden Kartoffeln angebaut, die sowohl als Speisekartoffeln, wie auch zur Stärkegewinnung Verwendung finden. Mit 33 Kreisberegnungsanlagen und weiteren Bewässerungseinrichtungen kann fast die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche bei Bedarf bewässert werden. Der Betrieb mit insgesamt 72 Mitarbeitenden versucht stetig, mit dem technischen Fortschritt mitzuhalten. Ein Angestellter ist allein für den Bereich digitale Anwendungen verantwortlich und betreut zum Beispiel alle Einrichtungen, die für das Teilflächen-spezifische Arbeiten notwendig sind, wie die betriebseigene RTK-Station.
Auf dem Treffen stellten Pflanzenbauleiterin Elisa Erpel und Pflanzenbauleiter Norman Langenbrink vor, welche Maßnahmen im Rahmen des MuD auf der Oehnaland Agrar GmbH durchgeführt werden und wie erfolgreich die Saison 2023/24 verlief. Im Bereich Kulturartenvielfalt wird schon seit 3 Jahren Lupine zur Erzeugung von proteinreichem Futter für die Milchkühe angebaut. In dieser Saison lag der Ertrag erstmals im Schnitt bei über 30 dt/ha. Für den Betrieb stellt sich in der Kulturführung lediglich das Problem einer relativ starken Spätverunkrautung, da die Lupine mit dem Abreifen sehr licht wird und der Drusch im Vergleich zu anderen großkörnigen Leguminosen recht spät erfolgt. Als weitere, alternative Kultur möchte Elisa Erpel im kommenden Jahr Buchweizen ausprobieren, hat dabei allerdings noch Bedenken wegen ungeklärter Absatzmöglichkeiten und der fehlenden Beständigkeit gegenüber Spätfrösten, die in der Region auftreten können.
Zur Effizienzsteigerung im Pflanzenschutz wurden zu Projektbeginn digitale Gelbschalen angeschafft. Das Zählergebnis der Kamera-gestützten Boniturhilfe, welche einem mehrmals am Tag die Daten auf das Smartphone schickt, stimmte im Herbst 2024 zu 98 % mit den Auszählungen von Rapsschädlingen in den klassischen Gelbschalen überein. Bei einem großen Betrieb wie der Oehnaland Agrar GmbH sieht Pflanzenbauleiterin Erpel darin eine gute Möglichkeit, wertvolle Zeit zu sparen und schnell auf Befallsereignisse reagieren zu können. Um Ausfallgetreide und -raps effektiver und gezielter bekämpfen zu können, kommt seit kurzem ein Strohstriegel zum Einsatz. Während die Überfahrt bei Getreide direkt nach dem Drusch (max. 1 Tag danach) erfolgen sollte, lässt der Betrieb beim Raps etwas Zeit vergehen und arbeitet dann mit einem Mulcher, bevor der Strohstriegel Anwendung findet. Bisher führte dieses Vorgehen zuverlässig zur Keimung der ausgefallenen Samen. Ein wesentlicher Pluspunkt des Verfahrens liegt auch hier im Zeitmanagement. Der Striegel kann mit bis zu 16 km/h gefahren werden. Zusätzlich lockert er leicht den Oberboden, wodurch eine bessere Infiltrationsfähigkeit beobachtet werden konnte. An die Nutzung einer Kamera-gestützten Hacke im Mais tastet sich die Oehnaland zunächst mit einem Mietgerät heran, bevor kürzlich die Eigenmechanisierung erfolgte. Mit zweimaligem Blindstriegeln und regelmäßigen Hackdurchgängen zwischen dem 3- und 7/8-Blattstadium (alle 10 Tage) konnte der Mais in 2024 zwischen den Reihen sehr gut unkrautfrei gehalten werden. Positiver Nebeneffekt: Die genutzten Gänsefußschare brechen die Kapillare im Boden. Unproduktive Wasserverluste konnten so verringert werden.
Auf Oehnaland sind bereits seit längerem 5 betriebseigene Wetterstationen in der Nutzung. Die lokalen Wetterdaten helfen Elisa Erpel bei der Planung von Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen. Im Rahmen des Demonstrationsvorhabens sind zwei Drohnen als neue digitale Tools auf den Betrieb gekommen und sollen zum einen bei der Teilflächen-spezifischen N-Düngung nach vorheriger Biomassekartierung mit einer Multispektralkamera eingesetzt werden. Die nötige Genauigkeit ist durch die RTK-Station auf dem Betrieb gegeben, mit der die Position der Drohne beim Überflug der Flächen präzisiert werden kann. Die ebenfalls an einer der Drohnen vorhandene Thermalkamera könnte in Zukunft zur Rehkitzrettung eingesetzt werden. Weitere Einsatzgebiete sind zum Beispiel in der Blatttemperaturerfassung und danach abgestimmter Bewässerungssteuerung denkbar. Zur Klimaanpassung und Ressourcenschonung wird seit zwei Jahren eine Tröpfchenbewässerung im Anbau der Stärekkartoffeln genutzt. Nach jedem zweiten Damm wird dabei ein Bewässerungsschlauch verlegt. Mit der Technik ließ sich bis jetzt ein rund 20 % höherer Ertrag bei einem deutlich geringeren Wasserverbrauch (20 - 20 % ggü. der Kreisberegnung) realisieren.
Das Treffen bot nicht zuletzt Maximilian Kirsten, sich und seinen Betrieb der Gruppe neu vorzustellen. Er ist Geschäftsführer der Jeßnigker Agrar GmbH, die ab kommenden Jahr neues Mitglied des Netzwerks in Brandenburg sein wird. Der Gemischtbetrieb aus dem Elbe-Elster-Kreis mit Milchvieh, Mastschweinen und eigener Biogasanlage bewirtschaftet 2100 Hektar, davon 250 Hektar nach Öko-Richtlinien. Teilweise kommen bodenschonende Verfahren wie Direktsaat und Strip Till zum Einsatz. Hinsichtlich der Fruchtfolge sammelt der Betrieb seit ein paar Jahren bereits Erfahrungen mit Soja und sät auf leichteren Standorten im Frühjahr Sonnenblumen direkt in Zwischenfrüchte. Im Zuge der Teilnahme am MuD IPB soll z.B. Sorghum als Alternative zu Mais angebaut werden.
07.11.2024, Bernhard Bundschuh (LTZ Augustenberg) Anton Wagner ist gelernter Landwirt. Gemeinsam mit seinem Sohn, dem Landwirtschaftsmeister Maximilian Wagner führt er in Neunheim bei Ellwangen den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb Wagner mit den Schwerpunkten Ackerbau und Kartoffelbau. Auf dem Betrieb sind momentan Kartoffeln, Mais, Dinkel, Winterweizen, Wintergerste, Hafer und Grünland für Mastbullen im Anbau. Die beiden Landwirte A. und M. Wagner haben Anfang September wieder zur großen Schau der Kartoffelsorten eingeladen. Zahlreiche Teilnehmer haben nicht nur erfahren, dass Kartoffel nicht gleich Kartoffel ist. Der äußerst vielseitige Landwirtschaftsbetrieb wurde erstmals auch als einer von insgesamt 16 in Baden-Württemberg fungierenden Demonstrationsbetrieben Integrierter Pflanzenbau vorgestellt. In diesem Zusammenhang präsentierte das LTZ Augustenberg einige vielversprechende Flächen- und Anbaumaßnahmen, die in diesem Jahr auf den betriebseigenen Ackerflächen umgesetzt wurden.
Zu Beginn der alljährlichen Kartoffelschau wurden in diesem Jahr 25 Sorten präsentiert und immer wieder über deren Zukunftsfähigkeit des Anbaus diskutiert.Hauptthema und Hintergrund dieses Informationstages war u.a. die Anpassung der verschiedenen Kartoffelsorten an Klima und Bodenfeuchtigkeit, die Resistenz gegen Krautfäule und andere Pilzkrankheiten sowie die Gefahr der Zuwanderung neuer, tierischer Pflanzenschädlinge. Zu dieser Problematik passt es prima, dass das LTZ Augustenberg den Landwirtschaftsbetrieb Wagner für die Teilnahme am bundesweit aufgestellten Projekt „Modell- und Demonstrationsvorhaben Demonstrationsbetriebe Integrierter Pflanzenbau“ als Teilnehmer gewinnen konnte. Denn damit können im Zuge der Umsetzung der „Ackerbaustrategie 2035“ für die Anbauregion Ostalbkreis auf den Betriebsflächen der Familie Wagner die Praktikabilität neuer, innovativer und zukunftsfähiger Anbauverfahren überprüft werden. Ziel der Maßnahmen ist es, definierte Leitlinien umzusetzen und konkrete Handlungsfelder zu erkennen, die der Praxis Perspektiven aufzeigen, wie der moderne und klimaangepasste Pflanzenbau auf der Ostalb zukünftig gestaltet werden kann.
Der Betrieb Wagner in Neunheim bei Ellwangen setzt Maßnahmen in den Feldern Pflanzenschutz/Digitaliserung, Biodiversität und Kulturpflanzenvielfalt um. Zur Motivation der Teilnahme am Projekt sagt Maximilian Wagner: „Ich bin bei dem Projekt dabei, weil ich neue Anbauverfahren und Kulturen entdecken und ausprobieren möchte. Es ist interessant, mit neuen Maßnahmen zu arbeiten. Zudem erhoffe ich mir, weitere Wege zu finden, Pflanzenschutzmittel einzusparen. Außerdem gefällt mir der Austausch mit den Kollegen.“
Wie das aussehen kann, zeigen die ersten Maßnahmenpakete, die auf den rauen Flächen der Ostalb in 2023/2024 gemeinsam mit den Wagners umgesetzt werden konnten. So wurden im Zuge der Erweiterung der Biodiversität auf Maisflächen erstmals Kleeuntersaaten getestet. Diese sollen der Reduzierung des Herbizideinsatzes dienen und noch mehr Nützlinge auf die Flächen locken. Die Tatsachen im Feld zeigten, dass bei den Untersaaten noch einiges an Optimierung notwendig ist, um durch diese vielversprechende Maßnahme den großen Konkurrenzdruck vom Mais abzuwenden. Leider wurde auch das Blühen von Klee durch Schatten - den Maispflanzen nun mal erzeugen - größtenteils unterdrückt. Eine Unkrautunterdrückung durch Klee war erkennbar, aber aus fachlicher Sicht nicht stark genug. Deshalb haben sich die Betriebsleiter in Zusammenarbeit mit dem LTZ für 2025 vorgenommen, andere Mischungen zu testen und auch den Saatzeitpunkt anzupassen. So sollen nach dem letzten Hacken im 6-8 Blattstadium des Maises andere Saatmengen und auch eine neue Ausbringtechnik einige Vorteile bringen. Die Experten versprechen sich davon, keine weitreichende Störung der N-Mineralisation in der Jugendentwicklung des Mais und ein deutlich besseres Unkraut- und Herbizidmanagement.
Zweites kleines Projekt zur Erweiterung der Biodiversität war der Anbau eines Mais-Bohnengemenges. Hier zeigte sich, dass das Verfahren gut auf die Ostalb passt. Der entsprechende Bestand hatte die gesamte Vegetationsdauer leichte visuell feststellbare Vorteile im Vergleich zum normalen Anbau. Optimierungen wird es hier nur im Bereich der Aussattmengen geben, denn ansonsten passt dessen Anbauform gut auf die Flächen und damit in den Betrieb der Familie Wagner.
Erste richtungsweisende Erkenntnisse lassen sich auch aus der gezielten Erweiterung der Kulturartenvielfalt ableiten. Dafür wurden auf einer kleinen Fläche Kichererbsen angebaut. Die Wagners haben dazu auch schon eine ganz spezielle Idee zur eigenen Vermarktung des Erntegutes. Insgesamt betrachtet hat die Kultur eher geringe Witterungs- und Anbauansprüche und ist unter diesen Gesichtspunkten eigentlich gerade prädestiniert für einen weiteren Anbautest auf der Ostalb. Im Blick muss man allerdings die bisher nahezu unbekannte Sortenanfälligkeit gegen Pilzkrankheiten haben, insbesondere Ascochyta. Ziel ist es jetzt standortspezifisch geeignete Sorten zu finden die gegen diese nahezu Anbaustoppende Krankheit erkennbare Resistenzen aufweist. Zudem ist geplant, alternative Leguminosen auf dem Standort zu testen. Weiter zählt beim Anbau von Kichererbsen die Optimierung des Aussaattermins bei höherer Aussaatstärke - vor allem bei der mechanischen Unkrautbekämpfung - sowie der Einsatz verschiedener Inokulationsmittel, die der besseren Entwicklung von Knöllchenbakterien dienen, zu den diesjährigen und regional verwertbaren Erkenntnissen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in voller Länge in der 3. Ausgabe des regionalen Newsletters zum MuD IPB in Baden-Württemberg. Diese und die vergangenen Ausgaben finden Sie zum Download auf der regionalen Projektwebsite des LTZ Augustenberg.
04.10.2024, Theodor Radelhof (JKI) Der Zwischenfruchtanbau bietet für einen landwirtschaftlichen Betrieb viele Vorteile. Die Begrünung der Ackerflächen zwischen zwei Hauptkulturen kann den Oberboden vor Wind- und Wassererosion schützen, die Wasserhaltefähigkeit und Wasserinfiltration verbessern und das Bodenleben fördern. Die zusätzliche Biomasse trägt zum Erhalt bzw. zur Erhöhung des Humusgehaltes bei. Die Bodenstruktur wird gefördert und mögliche Nährstoffüberschüsse können für die Folgekultur abgesichert werden. Sind Leguminosen Teil der Zwischenfruchtmischung, kommt zusätzlich Stickstoff in das Anbausystem.
Bei der Nutzung einer sehr artenreichen Zwischenfruchtmischung werden die positiven Effekte auf die Bodenstruktur durch das Vorhandensein verschiedener Wurzelsysteme in unterschiedlichen Bodentiefen weiter begünstigt. Der Effekt der Unkrautunterdrückung durch Licht-, Wasser und Nährstoffentzug wird im Idealfall noch verstärkt, was den Einsatz von Herbiziden weiter reduzieren kann. Nicht zuletzt fördert der Anbau verschiedener Pflanzenarten die Biodiversität im Agrarökosystem, was die Resilienz gegenüber Schädlingen und Krankheiten erhöhen und Nützlinge fördern kann. Die Zusammensetzung der genutzten Zwischenfruchtmischung spielt dabei eine entscheidende Rolle und sollte nach den spezifischen Zielen, dem Standort und den klimatischen Bedingungen gestaltet werden.
Mehrere Demonstrationsbetriebe haben in dieser Saison Zwischenfrüchte etabliert. Dabei wurden zumeist Reinsaaten oder Mischungen mit wenigen Komponenten durch artenreiche Zwischenfruchtmischungen ersetzt und zum Teil neue Aussaatverfahren genutzt. In Sachsen-Anhalt stehen die Betriebe vor der Herausforderung, unter zumeist sehr trockenen Bedingungen Zwischenfrüchte überhaupt erfolgreich zum Aufgang zu bringen. Dadurch wurde sich oft auf Reinsaaten, zB. mit Senf beschränkt, um im Zweifel kein zu hohes Risiko bei sehr hohen Saatgutkosten für artenreiche Mischungen einzugehen. Die Agrar eG Könnern und die EMB GmbH sind teilweise in den letzten Jahren sogar ganz vom Zwischenfruchtanbau abgekommen, obwohl die Betriebsleiter von den Vorteilen überzeugt sind. In diesem Jahr erfolgte wieder eine Aussaat. Genutzt wurden die Mischungen „Mais Pro“ bzw. „Mais pro org.“, jeweils in Scheibeneggensaat. Die Harslebener Agrargenossenschaft eG setzt in diesem Jahr als Alternative zur Reinsaat von Senf auf die Mischung „Schnellgrün Leguminosen-frei“,um einen ähnlich schnell schließenden Bestand mit der Erschließung einer möglichst großen Wurzelzone durch verschiedene Arten zu kombinieren. Um die Restfeuchte im Boden nach der Räumung der Hauptkultur effizienter nutzen zu können, setzte Johannes Trömel auf die Direktsaat der Mischung „Aquapro“ mit der betriebseigenen Väderstad Rapid unmittelbar nach dem Drusch. Nach ersten Niederschlägen Mitte September läuft der Bestand verhalten auf. Ebenfalls aufkommender Ausfallweizen könnte in nächster Zeit problematisch werden.
Auf der Kahmann/Allmrodt KG wird für die Direktsaat seit letztem Jahr eine Maschine von Claydon genutzt. Die Probst GbR hat bereits seit mehreren Jahren gute Erfahrungen mit der Direktsaat nach Getreide. Neu in diesem Jahr ist die Nutzung der Horsch Pronto nach dem Stoppelsturz von Mais mit dem Grubber, um auch nach einer spät räumenden Kultur Zwischenfrüchte zu etablieren. Ein erster Versuch, Zwischenfrüchte vor Kartoffeln anzubauen, erfolgt auf dem Agrarbetrieb Krüger am nördlichen Rand der Magdeburger Börde. Dabei werden zwei Mischungen, die speziell für den Katoffelanbau geeignet sind, miteinander verglichen: "Betasola" und "Potatoe". Beide Mischungen enthalten etwa 20 % Leguminosen. In Bayern wird auf den Demonstrationsbetrieben ebenfalls möglichst wassersparend gearbeitet, um die Entwicklung guter Zwischenfruchtbestände im Sommer zu garantieren.
Martin Darnhofer brachte daher die Mischung „MykoMax“ (bestehend aus Sommerwicke, Öllein, Saflor, Ramtillkraut, Sudangras, Beluga Linse, Phacelia, Alexandrinerklee, Sparriger Klee, Perserklee und Sonnenblume) am 12.08. auf seiner Fläche ebenfalls in Direktsaat aus. Leider führten sehr feuchte Witterungsbedingungen zur Ernte zu tiefen Fahrspuren des Dreschers und zumindest dort musste vor der Zwischenfruchtaussaat gegrubbert werden. Die Betriebe Escher und Tischer arbeiteten in Drillsaat, setzten in diesem Jahr aber ebenfalls auf wesentlich artenreicheren Mischungen und achteten vor allem darauf, dass Leguminosen zur Stickstoffbindung enthalten sind. In Rotthalmünster wollten Christian und Michael Hofbauer in diesem Jahr mit der Mischung TerraLife MaisPro TR 50, bestehend aus Senf, Weißklee, Rotklee, Perserklee,
Alexandrinerklee, Futtererbse, Sorghum, Ramtillkraut, Saatwicke, Tottelwicken, Schwendenklee, Serradella, Sonnenblumen, Inkanatklee, Öllein, Rettich und Phacelia eine optimale Vorbereitung für den nachfolgenden Mais herstellen. Seit mehreren Jahren hat der Betrieb gute Erfahrungen damit, die Aussaat bei einer Überfahrt mit dem Mulcher auszubringen. Das Saatgut wird dabei in einem Tank in der Front des Schleppers mitgeführt. Leider war die Trockenheit in diesem Jahr nach der Ausbringung am 29. Juli so stark, dass die Zwischenfrüchte nur sehr schlecht aufgingen. Der Bestand musste abgespritzt und durch eine erneut ausgebrachte Mischung ersetzt werden.
13.09.2024, Angela Sievernich (LWK NRW) Wie verlief die vergangene Saison und was planen die Demonstrationsbetriebe aus NRW für das kommende Jahr? Darüber tauschten sich sechs der zehn am Projekt beteiligten Betriebe und Beteiligte der Landwirtschaftskammer NRW am 11.09.2024 auf dem Demonstrationsbetrieb Schlüter in Ennigerloh aus. Der landwirtschaftliche Betrieb Schlüter hält Mastschweine und baut für diese auf ca. 60 ha Ackerfläche Futter an. Die Böden lassen sich als lehmig-tonig einstufen, was z.B. die mechanische Unkrautregulierung und den Anbau früher Sommerungen oder die Spätsaat von Winterungen erschwert. Die Schweinehaltung befindet sich in Umstellung auf Haltungsstufe 4, wodurch der Strohnutzung aus dem eigenen Getreideanbau in den nächsten Jahren besondere Bedeutung zukommen wird.
In der vergangenen Saison setzte der Betrieb Projektmaßnahmen in den Handlungsfeldern Kulturartenvielfalt und Fruchtfolge, Pflanzenschutz, Digitalisierung und Biodiversität um. Unter anderem wurde der Anbau einer Sortenmischung Winterweizen (KWS Keitum + KWS Emerick) mit rein mechanischer Unkrautregulierung erprobt. Der Betrieb verfügt über einen eigenen Hackstriegel, der auf der Maßnahmenfläche im März zwei Mal zum Einsatz kam. Aufgrund der nassen Witterung war ein Striegeleinsatz im Herbst nach der Aussaat am 18.10. nicht möglich. Auflaufende Unkräuter wurden bei den Striegeldurchgängen im März zwar verschüttet, jedoch sind auch wieder neue Unkräuter sowie Ackerfuchsschwanz aufgelaufen. Letzterer erforderte dann doch einen Herbizideinsatz im Frühjahr. Eine Spätsaat mit Winterweizen im Januar (Sorten Debian, Asory) präsentierte sich gesünder und mit weniger aufgelaufenen Ungräsern, jedoch auch mit geringeren Erträgen als die Oktobersaat (6 t/ha statt 8 t/ha).
Im Mai wurden Sojabohnen gelegt mit dem Ziel, die Fruchtfolge zu erweitern und pflanzlichen Rohstoff für die deutsche Lebensmittelindustrie zu produzieren. Leider wurde die Anbaufläche trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen gegen Tauben von diesen ab dem Tag der Aussaat kahl gehalten. Da die nötige Bestandesdichte von mindestens 30 Pflanzen pro m² trotz einer Aussaatstärke von 80 Körnern pro m² nicht erreicht wurde, wurde nachträglich Mais auf dem Schlag etabliert. Auf zwei Flächen wurden Verfahren zur alternativen Unkrautregulierung im Mais verglichen. Betriebsüblich erfolgt eine einmalige, flächige Herbizidbehandlung. Dies stellt gleichzeitig die einzige Maßnahme mit chemischem Pflanzenschutz im Mais dar. Als alternative Verfahren war geplant, das mehrmalige Striegeln mit anschließendem Hacken sowie das Hacken mit kombinierter Bandspritzung durch einen Lohnunternehmer zu erproben. In diesem Jahr gab es für die mechanischen Maßnahmen aufgrund ergiebiger Niederschläge und schwieriger Bodenverhältnisse wenige geeignete Zeitfenster. Die rein mechanische Variante wurde nach dem ersten Striegeln wegen auflaufender Disteln auf der Teilfläche und damit einhergehender Vermehrung nach einem Hackdurchgang abgebrochen. Das Hacken mit kombinierter Bandspritzung führte erst nach einem zweiten Hackdurchgang zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Dieses war dann vergleichbar mit dem der flächigen Herbizidbehandlung. Hemmend für die großflächige Umsetzung sind insbesondere die Mehrkosten des Verfahrens – aktuell gibt es nur eine Förderung für den kompletten Herbizidverzicht, nicht aber für kombinierte Verfahren zur Herbizidreduktion – sowie das Witterungsrisiko.
Eine offene Frage für die Demonstrationsbetriebe ist die nach den langfristigen Folgekosten und Auswirkungen von Unkräutern und -gräsern, die bei alternativen Verfahren zur Unkrautregulierung nicht erfasst werden. Im Jahr der Maßnahme kann man diese oft ohne Ertragsauswirkungen tolerieren. Es entsteht jedoch ein großes Samenpotential, das in den Folgejahren gezielte Beachtung und Kontrolle erfordert.
Als Strategien für den Glyphosatersatz und zur Unkraut- und Ungrasunterdrückung setzt der Betrieb einen Treffler TGA Grubber ein und baut Sommer- und Winterzwischenfrüchte an. Das betriebsübliche Verfahren ist der Stoppelumbruch zeitnah nach dem Drusch mit einem auf dem Grubber aufgebauten pneumatischen Streuer mit Verteilschläuchen. Dieses Verfahren ermöglicht eine kostengünstige und frühzeitige Etablierung der Zwischenfrüchte, sodass auch das Ausfallgetreide unterdrückt wird. Als alternatives Verfahren wurde auf einer Fläche, auf der Wintergerste stand, deren Stroh nicht abgefahren wurde, der Cover Seeder der Fa. Müthing eingesetzt. Ziel war es, dass der Samen des auf der Fläche erstmals stark aufgetretenen Ackerfuchsschwanzes nicht in den Boden eingetragen und dort für die nächsten Jahre konserviert wird, sondern aufläuft und von der Zwischenfrucht unterdrückt bzw. im feuchten Strohmulch zersetzt wird. Am Tag des Treffens präsentierte sich bereits ein sehr dichter Zwischenfruchtbestand aus Phacelia, Alexandrinerklee, Inkarnatklee, Öllein und Ramtillkraut. Im Frühjahr soll hier ein Zwischenfruchtumbruch ohne Glyphosat für die Folgekultur Mais erprobt werden.
Das Verfahren mit Bodenbearbeitung erwies sich insbesondere in diesem nassen Jahr in den Fahrgassen - mit tieferen Fahrspuren als sonst üblich - als notwendig, um dort einen dichten Zwischenfruchtbestand mit guter Unkrautunterdrückung zu erreichen. Im Vergleich zeigte sich auch, dass die früheren Saattermine der Zwischenfrucht zu besser entwickelten und unterdrückenden Zwischenfruchtbeständen führen.
23.07.2024, Angela Sievernich (LWK NRW) Am 10.06.2024 bot der Demonstrationsbetrieb Dauermann in Steinfurt, NRW, interessierten Betrieben aus der Region einen Einblick in seine Maßnahmenflächen zur mechanischen Unkrautregulierung. Der landwirtschaftliche Betrieb mit dem Schwerpunkt Milchviehhaltung baut überwiegend Silomais und Ackergras zur Futternutzung an, darüber hinaus werden u.a. Kleegras, Wickroggen und Wintergerste auf sandigen Böden angebaut.
Der Silomais wurde in Pflugsaat gelegt, es folgten zwei Durchgänge mit Blindstriegeln und einmaligem Hacken. Für jeden Durchgang ein passendes Zeitfenster von mehreren, aufeinanderfolgenden, niederschlagsfreien Tagen zu finden, war in diesem Jahr nicht einfach. Unter ausreichend trockenen Bedingungen ermöglichen die zusätzlichen Hackwerkzeuge Fingerhacken bzw. Hohlscheiben ein Verschütten von Unkräutern in der Reihe bzw. ein Anhäufeln. In diesem Jahr funktionierte dies nur begrenzt. Auf der Fläche mit zweijährigem Kleegras als Vorfrucht war der Unkrautdruck trotz der schwierigen Bedingungen bei der mechanischen Unkrautregulierung vergleichsweise gering. Durch die mehrfache Schnittnutzung des Kleegrases werden auflaufende Unkräuter und Gräser vor der Samenreife abgeschnitten und die Samenbank im Boden reduziert, sodass der Unkraut- und Ungrasdruck in den Folgekulturen geringer ist. Auf den Flächen mit vorherigem Ackergras als Zwischenfrucht mit zweifacher Schnittnutzung nach Vorfrucht Wintergerste bestand ein hoher Unkrautdruck (Leitverunkrautung: Weißer Gänsefuß, verschiedene Hirsearten). Dieser konnte durch die mechanische Unkrautregulierung alleine nicht ausreichend reduziert werden.
Daher war in diesem Fall eine flächige Nachbehandlung mit einem Herbizid erforderlich. Dies stellt einen zusätzlich zu berücksichtigenden Kostenpunkt dar. Der Betrieb wählt zur ganzheitlichen Unkrautregulierung neben einer angepassten Fruchtfolge Maissorten mit planophiler Blattstellung. Diese können die Maisreihen zeitiger schließen und damit Unkräuter früher beschatten. Neben Mais sammelte der Betrieb in diesem Jahr erste Erfahrungen mit alternativer Unkrautregulierung in der Wintergerste. Die Sorte Julia wurde Mitte Oktober in Pflugsaat nach Vorfrucht Mais mit erhöhter Aussaatstärke (+ ca. 10%) zur Berücksichtigung eventueller Striegelverluste gesät.Da sich im Herbst zum Striegeln keine Zeitfenster ohne Niederschläge mehr ergeben hatten, musste hierfür bis ins Frühjahr gewartet werden.
Es ergaben sich im März noch zwei Termine zum Striegeln, die die Leitverunkrautung mit Windhalm und Vogelmiere weitestgehend beseitigen konnten. In diesem Jahr wurde einmalig eine Fungizidbehandlung durchgeführt. Von einem Wachstumsreglereinsatz sieht der Betrieb auf Grundlage eigener Erfahrungen mit der Futternutzung des Strohs generell ab. Dies kann als zusätzliche Maßnahme zur Unkrautregulierung betrachtet werden, da die Gerstenpflanzen durch den ausbleibenden Wachstumsreglereinsatz sehr hoch wachsen und Unkräuter so unterdrückt werden.
05.06.2024, Maria Rosenhauer (DLR R-N-H) Am Nachmittag des 5. Juni 2024 traf sich eine Gruppe interessierter Landwirte, Berater und Vertreter der Politik auf den Versuchsflächen des St. Wendelinhofs der TH Bingen, Demonstrationsbetrieb Integrierter Pflanzenbau in Rheinland-Pfalz. Auf dem Projektbetrieb St. Wendelinhof werden Ansätze zu vier Handlungsfeldern der Ackerbaustrategie 2035 umgesetzt: Digitalisierung, Pflanzenschutz, Düngung und Biodiversität.
Herr Petersen, Professor für Pflanzenbau- und Pflanzenschutz an der TH-Bingen, führte durch die Vorhaben, begonnen mit einer potentiell neuen Kultur für heimisches Eiweiß: der Kichererbse. Die Kichererbse gilt als vergleichsweise trockenheitstolerant. Sie kann als Leguminose ohne zusätzliche N-Düngung angebaut werden. Wichtig ist die Beimpfung des Saatguts mit dem passenden Präparat. Gegen eine Verunkrautung ist eine Vorauflaufbehandlung mit Pendimethalin zu empfehlen, für die eine einzelbetriebliche Genehmigung erforderlich ist, da es keine Zulassung dafür gibt. Allerdings kann eine späte Verunkrautung problematisch werden und die Ernte erschweren. Hinzu kommt, dass einige Sorten verzettelt abreifen. Das Ertragspotential ist mit ca. 1 bis 3 t/ha überschaubar. Dennoch kann die Kichererbse bei vorhandenen Absatzmöglichkeiten eine interessante Erweiterung des Kulturartenspektrums in der Fruchtfolge an warmen Standorten sein.
Mit dem Thema Fruchtfolge ging es dann weiter zum nächsten Feld. Herr Prof. Petersen stellte ein Vorhaben zur Pflanzenschutzmittelreduktion durch Fruchtfolgeversuch und Integrierten Pflanzenschutz vor (Abb. 2). Hier wird erprobt, ob eine weitere Fruchtfolge aus Zuckerrüben, Winterweizen, Erbsen, Wintergerste, Körnermais und Winterroggen ein höheres Reduktionspotential an Pflanzenschutz und Düngung hat als eine engere Fruchtfolge aus Zuckerrüben, Winterweizen und Wintergerste. Weiter werden die Ansätze des Integrierten Pflanzenschutzes mit Sortenwahl, Einsatz von Prognosemodellen und kombinierter mechanischer + chemischer Unkrautkontrolle mit der guten fachlichen Praxis verglichen. Eine knappe Zusammenfassung der ersten Saison zeigt, dass sich der Behandlungsindex mit der weiteren Fruchtfolge und den Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes tendenziell reduzieren lässt. Allerdings wurden bereits beim Austausch auf dem Feld viele der aktuellen Herausforderungen angesprochen. In der Zuckerrübe ist die Verbreitung von Syndrome Basses Richesses (SBR) besorgniserregend. Aber auch gegen die Rübenmotte fehlt es an wirksamer Regulierung. Der Mais etablierte sich erst nach dreimaliger Saat und unter Vliesabdeckung, da sich Saatkrähen im Umfeld angesiedelt haben.
Um ein weiteres sich verschärfendes Problem ging es dann auf dem nächsten Feld: die Kontrolle von multiresistenten Ackerfuchsschwanz, bei dem blattaktive Mittel im Frühjahr keine Wirkung mehr zeigen. Darum wurde die Regulierung über den Saattermin, Bodenherbizide und den Striegel versucht, mit unterschiedlichem Erfolg (Abb. 3). Die späte Saat (23.10.23) mit entsprechend späterem Einsatz der Bodenherbizide sah mit am besten aus. Die frühe Saat (09.10.23) war sehr lückig und bot dem hohen Ungrasdruck keinen Widerstand. Der Striegel allein, egal ob ein-, zwei- oder dreimal eingesetzt, reduzierte den Ackerfuchsschwanzbesatz nicht nennenswert. Auch hatte er auf dieser Fläche keinen zusätzlichen Effekt in Kombination mit den Bodenherbiziden. Wobei hier die Reihenfolge der Maßnahmen offenbar zentral ist. Als erstes sollte gestriegelt werden und danach die Herbizidanwendung erfolgen. Für das kommende Jahr wird es so gemacht. In diesem Jahr erwiesen sich die reinen Herbizid-Varianten am wirkungsvollsten. In der begleitenden Diskussion wurden deutlich, dass besonders die Witterungsbedingungen den optimalen Einsatz der mechanischen Unkrautregulierung erschweren. Auch bereitet der angekündigte Wegfall des Wirkstoffes Flufenacet den Landwirten Sorge, da dieser ein zentraler Baustein im Resistenzmanagement ist.
Bei der Frage, wie man einen solchen Unkrautbesatz in den Griff bekommen kann, fand der Pflug Erwähnung, der, einmalig eingesetzt, viele Samen in tiefere Bodenschichten verlagert von wo aus sie nicht keimen können. Danach darf der Boden mehrere Jahre nicht mehr tief gelockert werden, um diesen Effekt zu behalten. Auch bei und vor der Saat ist nun möglichst wenig Bodenbewegung ratsam, um die Keimung der Unkrautsamen nicht anzuregen. Hier wurde der Einsatz von Glyphosat zur Bereitstellung eines sauberen Saatbetts ohne Bodenbewegung als wichtig für die Sanierung von Flächen mit resistenten Unkräutern benannt.
Weiter ist mit Blick auf die Feldhygiene und der Vermeidung von Sameneinträgen die genaue Kontrolle der vor allem überbetrieblich eingesetzten Maschinen empfehlenswert. So z.B. die Reinigung des Mähdreschers, bevor der Lohnunternehmer auf die Flächen fährt. Ist der Besatz auf den eigenen Flächen bereits hoch, kann der sogenannte „Top Cut Collect“ der Firma Zürn gegebenenfalls unterstützen (Abb. 4). Das Gerät schneidet die Samenstände der Unkräuter über dem Kulturbestand ab, sammelt sie und führt sie so vom Feld ab. In ersten Versuchen mit dieser Maschine konnten an der TH Bingen bereits Erfahrungen gesammelt werden. Insgesamt war der Nachmittag informativ und aufschlussreich, mit anregendem Austausch und viel Interesse. Die eine Lösung für all die Herausforderungen wurde nicht gefunden – weil es sie nicht gibt. Es wird weiterhin vieler Maßnahmen und Bausteine bedürfen, die es zu erproben gilt. Wer mehr zu den vorgestellten Verfahren oder dem MuD IPB Projekt in Rheinland-Pfalz erfahren möchte, meldet sich gern bei: julian.hautz(at)dlr.rlp(dot)de.
19.04.2024, Angela Sievernich (LWK NRW) Der Raps blüht, die Bienen fliegen. Niklas Schulte, Demonstrationsbetrieb im Modell- und Demonstrationsvorhaben „Integrierter Pflanzenbau“ freut sich, dass in diesem Jahr der Schädlingsbefall auf seinen Rapsschlägen gering war und er deshalb auf den Insektizideinsatz verzichten konnte. In einer nassen Saison wie dieser ist er für jede Überfahrt, die nicht unbedingt notwendig ist, dankbar. Die Bestände wurden neben Pflanzenkontrollen mit Gelbschalen und neuerdings auch mit digitalen Gelbschalen auf Schädlingsbefall im Herbst (Rapserdfloh, Schwarzer Kohltriebrüssler) und im Frühjahr (Gefleckter Kohltriebrüssler, Großer Rapsstängelrüssler, Rapsglanzkäfer) kontrolliert.
Da die jeweiligen Schadschwellen in der Gelbschale (Rüsslerarten, Rapserdfloh) bzw. an den Pflanzen (Rapserdfloh, Rapsglanzkäfer) nicht überschritten wurden, konnten in diesem Jahr die Insektizidbehandlungen ausbleiben. In anderen Regionen zeigten sich teilweise starke Zuflüge, weshalb bei vielen Rapsanbauern Insektizidbehandlungen erforderlich waren. Mit dem Anbau von Winterraps hat der Betrieb erst vor zwei Jahren begonnen. Für einen Betrieb mit dem Schwerpunkt Schweinemast ist der Raps keine übliche Kultur. Jedoch war der Anbau eine gute Möglichkeit, die Fruchtfolge um eine Blattfrucht zu erweitern und einen Wirkstoffwechsel zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung realisieren zu können. Der Betriebsleiter baut den Raps zusammen mit Sommer-Ackerbohnen als Beisaat an. Diese werden vor der Aussaat mit dem Düngerstreuer ausgebracht. Seit dieser Saison versucht der Betrieb jedoch das Verfahren zu vereinfachen und sie mit einem pneumatischen Sägerät, montiert auf der mechanischen Sämaschine mit Kreiselegge, parallel zur Aussaat auszubringen. Eine Vorauflauf-Herbizidbehandlung ist möglich. Die Ackerbohnen frieren in der Region sicher ab und können dem Raps so Stickstoff zur Verfügung stellen.
Da der Betrieb ansonsten keine Leguminosen anbaut, stellt die Beisaat für den Betrieb eine gute Möglichkeit zur Diversifizierung seiner angebauten Kulturen dar. Ertraglich wurde der Raps bisher nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil ist der Betrieb davon überzeugt, dass der Raps von der Ackerbohne profitiert. Ein Imker freut sich dieses Frühjahr wieder über den Raps, an dem er gerne seine Bienen aufstellt. Die Randstreifen entlang des Vorfluters bieten sich dazu sehr gut an. Es handelt sich um einen drei Meter breiten Pufferstreifen, eingesät mit einem Kleegras-Gemenge, auf dem keine Pflanzenschutz- oder Düngemaßnahmen erfolgen.
Ein Wermutstropfen jedoch bleibt: Eine seiner Rapsflächen muss im Frühjahr umgebrochen werden, da der Raps sich aufgrund der Nässe nicht zufriedenstellend entwickelt hat. Dort wird nun Mais eingesät.
11.03.2024 Im Zuge des Modell- und Demonstrationsvorhabens setzen die teilnehmenden Modellbetriebe in Rheinland-Pfalz verschiedene Maßnahmen in den Handlungsfeldern Düngung, Biodiversität, Digitalisierung und Pflanzenschutz im Rahmen der Ackerbaustrategie 2035 um. In dem hier gezeigten Video stellt der Landwirt Christian Oberhausen aus Trier eine Maßnahme im Handlungsfeld Pflanzenschutz, „Mechanische Unkrautbekämpfung im Getreide“ vor.
Die Maßnahmenfläche ist insgesamt ca. 3,8 ha groß. Zum Einsatz kam ein Einböck-Striegel mit 6 m Arbeitsbreite und 8 mm Zinken. Dabei werden unterschiedliche Striegelhäufigkeiten und Zeitpunkte (Vorauflauf, Nachauflauf, im Herbst oder Frühjahr) sowie die Kombination mit Herbiziden im Vergleich zur rein chemischen Unkrautkontrolle durchgeführt.
Die Varianten sind:
1. Striegel Vorauflauf + Bodenherbizid,
2. Striegel Nachauflauf im Herbst,
3. Striegel Nachauflauf im Herbst + Striegel Frühjahr,
4. Striegel Vorauflauf + Nachauflauf Herbst
5. Chemische Behandlung.
Der Winterweizen auf dem Feld wurde am 08.10.2023 gesät und bisher wie folgt behandelt: Bekämpfung Ausfallraps (23.08.2023), Erstellung eines Scheinsaatbetts (14.09.2023), Totalherbizidbehandlung (03.10.2023). Der Einsatz des Striegels hatte im Herbst keinen nachweislichen Einfluss auf den Auflauf des Weizens. Frühjahrsbonituren zeigten einen, für die Fläche ungewöhnlichen, geringen Ungräserdruck, der ggf. auf die dort vorherrschende Wetterlage zurückzuführen ist. Die Maßnahme inklusive abschließender Bonituren (Unkrautdichte nach den Maßnahmen, Kernbeerntung + Verwiegung) wird voraussichtlich im August beendet.
17.10.23 Zum offiziellen Start des Demonstrationsvorhabens MuD IPB in der Modellregion Rheinland-Pfalz trafen sich heute die Betriebsleiter der teilnehmenden Modellbetriebe, die Betreuer der regionalen Dienstleistungszentren Ländlicher Raum sowie das JKI. Eingeladen hatten die Projektmitarbeitenden am DLR R-N-H, die für Rheinland-Pfalz die Projektleitung übernehmen. Unter Beteiligung der ZEPP und dem ISIP e.V. wurde der aktuelle Stand des Modell- und Demonstrationsvorhabens vorgestellt und diskutiert. Die Projektkoordination hatte die neun am Projekt beteiligten Betriebe zu einem ersten Kennenlern-Treffen eingeladen. Die vor Ort umzusetzenden und zu untersuchenden Maßnahmen wurden in der Runde vorgestellt und diskutiert. Hinzu kam ein Ausblick auf kommende Termine und Veranstaltungen. Ebenso einigten sich die Teilnehmenden in dem Demonstrationsvorhaben, wie sie zukünftig untereinander kommunizieren und sich austauschen wollen, damit eine möglichst große Transparenz gegeben ist und sich alle umfassend in den Fortgang des Projektes einbringen können. Hiermit beginnt offiziell das Modell- und Demonstrationsvorhaben Integrierter Pflanzenbau in der Modellregion Rheinland-Pfalz und alle Teilnehmenden freuen sich darauf, in Zukunft spannende Impulse aus den durchgeführten Maßnahmen zu erhalten und allen Interessierten die Ergebnisse des Vorhabens zu präsentieren.
20.09.23 Mit dem kürzlichen Start des MuD IPB in vier weiteren Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen-Anhalt) sind die Regionen des Vorhabens nun vollzählig. Ein erster Online-Austausch mit den neuen Regionalbetreuungen und der Koordination am Julius Kühn-Institut fand am vergangenen Donnerstag, den 14.09.2023 statt. Interessierte Betriebe können sich ab sofort mit der Institution in ihrem Bundesland (Karte) in Verbindung setzen und nach Bekanntmachung der jeweiligen Ausschreibung im Bundesanzeiger offiziell auf die Teilnahme als Demonstrationsbetrieb bewerben.
19.07.23 Ein spürbarer Fortschritt in Kassel: erneut trafen sich heute die Projektmitarbeitenden von den Institutionen der Projektregionen und des JKI unter Beteiligung der BLE, um den aktuellen Stand im Modell- und Demonstrationsvorhaben vorzustellen und zu diskutieren. Die Vertreter der drei Regionen Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen konnten final präsentieren, welche Betriebe in ihrem Bundesland am Vorhaben teilnehmen werden. Auch die geplanten Maßnahmen des integrierten Pflanzenbaus konnten zum Teil schon betriebsgenau gezeigt und besprochen werden. Hinzu kam die Aussicht auf die Aufnahme weiterer Bundesländer in den Verbund. Damit wächst das Netz der Demonstrationsbetriebe, um in naher Zukunft allen Interessierten aus der Praxis und darüber hinaus zur Verfügung zu stehen.
08.05.23 Am vergangenen Mittwoch, den 03.05.2023, trafen sich rund 80 Teilnehmende auf der 3. Ausgabe des jährlichen Hack- und Striegeltages in Brandenburg auf dem Ökohof Kuhhorst gGmbH im Ruppiner Land. Im Rahmen der Veranstaltung des Landesbauernverbandes Brandenburg e.V. (LBV) und dem Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung e.V. (ILU) konnten sich interessierte Landwirt:innen und Vertreter:innen aus Beratung, Forschung und Industrie über die letzten Entwicklungen und Verfahren zur mechanischen Beikrautregulierung informieren.
Zum Auftakt gewährte der gastgebende demeter-Betrieb Einblick in seine Vorgehensweise beim Striegeln und ging dabei besonders auf die besonderen Anforderungen auf einem Niedermoor-Standort ein. In den Fachbeiträgen wurden unter anderem Daten aus Langzeitversuchen zur Wirksamkeit und Wirtschaflichkeit mechanischer Verfahren im Pflanzenschutz gezeigt und auf Tools aufmerksam gemacht, mit deren Hilfe Betriebe besser abschätzen können, wie sich Änderungen im Vorgehen beim Pflanzenschutz auf das Betriebsergebnis auswirken. Bei der anschließenden Technikvorstellung im Feld konnten sich die Besucher über die Wirksamkeit der Streigeltechnik unterschiedlicher Hersteller beim Blindstriegeln in Ackerbohne und Hafer überzeugen.
Der LBV und das ATB Potsdam nutzten die Veranstaltung zur Vorstellung des Modell- und Demonstrationsvorhaben Integrierter Pflanzenbau und machten darauf aufmerksam, dass Interessenbekundungen zur Teilnahme von Brandenburger Betrieben noch bis zum 18. Mai 2023 erfolgen können.
28.04.23 Die Mitarbeitenden aus den Institutionen der jetzigen drei Projektregionen Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg und dem Julius Kühn-Institut treffen sich am 10. Mai 2023 zum ersten gemeinsamen Arbeitstreffen des Modell- und Demonstrationsvorhabens in Kassel. Neben der Vorstellung des aktuellen Arbeitsstandes in den Regionen zur Betriebsakquise und geplanten Umsetzung der Handlungsfelder der Ackerbaustrategie sollen die konkreten Maßnahmen und die wissenschaftliche Begleitung rege diskutiert werden.