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Erdung von Elektrozäunen Herdenschutzzäune

Wolfsabweisende Elektrozäune müssen „ordentlich unter Strom stehen“: sie sollten dauerhaft eine Stromspannung von 4.000 bis 5.000 Volt haben. Welche Rolle spielt die Erdung von Elektrozäunen für ihre wolfsabweisende Wirkung?

Warum Erdung gerade bei wolfsabweisenden Zäunen so wichtig ist

Elektro-Herdenschutzzäune wirken wolfsabweisend, weil der Wolf bei einer Berührung des Zauns einen starken Stromschlag bekommt, der abschreckend wirkt. Damit am ganzen Zaun dauerhaft eine Spannung von 4.000 bis 5.000 Volt aufrechterhalten werden kann, ist unter anderem ein starkes Weidezaungerät nötig. Genauso wichtig ist es, die anderen Komponenten des Weidezaunes wie das Leitermaterial und vor allem die Erdung anzupassen.

Oft ist eine unzureichende Erdung ein Schwachpunkt bei einem wolfsabweisenden Zaun. Bei unzureichender Erdung kann der Stromschlag, den ein Wolf bei Kontakt mit dem Zaun erhält, zu schwach sein, um den Wolf am Queren des Zaunes zu hindern.

Grundlagen Stromkreis –Strom muss fließen können

Strom kann nur fließen, wenn ein geschlossener Stromkreis vorliegt. Ein geschlossener Stromkreis liegt vor, wenn es eine ununterbrochene leitende Verbindung zwischen dem Plus- und Minuspol einer Stromquelle gibt.

Wird der Stromkreis geöffnet, wie zum Beispiel bei einem Lichtschalter in der Aus-Stellung, wird der Stromfluss unterbrochen und die Glühbirne brennt nicht. Dabei ist es unerheblich, ob sich der Lichtschalter im Stromkreis räumlich gesehen vor der Glühbirne oder hinter der Glühbirne befindet. Egal an welcher Stelle der Stromkreis unterbrochen wird, der gesamte Stromfluss wird unterbrochen.

Stromkreis beim wolfsabweisenden Elektrozaun

Bei einem wolfsabweisenden Zaun geht es darum, dass ein Wolf am Elektrozaun einen starken, unangenehmen, Stromschlag erhält, der eine möglichst dauerhaft abschreckende Wirkung erzielt.

Beim Elektrozaun kommt der Strom aus dem Zaunanschluss des Weidezaungerätes und fließt durch den elektrischen Leiter des Zaunes. Berührt ein Wolf den unter Strom stehenden Zaun, schließt er unbewusst den Stromkreis und bekommt einen Stromschlag. Der Strom fließt dabei durch das Tier und zwar von dem Körperteil, das den Zaun berührt, durch den Tierkörper hindurch zum Boden. Über das Erdreich wird der Strom weitertransportiert und fließt schließlich über metallene Erdungsstäbe und Verbindungskabel zum Weidezaungerät zurück.

Je nach Dimensionierung der Zaunanlage und der Erdung fließt dabei „mehr“ oder „weniger“ Strom durch den Wolf hindurch und versetzt ihm dementsprechend einen mehr oder weniger starken Stromschlag.

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Ohne Erdung ist der beste Elektrozaun wirkungslos

Sind keine Erdungsstäbe vorhanden oder ist das Verbindungskabel zwischen der Erdung und dem Weidezaungerät unterbrochen, wirkt sich das genauso aus, als wäre das Weidezaungerät nicht mit dem Weidezaun verbunden. Der Zaun kann, ohne einen Stromschlag zu bekommen, berührt werden. Ein an sich wolfsabweisender Elektrozaun, der keinen Strom führt, kann von einem Wolf mehr oder weniger problemlos gequert werden.

Der Hintergrund ist, dass der gesamte Stromfluss am Elektrozaun nur funktioniert, wenn der Stromkreis geschlossen ist. Egal an welcher Stelle der Stromkreis unterbrochen ist, ob räumlich gesehen, vor oder nach dem Tier, es fließt kein Strom in einem geöffneten Stromkreis. Ohne Erdung bleibt der Stromkreis auch bei Berührung geöffnet, es fließt kein Strom und es gibt keinen Stromschlag.

„Sanduhr-Effekt“ bei unzureichender Erdung

Oft ist die Erdung der Schwachpunkt eines wolfsabweisenden Zaunes. Eine ausreichende und richtig dimensionierte Erdung ist ein Schlüsselelement, um den Wolf „draußen zu halten“.

Ist die Erdung nicht ausreichend dimensioniert, wirkt sie ähnlich der Engstelle in einer Sanduhr, die die Menge des pro Zeiteinheit durchfließenden Sandes stark reduziert. Eine unzureichende Erdung führt also nicht nur dazu, dass bei geschlossenem Stromkreis der zurückfließende Stromfluss gedrosselt wird. Sie führt auch dazu, dass der aus dem Weidezaungerät zum berührenden Tier fließende Stromfluss reduziert wird. Der elektrische Schlag, den das berührende Tier erhält, ist geringer als ein Stromschlag bei vollem Stromfluss. Im schlimmsten Fall ist der Strom, der durch das Tier fließt so gering, dass er fast nicht bemerkt wird beziehungsweise nur ein leichtes Kribbeln darstellt.

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Ausreichende Erdung - bestmögliche wolfsabweisende Wirkung:

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Wie ist eine Erdung ausreichend dimensioniert?

Die Erdungsstäbe sind ausreichend dimensioniert, wenn sie in etwa so viel Strom aufnehmen können wie das Weidezaungerät abgibt.

Die Dimensionierung der Erdung richtet sich daher unter anderem nach der Leistungsstärke des Weidezaungerätes. Die Faustregel, welche für die Planung angewendet werden kann und als Mindestempfehlung zu sehen ist, lautet: Pro Joule Impulsenergie des Weidezaungerätes je ein bis zwei Meter Erdungsstab.

Beispiele wie die Erdung je nach Gegebenheiten umgesetzt werden kann:

Impulsenergie Weidezaungerät

Gesamtlänge der Erdungsstäbe

Anzahl Erdungsstäbe

Länge je Stab

          4 Joule

      4 Meter

            4

     1 Meter

          4 Joule

       4 Meter

            2

     2 Meter

        10 Joule

     10 Meter

          10

     1 Meter

        10 Joule

     10 Meter

            5

     2 Meter

Neben der Anzahl und der Länge der Erdungsstäbe gibt es einige weitere Faktoren, die für eine ausreichende Erdung wichtig sind, wie beispielsweise das verwendete Material, die Bodenfeuchte und die Positionierung der Erdung im Gelände.

Um herauszufinden, ob eine bestehende Erdung ausreichend ist, ist es erforderlich die Erdung mit einem Erdungstest zu überprüfen. Hierfür wird nach Herstellung eines Kurzschlusses die Spannung am letzten Erdungsstab gemessen. Diese sollte maximal 500 Volt betragen.

Eine praktische Anleitung befindet sich in der DVL-Broschüre Weidezäune richtig erden. Grundlagen des Stromkreislaufs und Praxishinweise zur Installation der Erdung

Sie wollen mehr über Erdung von wolfsabweisenden Zäunen wissen?

Im Rahmen des Projekts „Herdenschutz in der Weidetierhaltung“ des Deutschen Verbands für Landschaftspflege e.V. (DVL) sind umfangreiche und praxisrelevante Info-Materialien rund um das Thema Erdung entstanden.

Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz in der Projektphase Wissen – Dialog - Praxis. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

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Letzte Aktualisierung: 13.03.2024


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