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Steigende Produktionskosten, Bürokratie und der Mangel an Nachwuchskräften erschweren den Arbeitsalltag im Gartenbau und allgemein in der Landwirtschaft. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, spielt der Einsatz von KI eine immer größere Rolle. Mit KI-Einsatzmöglichkeiten befasst sich fast die Hälfte (47 Prozent) aller Agrarbetriebe in Deutschland. Belegt wurde dies in einer repräsentativen Befragung unter 500 landwirtschaftlichen Betrieben, die der Internetbranchenverband Bitkom und die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) im Sommer 2024 vorgestellt haben. Demnach setzt jeder zehnte Betrieb (neun Prozent) bereits KI-Lösungen ein und bei 38 Prozent der Betriebe ist dies in der Planung oder wird diskutiert. Diese Zahlen zeigen: KI ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern hält schrittweise Einzug in die Betriebsabläufe.
Das ist kaum verwunderlich – schließlich lässt sich die Arbeit deutlich effizienter gestalten, wenn Betriebe bei komplexen Fragen auf KI-gestützte Systeme oder Softwarelösungen zurückgreifen können. Trotz der vielfältigen Chancen scheuen aber auch noch viele Gärtnerinnen und Gärtner die Anwendungen. Von Skeptikern werden der KI häufig fehlendes Fachwissen oder Datenschutzrisiken unterstellt. Mittlerweile ist auch die Anzahl an KI-Tools schier überwältigend, sodass die Hürde groß sein kann, sich überhaupt mit der Thematik auseinanderzusetzen. Agrarjournalistin Christine Schonschek hat in diesem Zusammenhang eine Auswahl kostenfreier KI-Tools zusammengestellt, die Betrieben den Einstieg in die Technologie erleichtern kann. Zudem gibt sie erste hilfreiche Tipps, um die Tools richtig zu bedienen.
Im Alltag von Gartenbau und Landwirtschaft wird KI bereits für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt. So kann sie etwa bei der Direktvermarktung zum Tragen kommen. Das reicht von Verkaufsautomaten mit KI-Unterstützung über eine KI-optimierte Routenplanung für die Lieferfahrzeuge bis hin zur Personalplanung und Arbeitszeiterfassung im Hofladen. Aber auch bei einer potenziellen Videoüberwachung können KI-Tools helfen, Verdächtiges zu detektieren, ohne dass jemand stundenlang Videomaterial sichten muss.
Daneben werden KI-Tools bereits bei Planung, Anbau, Pflanzenpflege und Ernte in verschiedensten Maschinen im Gartenbau sowie der Landwirtschaft verwendet – manchmal sogar ohne, dass dies dem anwendenden Betrieb richtig bewusst ist. Weiteres Potenzial liegt etwa in Anwendungsfeldern wie dem ressourcenschonenden Bewässerungsmanagement, der Erfassung und Behandlung von Krankheiten und Schädlingen, Erntevorhersagen und im Bereich der Qualitätssicherung.
Kostenfreie KI-Tools, die sofort und niedrigschwellig genutzt werden können, ermöglichen einen leichten Einstieg. Dazu gehören vor allem KI-Chatbots. Neben den allseits bekannten Tools wie ChatGPT, Google Gemini, Microsoft Copilot und Perplexity gibt es auch branchenspezifische KI-Anwendungen, wie zum Beispiel AgriGPT. Sie alle sind in der Lage, bei komplexeren Fragestellungen weiterzuhelfen. Um dabei die jeweils passenden Antworten zu finden, sind jedoch exakte Formulierungen der Fragestellungen – die richtigen Prompts – entscheidend.
Häufig werden sogenannte Open Source Anwendungen kostenfrei zur Verfügung gestellt, wie zum Beispiel das KI-Tool für die Geodatenanalyse QGIS. Aber auch Lösungen, bei denen der Hauptcode nicht offen zugänglich ist, können mitunter kostenfrei genutzt werden. Zwei Beispiele hierfür sind die kostenlose App für Zeiterfassungs- und Arbeitszeittabellen Clockify sowie die Neudorff-App. Letztere hilft bei der Schadbilderkennung und Pflanzenbestimmung.
Mit generativer KI lässt sich die Arbeitszeit effektiver gestalten, indem Aufgaben wie E-Mails, Social Media Beiträge, Protokolle schreiben oder Bilder generieren übernommen werden. Damit die KI ihre Aufgabe zufriedenstellend ausführen kann, ist eine präzise Eingabe, der sogenannte Prompt, entscheidend. Angenommen, man möchte sich für einen Newsletter ein Bild für einen Rezeptvorschlag generieren lassen. Ein ausreichender Prompt kann lauten: „Ein Bild von einer Kürbissuppe“. Ein besserer Prompt wäre: „Erstelle eine realistische Aufnahme einer dampfenden Kürbiscremesuppe, garniert mit ein paar Tropfen Kürbiskernöl, gerösteten Kürbiskernen und einem Hauch Muskatnuss. Angerichtet auf einem Holztisch mit ein paar aufgeschnittenen und ganzen Früchten im Hintergrund.“ Hilfreich für das KI-System ist es, wenn dieses den Kontext versteht. So ließe sich beispielsweise der obige Prompt um die Angabe erweitern „für den Newsletter eines Gemüsebaubetriebs“.
Beim Prompten wird die Verwendung einfacher Sprache empfohlen und ebenfalls eine freundliche respektvolle Kommunikation. Häufig gleicht das Prompten einer Unterhaltung, bei welcher der Mensch das Gespräch führt. Auf Wunsch kann man dem System jederzeit Änderungswünsche als Prompt mitteilen, wie etwa „ergänze eine Tischdekoration bestehend aus essbaren Herbstfrüchten“.
Geschäftsführer Andreas Dörr setzt KI in vielen Bereichen seines Unternehmens ein. Wie KI-Tools Betriebsabläufe innerhalb der Dörr Agrar effizienter gestalten, erläutert er praxis-agrar.de.
Praxis-agrar.de: Wofür setzen Sie KI ein?
Ich setze in meinem beruflichen Alltag als Landwirt KI in verschiedenen Bereichen ein. Angefangen mit der Bild- und Pflanzenerkennung über Wetter-Apps. Hier ist der Übergang fließend. Und seit es die Large Language Models (LLM) oder auch KI-Chatbots gibt, nutze ich diese sehr intensiv. Eigentlich sind KI-Tools bei mir den ganzen Tag in allen möglichen Bereichen im Einsatz. Zum Beispiel gehen in unserem Betrieb Rechnungen auf verschiedene Art und Weise ein. Da kann man schon mal vergessen, eine zu zahlen oder andere werden doppelt gezahlt. Deshalb habe ich ChatGPT gefragt, wie wir uns hier besser organisieren können. Da die ersten empfohlenen Werkzeuge recht teuer waren, habe ich nachgefragt, ob es da nicht etwas Günstigeres gibt. Und voilà, die KI empfahl mir, doch selbst eine Anwendung zu bauen, die dieses Problem löst. Mit relativ einfachen Boardmitteln haben wir uns dann unsere eigenen Lösungen entwickelt.
Praxis-agrar.de: Was hat sich für Sie verändert, seitdem Sie KI einsetzen?
ChatGPT nutze ich von Anfang an und auch wenn nicht immer alles hundertprozentig stimmt, hilft es mir dabei, wesentlich schneller zu sein. So kann ich mich damit beispielsweise auf einen Termin mit dem Steuerberater zur Besprechung wegen der Betriebsübernahme vorbereiten. Oder ich lasse mir bei manchem bürokratischen Papierkram von der KI den Sachverhalt erklären bis hin dazu, dass mir diese ein Schreiben für einen Widerspruch aufsetzt. Natürlich prüfe ich das dann noch, bevor ich es verschicke. Aber insgesamt betrachtet, ergibt sich dadurch eine erhebliche Effizienzsteigerung. Oder anders gesagt, es ist perfekt für die Selbstorganisation.
Praxis-agrar.de: Was ist Ihr Lieblings KI-Tool?
Das ist ganz klar ChatGPT. Diesen KI-Chatbot nutze ich schon seit seiner Einführung und habe dann auch schnell auf die Bezahlversion gewechselt. Allerdings fehlen noch die Geodaten, welche in der Landwirtschaft und im Gartenbau ganz wichtig sind.
Vielen Dank für das Kurzinterview, Herr Dörr.
Auch Expertinnen und Experten im Gartenbau sind sich einig: Der Einsatz von KI und selbstlernender Robotik wird zunehmen. Die Herausforderungen der Branche sind mittlerweile zu groß, als dass sie sich den intelligenten Lösungen verschließen könnte: Ressourcen werden knapper, Betriebsmittel steigen und die Ansprüche wachsen. KI wird künftig verstärkt genutzt werden, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Für Betriebe, Bildungseinrichtungen und Beratung im Gartenbau gilt es daher, sich frühzeitig und offen mit den Chancen der neuen technischen Möglichkeiten vertraut zu machen. Einen ersten Einstieg erleichtern kostenfreie KI-Tools.
Letzte Aktualisierung 20. November 2025