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Neu gepflanzte Hecken auf dem Acker können erheblich zum Klimaschutz beitragen. Sie binden Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre und lagern es als Kohlenstoff in der Biomasse der Hecke und als Humus im Boden ein.
Und dabei sind sie sehr effektiv: Laut einer Thünen-Studie kann eine auf Ackerland neu angepflanzte Hecke von 720 Meter Länge langfristig die gesamten Treibhausgasemissionen kompensieren, die ein deutscher Durchschnittsbürger in zehn Jahren emittiert. Laut der Studie wird durch die hohe Dichte an Zweigen und Ästen in den Hecken im langjährigen Mittel fast genauso viel Kohlenstoff gebunden wie in Wäldern. Das gelingt auch, weil Hecken häufig eine deutlich längere Vegetationsperiode aufweisen als Bäume. Allerdings brauchen sie rund 20 Jahre, um so dicht zu sein, dass sie hohe Mengen Kohlenstoff binden können.
Hecken bieten weitere positive Effekte. Sie schützen die Ackerflächen vor Wind- und Wassererosion und haben an heißen Tagen eine kühlende Wirkung. Das Mikroklima ändert sich. In Trockenperioden wird der Wasserverlust des Bodens verzögert. Aus dem Laub der Sträucher entsteht außerdem Humus, der die Bodenqualität verbessert. Zudem können Hecken Gewässer und empfindliche Kulturen vor dem Eintrag von Nähr- und Schadstoffen schützen, indem sie Staub und andere Partikel aus der Luft filtern.
Nicht zuletzt bietet eine Hecke mit Krautsaum vielen Nützlingen wie Marienkäfern, Flor- und Schwebfliegen einen wertvollen Lebensraum, Nahrung und Überwinterungsplätze. Sie ist eine Bereicherung für die Artenvielfalt. Auch hiervon können Landwirtinnen und Landwirte profitieren, wenn zum Beispiel Singvögel gefördert werden, die sich überwiegend von Insekten – insbesondere Schädlingen – ernähren.
Bei der Planung von Hecken sollte man allerdings berücksichtigen, dass es durch Windruhe und höhere Luftfeuchtigkeit vermehrt zu Pilzbefall kommen kann. Der Schattenwurf kann die Reife der Feldfrüchte verzögern. Durch eine Nord-Süd-Ausrichtung kann der Schattenwurf jedoch reduziert werden.
Hecken sind Strukturelemente in der Agrarlandschaft, die aus verschiedenen Gründen in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger geworden sind. Einige Bundesländer wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben die Neuanlage von Hecken in ihre Förderprogramme aufgenommen. Die Höhe der Unterstützung von Seiten der Länder ist unterschiedlich. Es gibt Programme, die die Kosten für die Heckenpflanzung übernehmen, andere gleichen den Flächenverlust aus. Eine bundesweit einheitliche Förderung gibt es bisher nicht.
Wollen Landwirte und Landwirtinnen eine Hecke auf ihrem Acker anlegen, gibt es einiges zu bedenken. Der richtige Standort ist entscheidend.
Die Pflanzung einer Hecke bietet sich beispielsweise zwischen zwei Schlägen zur Schlagunterteilung an oder in Ecken, die schwer zu bearbeiten sind. In der Regel bestimmen die örtlichen Feldgrenzen, Bachläufe oder Wege den Verlauf einer Hecke. Eine Anpflanzung innerhalb von offenen, großflächigen Wiesenlandschaften ist hingegen nicht überall sinnvoll. Denn insbesondere feuchte Auenlandschaften bieten einigen Wiesen- und Bodenbrütern wie beispielsweise dem Brachvogel ideale Lebensbedingungen.
Die Monate Oktober und November eignen sich gut als Pflanzzeitpunkt einer neuen Hecke. Als passende Gehölze kommen einheimische Sträucher und Bäume infrage, die vielen Tieren Lebensraum und Nahrung bieten und die an die regionalen Bedingungen angepasst sind. Geeignet sind beispielsweise Weißdorn, Haselnuss, Holunder, Hartriegel oder Schlehe. Die Anpflanzung von unterschiedlichen Straucharten bietet ein weites Blüten- und Fruchtangebot. Auch Bäume können in die Hecke integriert werden.
Die Hecken können 5 bis 10 Meter breit sein und sollten an beiden Seiten von einem Krautsaum eingefasst werden. Dieser steigert die Lebensraumqualität und wirkt als Puffer zum Acker. Breite Hecken erbringen dabei eine höhere Biodiversitäts- und Klimaschutzleistung als schmale.
Drei- bis fünfreihige, strukturreiche Pflanzungen werden am besten im Zick-Zack-Muster angelegt. Sie haben aus ökologischer Sicht den Vorteil, dass sie auch im Inneren für Niederwild und viele Arten der Agrarlandschaft Lebensraum und Nahrung bieten. Ein Pflanzplan hilft bei der optimalen Verteilung der Sträucher und Bäume.
Bei der Anlage einer Hecke sind auf jeden Fall die vorgeschriebenen Grenzabstände zu Ackerflächen, Wegen und Gräben einzuhalten. Auch ein Zaun gegen Wildverbiss sollte mit eingeplant werden.
Eine Hecke benötigt regelmäßig einen Pflegeschnitt, damit sie dicht und ihre Funktionen erhalten bleiben. Hierfür gibt es eine zeitliche Begrenzung. Nach Paragraf 39 Absatz 5 Satz 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes ist der Gehölzschnitt und die Pflege von Hecken vom 1. Oktober bis zum 28. Februar erlaubt.
Alle acht bis zwölf Jahre sollte die Hecke abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden. Dabei wird maximal ein Drittel der gesamten Hecke in einer Pflegeperiode weit zurückgeschnitten. Der Rest bleibt stehen, damit die Funktionen der gesamten Hecke während der Pflege erhalten bleiben.
Der anfallende Strauchschnitt kann als erneuerbare Energiequelle, beispielsweise als Holzhackschnitzel, genutzt werden und damit den Klimaschutzeffekt der Hecke noch erhöhen. Dazu gibt es bereits Untersuchungen mit regionalen Nutzungskonzepten. In Schleswig-Holstein beispielsweise wurde in einem europäischen Innovationsprojekt die nachhaltige Biomassenutzung von Knicks untersucht. In einer hessischen Gemeinde wird der anfallende Strauchschnitt zur regionalen Wärmegewinnung genutzt.
In dem Hecken-Projekt des Vogelsbergkreises wurden folgende Faustzahlen für eine 100 Meter lange Hecke ermittelt: Der durchschnittliche Ertrag je 100 Meter Hecke liegt bei 35 Schüttraummetern (SRm). Bei einem zehnjährigen Turnus sind das im Mittel pro Jahr 3,5 SRm mit einem Heizwert von 3,4 Megawattstunden, die 340 Liter Heizöläquivalenten entsprechen.
Durch die energetische Nutzung von Schnittgut in einer Hackschnitzelanlage können fossile Energieträger eingespart werden: Als Alternative zu Erdgas können im Durchschnitt pro Jahr mindestens 0,8 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Beim Ersatz von Erdöl ist die Ersparnis mit 1,1 Tonnen CO2-Äquivalente noch deutlich höher.
Während beispielsweise die Knicks in Schleswig-Holstein durch das Landesnaturschutzgesetz geschützt sind und bestimmten Auflagen unterliegen, war das bei neu angelegten Hecken bisher anders. Sie gehörten zur landwirtschaftlichen Nutzfläche und unterlagen den sogenannten Cross-Compliance-Richtlinien, die mit der neuen GAP durch die Konditionalität ersetzt wurden. In GLÖZ 8 ist nun ein Mindestanteil von 4 Prozent der Ackerfläche an nicht produktiven Flächen vorgegeben, zu denen auch Hecken gehören. Die Bestimmungen untersagen die Beseitigung von Gehölzstrukturen, die länger als zehn Meter sind.
Auf dem Acker neu angepflanzte und langfristig bestehende Hecken haben ein enormes Potenzial, durch Bindung von Kohlenstoff in den Ästen und Wurzeln den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu senken.
Nach Ergebnissen einer Thünen-Studie zum Klimaschutz-Nutzen von Hecken in der Agrarlandschaft würden nur 0,3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche benötigt, um die in den letzten 60 Jahren gerodeten Hecken wieder neu anzupflanzen. Jedoch wird die Förderung der Neuanpflanzung einer Hecke in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt. Teilweise wird auch die Pflege der Hecken gefördert.
Der anfallende Heckenschnitt kann als klimaschonender Energieträger genutzt werden. Mit der Anlage einer Hecke legen sich landwirtschaftliche Betriebe allerdingt in der Nutzung der Fläche längerfristig fest. Die Hecke darf – im Gegensatz zu Kurzumtriebsplantagen und Agroforstpflanzungen – nicht mehr beseitigt werden.
Letzte Aktualisierung 10.04.2024