Ziegen und Schafe gehörten zu den ersten Wildtieren die vor etwa 10.000 Jahren durch den Menschen domestiziert wurden. Die Ziege bot dem Menschen damit vielfältige Ressourcen, in erster Linie Fleisch. Ziegenhäute, die weicher und fester sind als Schafhäute, wurden zu Gefäßen und Kleidung verarbeitet. Die Milch von Ziegen war leichter zugänglich als die von Rindern und ebenso ein wertvolles Nahrungsmittel. Darüber hinaus wurden Haare, Fett, Knochen, Hörner und Dung von Ziegen genutzt.
Das neugierige – und im Vergleich zum Schaf weniger ängstliche – Verhalten der Ziege, ihre Anpassungsfähigkeit an alle Biotope und auch an andere Haustierarten begünstigten die Entwicklung ihrer Haltung und Zucht. In der neueren Geschichte war die Ziege als „das Vieh der kleinen Leute“ oder „die Kuh des kleinen Mannes“ bekannt. Sie wurde vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur Eigenversorgung gehalten und diente ebenso als Einkommensquelle.
Heute erlebt die Ziegenhaltung eine Renaissance, sie bietet für den landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerb viele Möglichkeiten. Sie dient zur Erzeugung und Vermarktung hochwertiger Nahrungsmittel, Ziegenmilch und -käse werden immer beliebter. Ziegenfleisch gilt als schmackhafte Spezialität mit hohen Gehalten an Eiweiß, Mineralstoffen und Vitaminen und gleichzeitig wenig Fett und Cholesterin. Auch im Hobbybereich ist die Ziege als Haustier verbreitet, was in ihren Wesenszügen wie Neugierde, Erkundungs- und Kletterfreudigkeit begründet sein mag. Weidehaltung ist in jedem Falle die artgerechteste Haltungsform für Ziegen, hierbei sind einzelne Weideflächen als Koppeln durch hütesichere und gleichzeitig wolfsabweisende Zäune zu begrenzen.
Traditionell wurden Ziegenherden von Hirtinnen und Hirten gehütet. Sie verbrachten die meiste Zeit, teils auch nachts, bei den Tieren und schützten so ihre Herde. Es entstand ein Traditionsberuf, der sich durch eine besondere Nähe zwischen Mensch und Tier auszeichnete. Die Arbeit war jedoch schwer und schlecht bezahlt, so dass heute der Hirtenberuf fast ausgestorben ist.
Besonders unter der Anwesenheit des Wolfes im Hochgebirge, wird die Behirtung wieder gefordert. Moderne Hirtinnen und Hirten sind dabei in der Regel zusätzlich zu anderen Herdenschutzmaßnahmen bei der Herde. Sie sorgen dafür, dass die eingerichteten Herdenschutzmaßnahmen bestmöglich funktionieren. Die bloße menschliche Anwesenheit hilft beim Herdenschutz, genügt aber nicht allein. Die Kombination von mehreren Herdenschutzmaßnahmen ist überall, wo Ziegen auf Weideflächen gehalten werden, zu empfehlen.