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Als Untersaaten gelten Pflanzen, die in den Bestand der Hauptkultur gesät werden, aber in der Regel nicht zur Ernte vorgesehen sind. Nach der Ernte sorgen Untersaaten dafür, dass der Boden weiterhin mit Pflanzen bedeckt ist und während dieser sensiblen Phase vor Erosion geschützt wird. Bei ausreichender Etablierung kann außerdem Unkraut erfolgreich unterdrückt werden. Dies gilt auch für Wurzelunkräuter wie Disteln, die unter Umständen sogar effektiver zurückgedrängt werden können, als es die mechanische Bekämpfung erlaubt. Zudem konnten schädlingsregulierende Effekte beobachtet werden.
Gleichzeitig wird durch die Untersaat sichergestellt, dass länger und mehr Photosynthese betrieben wird. Dadurch kann mehr Sonnenergie in Form von pflanzlicher Biomasse und unterschiedlichen Wurzelexsudaten dem Ökosystem Acker bereitgestellt werden. Dies fördert das Bodenleben. Zudem reduziert sich der Dieselverbrauch zur Bodenbearbeitung erheblich, da auf mehrfaches Stoppelgrubbern verzichtet werden kann. Das führt zusätzlich zu Zeiteinsparungen. Auch im Hinblick auf den Klimaschutz leisten Untersaaten einen Beitrag: Durch vermehrten Humusaufbau und Kohlenstoffbindung im Boden lassen sich bis zu 1,5 Tonnen CO₂ pro Hektar und Jahr kompensieren. Untersaaten bringen also vielfältigen Nutzen:
Der optimale Zeitpunkt für die Aussaat hängt von der jeweiligen Hauptkultur ab. Im Wintergetreide sind Aussaaten im Herbst erfolgreich, sofern der Unkrautdruck gering ist. Andernfalls empfiehlt sich die Ausbringung der Untersaat im Frühjahr nach Abschluss der Unkrautbekämpfung. Dies sollte vorzugsweise zwischen dem letzten Striegelgang und dem Ende der Bestockungsphase erfolgen. Der Bestand der Hauptkultur sollte nicht zu dicht sein, damit sich die Untersaat etablieren kann. Dies kann durch die Kulturführung gezielt beeinflusst werden (Saatdichte, Nährstoffversorgung).
Auch mit der Sortenwahl lässt sich Einfluss nehmen: Einzelähren- und Kompensationstypen sind deutlich besser geeignet, als Bestandesdichtetypen und Sorten mit breiten Blattanlagen und waagrechter Blattstellung, da sie mehr Licht abfangen. Im Getreide stoßen Untersaaten ab Erträgen von 9 t/ha im Winter- und 7 t/ha im Sommergetreide an Grenzen, da der Lichteinfall für ein Überleben in der unteren Bestandsetage zu niedrig wird. Diese Problematik kann man mit einem doppelten Saatreihenabstand etwas entschärfen. Erfahrungen zeigen, dass Untersaaten auch bei solchen hohen Erträgen noch überleben konnten, weil die Beschattungszeit in der weiten Reihe etwas kürzer ausfällt. Bei Raps sollte die Untersaat zeitgleich als Beisaat ausgebracht werden, da dessen Bestand sehr schnell schließt.
Für die Aussaat empfiehlt sich der Einsatz von Sämaschinen mit Scheibenschartechnik. Alternativ ist auch das Einstriegeln möglich, allerdings ist diese Methode nicht für alle Kulturen geeignet. Bei Soja oder Mais kurz vor Reihenschluss kann diese Methode jedoch eine wirtschaftlich sinnvolle Option darstellen. Weitere Verfahren sind das Einhacken und unter erschwerten Umständen die Drohnensaat. Letzter bietet sich besonders bei späten Einsaaten in hohe Bestände, bei sehr feuchten Bodenverhältnissen oder zur Vorerntesaaten von Zwischenfrüchten an. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass stark begrannte Kulturen, wie zum Beispiel Gerste, einen Großteil der Samen abfangen können. Außerdem kann starker Wind dazu beitragen, dass Saatmischungen entmischt werden. Zudem sollte eine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet sein, da das Saatgut lediglich auf dem Boden liegt und nicht eingearbeitet wird.
Geeignete Arten für die Untersaat zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
Dabei ist natürlich zu beachten, dass die Konkurrenzfähigkeit so ausgeprägt sein sollte, dass die Deckfrucht nicht unterdrückt wird. Es empfiehlt sich daher auf niedrig wachsende Typen zurückzugreifen. Eine detaillierte Übersicht der im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens HumusKlimaNetz erprobten Arten ist mit ihren Eigenschaften und Eignungen in der untenstehenden Tabelle dargestellt. Derzeit wird ein Leitfaden für Untersaaten erarbeitet. Nach seiner Veröffentlichung wird dieser in diesem Artikel verlinkt.
Im konventionellen Anbau muss das betriebseigene Unkrautmanagement bei der Integration von Untersaaten Berücksichtigung finden. Herbizide können die Untersaat miterfassen oder so lange nachwirken, dass die Keimlinge selbst bei späterem Einbringen nicht auflaufen. Es gibt mehrere Strategien zur Einbindung von Herbiziden. Das Einfachste ist, Untersaaten nur in wenigen Fruchtfolgegliedern zu integrieren und das Herbizid gezielt wegzulassen. Bei geringem Unkrautdruck funktioniert dies problemlos, zum Beispiel im Sommergetreide.
Eine gezielte, mehrfache Bodenbearbeitung mit Auflaufenlassen mehrerer Unkrautwellen ist allerdings in jedem Fall angeraten, bevor die herbizidfreie Kultur eingebracht wird. Zur Bekämpfung des Fuchsschwanzes hat sich dreimaliges flaches Grubbern vor der Aussaat und ein anschließendes Blindstriegeln bewährt.
Mais lässt sich problemlos mit einfacher Technik hacken und die Untersaat unterdrückt effektiv die Spätverunkrautung. Auch im Wintergetreide kann diese Strategie gut funktionieren, wenn bereits im Herbst mit Blindstriegeln begonnen werden kann. Besteht die Möglichkeit, auf einen Striegel mit Sävorrichtung zurückzugreifen, kann damit im Frühjahr in einem letzten Arbeitsgang die Untersaat beim Striegeln eingebracht werden.
Soll eine chemische Unkrautbekämpfung vor Einbringen der Untersaat erfolgen, empfiehlt es sich, mit selektiven Herbiziden zu arbeiten, um die verwendete Untersaatart nicht zu schädigen. Es gibt beispielsweise Herbizide gegen Ungräser, die Kleearten schonen, sowie Herbizide gegen Zweikeimblättrige, die Grasuntersaaten schonen. Werden nicht-selektive Herbizide verwendet, sind blattaktive Herbizide eine vielversprechende Option, da bodenwirksame Herbizide die große Gefahr bergen, dass die Untersaat miterfasst wird.
Bei Bodenherbiziden mit langsamem Abbau kann eine Untersaat höchstens als Vor-Erntesaat einer Zwischenfrucht mit der Drohne ausgebracht werden. Zudem muss vorab eine ausreichende Niederschlagsmenge erreicht worden sein, die den Abbau des Herbizids erlaubt. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat auf Feldversuchen basierende Listen zur Verträglichkeit von Herbiziden mit nachgebauten Zwischenfrüchten veröffentlicht. Diese Listen können ebenfalls verwendet werden, um die Verträglichkeit von Herbiziden mit verschiedenen Untersaatarten zu bewerten. Bei Unsicherheit bezüglich der Herbizidnachwirkung kann eine Bodenprobe aus dem Oberboden des betreffenden Felds einem Kressekeimtest auf der Fensterbank unterzogen werden.
In speziellen Fällen können auch Behandlungen mit dem Herbizid im Bestand trotz Untersaat angewendet werden. Dies gilt beispielsweise bei trockener Witterung in späten Entwicklungsstadien im Sommergetreide, um Disteln zu bekämpfen. Hier wird die Untersaat physikalisch durch den etablierten Getreidebestand geschützt. Bei starken Niederschlägen nach der Applikation besteht allerdings das Risiko, dass das Herbizid nach unten gewaschen wird und dabei auch die Untersaat abtötet.
Trotz ihres Potenzials sind Untersaaten nicht unbedingt Selbstläufer. Unpassende Untersaatarten, zu späte Aussaaten oder technische Fehler bei der Saatgutablage sind häufige Probleme in der Praxis. Auch ungünstige Standortfaktoren, wie ein zu niedriger pH-Wert, leichte Standorte mit Wassermangel oder mangelhafte Bodenstruktur, erschweren die Etablierung. Zudem kann eine ungeeignete Fruchtfolgeplanung Probleme verursachen.
Erfahrungen aus der Beratung zeigen allerdings, dass Untersaaten bei guter Planung in der Regel zuverlässig gelingen. Ausnahmen stellen Jahre mit extremer Dürre dar. Erfolgreiche Betriebe passen ihre Untersaaten an die Standortbedingungen an und integrieren sie gezielt in das Betriebskonzept.
Der hier vorliegenden Text basiert auf dem im bioland-Fachmagazin erschienenen Artikel von Eileen Nicolai „Vorteile für Fruchtfolgen: Untersaaten brauchen Aufmerksamkeit“ (Ausgabe 4/2025). In Korrespondenz mit Herrn Christian Lutz (Bioland e.V. Beratungsdienst/Betriebsbegleitung HumusKlimaNetz) wurden weitergehende Kenntnisse zu unterschiedlichen Untersaaten und zur erfolgreichen Einbindung von Untersaaten im konventionellem Landbau hinzugefügt. Die fachlichen Inhalte wurden im Rahmen des Projekts „HumusKlimaNetz“ erarbeitet.
Das HumusKlimaNetz ist ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Humusaufbau in Ackerböden. Bis zunächst Ende 2027 werden bundesweit auf 150 Betrieben – je zur Hälfte ökologisch und zur Hälfte konventionell wirtschaftend – Maßnahmen zum Humusaufbau und -erhalt als Beitrag zum Klimaschutz erprobt und in die Breite getragen. Die Gesamtkoordination für das Vorhaben verantworten der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und der Deutsche Bauernverband (DBV). Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Thünen-Institut. Das HumusKlimaNetz wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) getragen und vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert.
Letzte Aktualisierung 05.08.2025