Streuobstwiesen sind in Baden-Württemberg ein wesentlicher Teil der Landschaft und sie sind Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Ihre Bewirtschaftung ist jedoch aufgrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft sowie fehlender Nutzungskonzepte oft nicht nachhaltig. Die Operationelle Gruppe fragte sich, welche landwirtschaftlichen Nutzungsformen für Streuobstwiesen besonders geeignet sind.
Bei den Erhebungen wurde vor allem der negative Einfluss der Beschattung auf die Trockenmasseerträge deutlich. Er machte bei Weideflächen 25 Prozent gegenüber sonnenexponierten Flächen aus, bei den gemähten Flächen (Schnittnutzung) waren es sogar 29 Prozent. Auch die technische Bewirtschaftung gestaltete sich aufgrund der Einschränkungen durch die Bäume sehr schwierig.
3. Ausbringen von Nachsaaten
Im Nachsaatversuch sollten Grünlandflächen mit gezielten Nachsaatmischungen verbessert werden, damit sie bei schwierigen Witterungsverhältnissen im Frühjahr und bei Trockenheit im Sommer eine höhere Produktivität erzielen. Die Mischungen wurden als Übersaat ausgebracht.
Obwohl das Saatgut anfangs gut keimte und auflief, vertrockneten die jungen Pflänzchen zum Teil sehr schnell wieder – ein Phänomen, das in der Praxis regelmäßig auftritt. Die eingesäten Mischungen konnten sich deshalb nicht auf der Fläche etablieren.
Obwohl die Nachsaat nicht den gewünschten Erfolg brachte, gewannen die Landwirte wichtige Erkenntnisse über die Standorte, das Wachstumsverhalten der Pflanzen sowie über Erträge und Zuwachsraten und konnten daraus Strategien für eine standortangepasste und effiziente Schnitt- und vor allem Weidenutzung des Grünlandes ableiten.
4. Günstige Zeitpunkte zur Gülleausbringung nutzen
In einem weiteren Versuch wurden die Einflüsse von Herbst- und Frühjahrsdüngung mit Gülle auf den Ertrag des Grünlandes verglichen. Die Effekte wurden auf 15 Standorten getestet, die entsprechend des Wachstumsbeginns in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt wurden (gutes Wachstum im frühen Frühjahr, mittlerer beziehungsweise später Vegetationsstart).
In allen Gruppen wurde einheitlich am 02. November 2016 (Herbstgüllevarianten) und am 22. März 2017 (Frühjahrsgüllevarianten) verdünnte Rindergülle ausgebracht, die von einem Projektbetrieb stammte. Aus der Güllegrube des Betriebes waren vorher Proben gezogen und in Bezug auf ihren Nährstoff- und Trockensubstanzgehalt untersucht worden. Unmittelbar vor der Ausbringung wurde an jedem Standort der Bodengehalt an verfügbarem mineralisiertem Stickstoff erhoben und analysiert. Der Aufwuchs auf den Flächen wurde das erste Mal nach zwei Wochen ermittelt und dann im zweiwöchigen Rhythmus wiederholt erfasst (drei Wiederholungen).
Bei der Auswertung der Ergebnisse konnte kein statistisch gesicherter Vorteil der Herbstgülledüngung auf den Trockenmasseertrag festgestellt werden. Dazu kommt, dass eine Ausbringung im späten Herbst ein witterungsbedingt hohes Risiko der Auswaschung und damit verbundene Nährstoffverluste mit sich bringt. Herbstgülle nach dem letzten Schnitt auszubringen, ist deshalb aus Ertrags- und Umweltsicht nicht sinnvoll.
5. Auf Kraftfutter verzichten
Für manche Milchbetriebe in benachteiligten Grünlandregionen könnte der Verzicht auf Kraftfutter wirtschaftlich durchaus sinnvoll sein. Deshalb beschäftigte sich eine weitere Erhebung mit diesem Thema.
Jeweils zwei Kühe mit ähnlichem Leistungsniveau und ähnlichem Laktationsstand wurden miteinander verglichen. Eine Kuh erhielt (wie zuvor) 550 kg Kraftfutter pro Jahr, bei der anderen Kuh wurde auf Kraftfuttergaben vollständig verzichtet. Insgesamt 18 Paare wurden in den Versuch einbezogen.
Die Kraftfutterherde erzielte (nur) 0,97 Kilogramm Milch pro Kilogramm eingesetztem Kraftfutter. Gleichzeitig wiesen die Kühe ohne Kraftfutter eine bessere Grundfutterleistung auf. In den Tiergesundheitsparametern unterschieden sich beide Tiergruppen kaum voneinander (Tabelle 2).