Hecken in der Landwirtschaft – Klima- und Artenschützer? Kohlenstoffsenken in der Landwirtschaft

Neu angepflanzte Hecken auf Ackerflächen haben durch die Bindung von Kohlenstoff in der Biomasse ein großes Klimaschutzpotenzial. Darüber hinaus fördern sie die Artenvielfalt und schützen vor Bodenerosion.

Hecke auf Ackerland. Quelle: BLE, Dominic Menzler

Neu gepflanzte Hecken auf dem Acker können erheblich zum Klimaschutz beitragen. Sie lagern Kohlenstoff in der Biomasse der Hecke und als Humus im Boden ein. Auf diese Weise können sie Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen und binden. Und zwar sehr effektiv: Laut einer aktuellen Thünen-Studie kann eine auf Ackerland neu angepflanzte Hecke von 720 Meter Länge langfristig die gesamten Treibhausgasemissionen kompensieren, die ein deutscher Durchschnittsbürger in zehn Jahren emittiert. Die Forschenden des Thünen-Instituts haben herausgefunden, dass durch die hohe Dichte an Zweigen und Ästen in den Hecken im langjährigen Mittel fast genauso viel Kohlenstoff gebunden wird wie in Wäldern. Das gelingt auch, weil Hecken häufig eine deutlich längere Vegetationsperiode aufweisen als Bäume. Allerdings brauchen sie rund 20 Jahre, um so dicht zu sein, dass sie hohe Mengen Kohlenstoff binden können.

Positive Effekte für Landwirtschaft und Artenschutz

Anzahl der Vogelarten die Früchte dieser Wildsträucher fressen. Quelle: BZL-Broschüre Hecken und Raine in der Agrarlandschaft, nach NABU 1991 e.V.

Hecken haben auch positive Effekte für die Landwirtschaft. Sie schützen die Ackerflächen vor Wind- und Wassererosionen und haben an heißen Tagen eine kühlende Wirkung. Das Mikroklima ändert sich. In Trockenperioden wird der Wasserverlust des Bodens verzögert. Aus dem Laub der Sträucher entsteht Humus, der die Bodenqualität verbessert. Zudem können Hecken Gewässer und empfindliche Kulturen vor dem Eintrag von Nähr- und Schadstoffen schützen, indem sie Staub und andere Partikel aus der Luft filtern.

Nicht zuletzt bietet eine Hecke mit Krautsaum vielen Nützlingen wie Marienkäfern, Flor- und Schwebfliegen einen wertvollen Lebensraum, Nahrung und Überwinterungsplätze. Sie ist eine Bereicherung für die Artenvielfalt. Auch hiervon können Landwirtinnen und Landwirte profitieren, wenn zum Beispiel Singvögel gefördert werden, die sich überwiegend von Insekten – insbesondere Schädlingen – ernähren.

Bei der Planung von Hecken sollte man allerdings berücksichtigen, dass es durch Windruhe und höhere Luftfeuchtigkeit vermehrt zu Pilzbefall kommen kann. Der Schattenwurf kann die Reife der Feldfrüchte verzögern. Durch eine Nord-Süd-Ausrichtung kann der Schattenwurf jedoch reduziert werden.

Unterschiedliche Förderung

Hecken sind Strukturelemente in der Agrarlandschaft, die aus verschiedenen Gründen in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger geworden sind. Einige Bundesländer haben die Neuanlage von Hecken in ihre Förderprogramme aufgenommen. Dies ist zum Beispiel in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen der Fall. Die Höhe der Unterstützung von Seiten der Länder ist unterschiedlich. Es gibt Programme, die die Kosten für die Heckenpflanzung übernehmen. Andere gleichen den Flächenverlust aus. Eine bundesweit einheitliche Förderung gibt es bisher nicht.

Auf den richtigen Standort kommt es an

Neue Hecke zwischen Acker und Weg. BLE, Thomas Stephan

Wollen Landwirte und Landwirtinnen eine Hecke auf ihrem Acker anlegen, gibt es einiges zu bedenken. Der richtige Standort ist entscheidend. Eine Anpflanzung innerhalb von offenen, großflächigen Wiesenlandschaften ist nicht überall sinnvoll, denn insbesondere feuchte Auenlandschaften bieten einigen Wiesen- und Bodenbrütern wie beispielsweise dem Brachvogel ideale Lebensbedingungen.
Die Pflanzung einer Hecke bietet sich zwischen zwei Schlägen zur Schlagunterteilung an oder in Ecken, die schwer zu bearbeiten sind. In der Regel werden aber die örtlichen Feldgrenzen, Bachläufe oder Wege den Verlauf der Hecke bestimmen.

Die Monate Oktober und November eigenen sich gut als Pflanzzeitpunkt einer neuen Hecke. Als passende Gehölze bieten sich einheimische Sträucher und Bäume an, die vielen Tieren Lebensraum und Nahrung bieten und die an die regionalen Bedingungen angepasst sind. Geeignet sind beispielsweise Weißdorn, Haselnuss, Holunder, Hartriegel oder Schlehe. Die Anpflanzung von unterschiedlichen Straucharten bietet ein weites Blüten- und Fruchtangebot. Auch Bäume können in die Hecke integriert werden.

Grenzabstände bei der Anlage einhalten

Breite Hecken erbringen eine höhere Biodiversitäts- und Klimaschutzleistung als schmale. Drei- bis fünfreihige, strukturreiche Pflanzungen werden am besten im Zick-Zack-Muster angelegt. Sie haben aus ökologischer Sicht den Vorteil, dass sie auch im Inneren für Niederwild und viele Arten der Agrarlandschaft Lebensraum und Nahrung bieten. Die Hecken können 5 bis 10 Meter breit sein und sollten an beiden Seiten von einem Krautsaum eingefasst sein. Dieser steigert die Lebensraumqualität und wirkt als Puffer zum Acker.

Ein Pflanzplan hilft bei der optimalen Verteilung der Sträucher und Bäume. Bei der Anlage einer Hecke sind auf jeden Fall die vorgeschriebenen Grenzabstände zu Ackerflächen, Wegen und Gräben einzuhalten. Auch ein Zaun gegen Wildverbiss sollte mit eingeplant werden.

Strauchschnitt als Energieträger nutzen

Der Pflegeschnitt wird aufgesammelt und kann als Energieträger genutzt werden. Quelle: Landpixel

Eine Hecke benötigt regelmäßig einen Pflegeschnitt, damit sie dicht bleibt und ihre Funktionen erhalten bleiben. Hierfür gibt es eine zeitliche Begrenzung. Nach Paragraf 39 Absatz 5 Satz 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes ist der Gehölzschnitt und die Pflege von Hecken vom 1. Oktober bis zum 28. Februar erlaubt. Alle acht bis zwölf Jahre sollte die Hecke abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden. Dabei wird maximal ein Drittel der gesamten Hecke in einer Pflegeperiode weit zurückgeschnitten. Der Rest bleibt stehen, damit die Funktionen der gesamten Hecke während der Pflege erhalten bleiben.

Der anfallende Strauchschnitt kann als erneuerbare Energiequelle, beispielsweise als Holzhackschnitzel, genutzt werden und damit den Klimaschutzeffekt der Hecke noch erhöhen. Dazu gibt es bereits Untersuchungen mit örtlichen bzw. regionalen Nutzungskonzepten. In Schleswig-Holstein beispielsweise wurde in einem europäischen Innovationsprojekt die nachhaltige Biomassenutzung von Knicks untersucht. In einer hessischen Gemeinde wird der anfallende Strauchschnitt bereits zur regionalen Wärmegewinnung genutzt (siehe Box mit weiteren Informationen).

In den hessischen Untersuchungen wurden folgende Faustzahlen für eine 100 Meter lange Hecke ermittelt: Der durchschnittliche Ertrag je 100 m Hecke liegt bei 35 Schüttraummetern (SRm). 1 Schüttraummeter entspricht 0,4 Festmetern Biomasse. Bei einem zehnjährigen Turnus sind das im Mittel pro Jahr 3,5 SRm mit einem Heizwert von 3,4 MWh, die 340 l Heizöläquivalenten entsprechen. Wenn das Schnittgut in einer Hackschnitzelanlage genutzt werden kann, lassen sich durch die Nutzung im Durchschnitt pro Jahr wenigstens 0,8 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen – hier als Ersatz von Erdgas gerechnet. Bei Ersatz von Erdöl ist die Ersparnis mit 1,1 Tonnen CO2-Äquivalente noch deutlich höher.

Hecken sind besonders geschützt

Hecken benötigen einige Jahre, bis sie soweit gewachsen sind, dass sie ausreichend CO2 speichern können und andere wichtige Funktionen im Ökosystem übernehmen.

Während beispielsweise die Knicks in Schleswig-Holstein durch das Landesnaturschutzgesetz geschützt sind und bestimmten Auflagen unterliegen, ist das bei neu angelegten Hecken bisher anders. Sie zählen zu den Landschaftselementen und gelten als landwirtschaftliche Nutzfläche und bleiben dadurch förderfähig. Für sie wird dieselbe Prämie ausgezahlt wie für das danebenliegende Acker- oder Grünland.

Allerdings unterliegen sie damit auch den Cross Compliance-Richtlinien. Diese untersagen die Beseitigung von gewissen Gehölzstrukturen, zu denen auch neu angelegte Hecken zählen, die länger als 10 Meter sind. Damit wird die Nutzung der Teilfläche, auf der die Hecke steht, langfristig festgelegt.

Fazit

Auf dem Acker neu angepflanzte Hecken haben ein enormes Potenzial, durch Bindung von Kohlenstoff in den Ästen und Wurzeln die CO2-Gehalt der Atmosphäre zu senken.

Nach Ergebnissen der Thünen-Studie zum Klimaschutz-Nutzen von Hecken in der Agrarlandschaft würden nur 0,3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche benötigt, um die in den letzten 60 Jahren gerodeten Hecken wieder neu anzupflanzen. Jedoch wird die Förderung der Neuanpflanzung einer Hecke in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt. Teilweise wird auch die Pflege der Hecken gefördert.

Nutzungskonzepte bieten die Chance, den anfallenden Heckenschnitt als klimaschonenden Energieträger zu nutzen. Allerdings legen sich landwirtschaftliche Betriebe mit der Anlage einer Hecke in der Nutzung der Fläche fest. Die Hecke darf – im Gegensatz zu Kurzumtriebsplantagen und Agroforstpflanzungen – nicht mehr beseitigt werden.

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