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Was macht Zäune wolfsabweisend? Herdenschutzzäune

Haben Sie Ihren Weidezaun schon einmal aus der Perspektive eines Wolfs betrachtet? Das kann helfen mögliche Schwachstellen zu vermeiden. Wir zeigen Ihnen hier, welche Schwachstellen in Weidezäunen oft von Wölfen genutzt werden, so dass Sie ihre Weidezäune wolfsabweisender gestalten können.

Die Anforderungen an einen wolfsabweisenden Zaun sind vielfältig. Die lokalen Gegebenheiten sind ebenso wie die bestehenden Betriebsabläufe und die finanziellen und arbeitszeitlichen Ressourcen miteinzubeziehen. Die Bundesländer unterstützen Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter beim präventiven Herdenschutz indem sie Förderprogramme anbieten. Deren Ausgestaltung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, so sind auch die Anforderungen an wolfsabweisende Zäune nicht überall gleich und situationsbedingt. Eine Herdenschutzberatung ist in jedem Falle rechtzeitig vor der Anschaffung eines wolfsabweisenden Zaunes zu empfehlen – ganz gleich, ob es sich dabei um einen Neuanschaffung oder eine Nachrüstung handelt.

Hier entlang zur Förderlandschaft und Herdenschutzberatung in den Bundesländern.

Gesamte Weidefläche zäunen

Die wichtigste Maßnahme, um die Wirkung eines wolfsabweisenden Zauns zu gewährleisten, ist, dass alle Seiten der Weidefläche gleich gut mit einem wolfsabweisenden Zaun geschützt sind. Bäche, Wassergräben und andere Wasserflächen eignen sich nicht als Weidebegrenzung. Wölfe sind gute Schwimmer und scheuen vor dem Queren von Wasserflächen nicht zurück. Ebenso wenig hält sie sumpfiger, mooriger oder matschiger Untergrund vom Eindringen in Weiden ab, was beim Zaunbau entsprechend zu berücksichtigen ist. Ebenso gilt: auch wenn Weideflächen nah an Dorf, Hof oder Garten gelegen sind und Weidetiere dadurch geschützt erscheinen mögen, nur die Installation eines wolfsabweisenden Zauns auf allen Seiten der Weidefläche hat eine wolfsabweisende Wirkung.

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Schwachstellen im Zaunsystem vermeiden

Ähnlich wie Wölfe das schwächste Tier in einer Herde ausfindig machen, suchen sie auch einen Zaun nach der der schwächsten Stelle ab. Daher müssen auch die Zauntore wolfsabweisend ausgerüstet sein. Ebenso sind Schwachstellen an Gräben und Senken durch angepasste Zaunführung und technische Lösungen zu vermeiden.

Durchschlüpfen verhindern

Das sogenannte Durchschlüpfen kann prinzipiell durch einen rein mechanisch wirkenden Stabilzaun oder durch einen Elektrozaun, als Festzaun oder Mobilzaun, verhindert werden. Für das mechanische Verhindern des Eindringens muss das Material so stabil und engmaschig sein, dass ein Wolf nicht hindurchpasst, wie zum Beispiel bei den Feldern eines stabilen Knotengitters mit nicht-verschiebbaren Knoten. Handelt es sich beispielsweise um einen Holzlattenzaun wird ein Abstand von maximal 20 Zentimetern zwischen vertikalen oder horizontalen Latten empfohlen. Ist das Material biegbar, sind die Abstände entsprechend kleiner zu gestalten. (Diese Abstände sind Empfehlungen. Sie stellen keine hundertprozentige Sicherheit dar, dass ein Wolf in einer Extremsituation sich nicht doch hindurchquetschen könnte.). Der Kontakt mit einem rein mechanisch wirkenden Zaun ist bei Berührung in der Regel schmerzlos. Da jedoch die Gefahr besteht, dass einzelne Wölfe bei wiederholtem Kontakt mit diesen Zäunen lernen sie zu überklettern oder mit Pfote oder Schnauze zu manipulieren. Es ist daher sinnvoll, mechanisch wirkende Stabilzäune mit einem Überkletterschutz auszurüsten.

Um bei elektrischen Zäunen einen Schutz vor dem direkten Eindringen durch den Zaun zu gewährleisten, sollten die untersten drei Stromleiter maximal einen Abstand von 20 Zentimetern zueinander und zum Boden aufweisen. Die Abstände der Stromleiter darüber können auch etwas größer sein, maximal bis zu 30 Zentimeter. Der unterste Stromleiter auf maximal 20 Zentimeter über dem Boden soll neben dem Durchschlüpfen eines Wolfes auch verhindern, dass sich ein Wolf unter dem Zaun hindurchgräbt.

Ist der Stromschlag, den der Wolf bei Berührung erhält, zu gering, wird der Wolf weiterhin versuchen sich unter oder zwischen den Stromleitern hindurchzuzwängen um den Zaun zu queren. Wichtig für die wolfsabweisende Wirkung ist daher, dass jederzeit „ordentlich Strom“ auf dem Zaun ist und der Wolf bei Berührung einen möglichst starken und somit abschreckenden Stromschlag erhält. Bestenfalls lernt der Wolf diesen Zaun nicht wieder zu berühren und meidet ihn großräumig.

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Untergraben vermeiden

Das Eingraben des Zaunes, die Befestigung einer Zaunschürze und die Anbringung elektrischer Leiter im Bodenbereich haben sich als Untergrabschutz bewährt. Diese Arten des Untergrabschutzes werden von vielen Bundesländern bei besonders schutzbedürftigen Weidetieren gefördert und gefordert. Stabilzäune, deren Hütewirkung rein mechanisch ist, werden mit einem zusätzlichen Untergrabeschutz ausgerüstet. Dieser soll verhindern, dass ein Wolf einen Zaun untergraben kann. Ein individueller Untergrabschutz an schwierigen Stellen kann auch durch Einbringung von festem Material, zum Beispiel Metallstangen, Baustahlmatten, Steinen, wie Findlingen, Betonbruch oder ähnlichem, erreicht werden.

Wie tief ein Zaun sinnvollerweise eingegraben werden sollte, hängt von lokalen Faktoren der Bodenbeschaffenheit ab. Ist der Boden so beschaffen, dass ein Wolf gut graben kann – wie beispielsweise bei sandigen Böden – ist in der Regel eine Tiefe von mindestens 50 Zentimetern zu empfehlen. Bei Gegebenheiten wie stark lehmigen, festem oder steinigen Böden bis hin zu bodennahen Gesteinsschichten kann eine geringere Tiefe ausreichend sein.  Steht ein Zaun beispielsweise direkt angrenzend an einem stark verfestigten oder gepflasterten Weg, kann ein zusätzlicher Untergrabschutz, in Absprache mit Herdenschutzberatenden, verzichtbar sein. Da die Eingrabtiefe des Zaunes in der Zaunhöhe berücksichtigt werden muss, eignet sich diese Methode besonders für Neuanlagen. Ein Nachrüsten ist prinzipiell möglich, aber aufwändig.

Auch das Anbringen einer Schürze kommt hauptsächlich bei Neuanlagen in Frage. Eine Schürze ist ein Drahtgeflecht, das circa einen Meter lang sein sollte. Die Schürze wird an der Außenseite des Zaunes an der Bodenoberfläche mit Hilfe von Erdankern fixiert und ist gleichzeitig am Zaum befestigt.

Eine weitere Möglichkeit, einen Wolf am Untergraben zu hindern, ist die Anbringung eines elektrischen Leiters in einem Abstand von höchstens 20 Zentimeter über dem Boden und im Abstand von circa 15 Zentimetern vom Zaun. Ein zusätzlicher elektrischer Leiter auf 40 Zentimetern Höhe über dem Boden, wie er beispielsweise in Brandenburg für einen wolfsabweisenden Zaun gefordert wird, verhindert zusätzlich, dass ein Festzaun mit der Schnauze manipuliert werden kann.

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Ein wolfsabweisender Elektrozaun benötigt keinen zusätzlichen Untergrabschutz. Sein unterster Stromleiter stellt den der Untergrabschutz dar. Damit der Zaun nicht doch untergaben wird, ist es wichtig, dass der unterste Stromleiter maximal 20 Zentimeter über dem Boden verläuft und jederzeit ausreichend Strom führt.

Überklettern und Überspringen vermeiden

Ein möglichst auf ganzer Länge straff gespannter Zaun hilft, die Höhe eines Zaunes komplett auszuschöpfen. Die Stellen, an denen Zäune durchhängen und damit weniger hoch sind, können einen Ansatzpunkt für einen Überwindungsversuch darstellen. Bei Elektrozäunen gewährleistet das straffe Spannen den passenden Abstand der Stromleiter zueinander. So wird die Stromführung und damit die wolfsabweisende Wirkung aufrechterhalten. Die Höhe eines Elektrozaunes kann optisch noch erhöht werden, indem eine Breitbandlitze als Flatterband über dem Zaun angebracht wird. Dabei ist darauf zu achten, dass der Abstand zum eigentlichen Zaun weniger als 30 Zentimeter beträgt.

Einen rein mechanisch wirkenden Festzaun kann ein Wolf berühren und so üben und lernen diesen zu überklettern. Daher ist es sinnvoll diese Zäune mit einen elektrischen Überkletterschutz aus einem vorgelagerten Stromleiter auszurüsten. Dieser kann oftmals mit Hilfe von Abstandsisolatoren am Zaun angebracht werden. Der Abstand sollte circa 15 bis 20 Zentimeter betragen. Die Höhe und die Art der Anbringung hängen unter anderem von der Höhe des mechanischen Festzaunes ab. Wichtig dabei ist, dass ein Wolf beim Erklettern des Zauns nicht an einer Berührung des Stromleiters vorbeikommt und bei Berührung einen Stromschlag erhält, der ihn zurückschrecken lässt. Prinzipiell kann ein Überkletterschutz vorgelagert, schräg nach oben oder über dem Zaun angebracht werden. Ist ein mechanischer Festzaun für Schafe, beispielsweise 100 Zentimeter hoch, bietet ein zusätzlicher elektrischer Leiter, wenn er über dem Zaun angebracht ist, neben dem Überkletterschutz, auch den Vorteil einer Erhöhung des Zaunes. Ist bei Wildgehegen, deren Zäune zur sicheren Einzäunung des Gehegewildes oft bereits 180 Zentimeter hoch sind, ein Überkletterschutz erforderlich, wird der elektrische Leiter von außen vorgelagert angebracht.

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Einsprunghilfen vermeiden

Auch hohe wolfsabweisende Zäune nutzen nichts, wenn ein Wolf die Möglichkeit hat, über eine Einsprunghilfe in die Weide zu gelangen. Böschungen und Gegenstände neben Zäunen bieten Wölfen eine Einsprungmöglichkeit. Deshalb sollten Stroh- oder Heuballen, Misthaufen, Bänke, Baumstämme, Mauern, Holzstapel und Weiteres mehr, von Weidetierhaltenden als mögliche Einsprunghilfen für Wölfe wahrgenommen werden. Dabei ist der Abstand der Einsprunghilfe zum Zaun, die Zaunhöhe sowie die Höhe der Einsprungmöglichkeit zu beachten.

Möglichkeiten, um Einsprunghilfen zu vermeiden sind:

  • den Abstand zwischen der möglichen Einsprunghilfe und dem wolfsabweisenden Zaun zu vergrößern und/oder
  • für bewegbare Einsprunghilfen einen anderen Platz zu finden und/oder
  • den wolfsabweisenden Zaun an der Einsprunghilfe entsprechend zu erhöhen

Folgende Beispiele verdeutlichen dies: Je höher ein „unbeweglicher“ Baumstumpf oder eine begehbare Mauer ist, desto weiter weg sollte die eingezäunte Weidefläche liegen. Im Fall von Böschungen und Geländekanten, die als Einsprungmöglichkeit genutzt werden können, kommen alternativ zum Abstand-Einhalten ein versetzter Zaunverlauf entlang der erhöhten Stelle oder das Erhöhen des Zaunes in Frage.

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Letzte Aktualisierung: 13.03.2024


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