In den zurückliegenden Jahren haben sich im deutschen Markt verschiedene innovative, kleine bis große, regional bis überregional agierende Marktpartner im Bereich der Lebensmittelverarbeitung für Hülsenfrüchte etabliert.
Die genannten Marktpartner stellen einen Ausschnitt des Marktes dar und es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.
GMO-, Allergenfreiheit, Proteingehalt und –qualität, eine nahezu hundertprozentige Verwertbarkeit, der Preis, die Verfügbarkeit und das Image waren und sind wichtige Aspekte der Emsland Group für die Wahl und erfolgreiche Verarbeitung der gelben Palerbse. Schon seit 2012 verarbeitet das Unternehmen die gelbe Palerbse, die überwiegend aus deutschen Anbau stammt, zu Erbsenstärke, Erbsenproteinisolat und Erbsenfaser. Das auf vegane Produkte spezialisierte Unternehmen endori food GmbH & Co. KG, eine Tochter der Pfeiffer&Langen GmbH & Co. KG, verarbeitet dieses Erbsenproteinisolat aus regionalem Vertragsanbau in ihren Fleischersatzprodukten zu Burgern, Nuggets oder Hack. Auch die Nordzucker AG setzt bei der Gewinnung pflanzenbasierter Proteine (Konzentrat, Texturat) insbesondere auf die gelbe Palerbse aus regionalem Anbau.
Die Firma Fava-Trading GmbH & Co. KG als Zweigniederlassung der Raisa eG hat sich auf die heimische Ackerbohne überwiegend aus dem Vertragsanbau spezialisiert. Die Roland Beans GmbH übernimmt die weitere Verarbeitung und den Vertrieb der erzeugten Mehle und Schrote in den Lebensmittelsektor zum Beispiel für Backwaren, Panaden, Fleischwaren, Extrudate oder Pasta. Neu im Geschäft ist die Südzucker AG, die ab Herbst 2024 aus Ackerbohnen mithilfe eines Trockenextraktionsprozesses ein Proteinkonzentrat mit 60 % Proteingehalt sowie ein stärkereiches Mehl gewinnen möchte. Die Suche nach Vertragslandwirten läuft derweil.
Mit Übernahme der in Grimmen ansässigen Firma ProLupin GmbH durch die australische Firma Wide Open Agriculture (WOA) wird sich die deutsche Niederlassung auf eine B2B-Strategie zur Belieferung von Unternehmen aus der Zutaten- und Lebensmittelindustrie konzentrieren. Weiterhin setzt die Firma auf heimische Lupinen aus Vertragsanbau, aber auch auf australische Ware.
Die in Süddeutschland ansässige Taifun Tofu GmbH hat sich auf die Herstellung von Tofu-Produkten aus Soja aus Bioanbau spezialisiert. Im münsterländischen Everswinkel wirbt die VEPRONA GmbH für regionalen Vertrags-Sojaanbau für die Lebensmittelverarbeitung. Die Berief Food GmbH aus Beckum stellt Tofu, pflanzliche Drinks, Ghurts und Kochcremes aus möglichst heimischem Bio-Soja, -Hafer und auch -Erbse her.
Direktvermarktung und kleinere Unternehmen
Abseits dieser Hauptakteure im Lebensmittelbereich sind sehr viele regionale kleinere Unternehmen, Startups, Vereine oder Erzeugergemeinschaften damit beschäftigt, regionale Hülsenfrüchte, unverarbeitet bis hin zu weiterverarbeiteten Produkten wie Pasta, Brot, Kaffee, Aufstriche, Burger, Snacks, vorgekochte Hülsenfrüchte zu vermarkten. Diese werden über Online-Plattformen, Direktvermarktung, regionale Lebensmittelhändler, zum Teil auch über den Lebensmittel-Großhandel oder über die Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung angeboten.
Für die Vermarktung der Hülsenfrüchte in den Lebensmittelbereich, besonders im Bereich Direktvermarktung, ist die Einhaltung hoher Qualitätsstandards für Speiseware sehr wichtig. Die Reinigung und Aufbereitung der Ernteware kann bei Bedarf über zum Beispiel Lohndienstleister entsprechend erledigt werden. Bei einer betriebsinternen Weiterverarbeitung und Direktvermarktung sind die Vorgaben des Lebensmittelrechtes einzuhalten und Hygienekonzepte wie HACCP zwingend erforderlich. Produkthaftpflichtversicherungen sind empfehlenswert.
Bereits vor dem Anbau sollte die Verwendung und Vermarktung der Hülsenfrucht geplant und mit weiterverarbeitenden Gliedern der Wertschöpfungskette Gespräche geführt werden. So können im Vorfeld die Qualitätsanforderungen und Sortenfragen geklärt sowie Abnahmemenge und Preis ausgehandelt werden. Anbauverträge bieten verlässliche Rahmenbedingungen über den Zeitraum von mindestens einem Wirtschaftsjahr. Sie können ein gutes Vermarktungsmodell für die erzeugten Hülsenfrüchte darstellen. Beratungen zur Direktvermarktung werden von den zuständigen Landwirtschaftskammern und Landesanstalten angeboten.