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Einsatz von Herdenschutzhunden: eine Herausforderung für den Betrieb Herdenschutzhunde

Die Arbeit mit und die Haltung von Herdenschutzhunden erfordert viel Know-How, Einfühlungsvermögen und eine große Portion „Hunde-Sachverstand“. Lesen Sie hier was es braucht, damit Herdenschutz mit Hunden gelingen kann.

Herdenschutzhunde sind sensible Tiere, der Umgang mit ihnen braucht viel Erfahrung.
Schäferei Humpert, O. Humpert

Der Einsatz von Herdenschutzhunden hat in Deutschland in den letzten Jahren deutlich zugenommen, vor allem vor dem Hintergrund wachsender Wolfsbestände. In Kombination mit wolfsabweisenden Zäunen hat sich der Einsatz von Herdenschutzhunden in der Praxis als wirksame Herdenschutzmaßnahme bewährt. Die Anschaffung von Herdenschutzhunden sollte aber gut überlegt sein, auch wenn bereits Erfahrung mit Arbeitshunden besteht.

Ein pauschales „Pro“ oder „Kontra“ Herdenschutzhunde kann es nicht geben. Jeder Betrieb muss prüfen, ob alle Voraussetzungen für den Einsatz von Herdenschutzhunden geschaffen werden können. Denn: der Betrieb und seine Abläufe müssen an die Herdenschutzhunde und ihre Bedürfnisse angepasst werden – und nicht umgekehrt.


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Herdenschutzhunde sind sensible Herdenschützer statt ein technisches Betriebsmittel. Sie sind lebendige Mitgeschöpfe und damit eine besondere Verantwortung für ihre Halterinnen und Halter. Sie sind kein technisches Gerät, das an- und abschaltbar ist. Sie benötigen neben Futter, tierärztlicher Versorgung, Medikamente auch tägliche Kontrolle und liebevolle Zusprache ihrer Bezugsmenschen. Der tägliche Umgang mit Herdenschutzhunden ist anspruchsvoll. Und einmal angeschafft, bleiben Herdenschutzhunde bestenfalls über lange Jahre im Betrieb.

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Kommunikationsnetzwerk als Basis des Herdenschutzsystems

Die besondere Kompetenz der Herdeschutzhunde ist ihre Kommunikationsfähigkeit. Sie sind quasi „mehrsprachig“, denn sie kommunizieren mit Hilfe ihrer Körpersprache mit:

  • ihren Herdenschutzhunde-Kollegen, mit denen sie ein Arbeitsteam bilden,
  • den einzelnen Herdentieren und der gesamten Herde, die sie schützen,
  • den Menschen, die ihre Bezugspersonen sind und
  • dem Wolf, mit dem sie als ihrem Vorfahren einen großen „Wortschatz“ bereits teilen.

Vor allem für den Menschen kann dieses Kommunikationsnetzwerk eine Herausforderung bedeuten. Es braucht auf allen Ebenen ein Mindestverständnis für und untereinander. Sich gemeinsam mit seinen Tieren auf dieses Verständnis zu einigen ist nicht einfach.

Der Mensch muss bereit dazu sein, mit seinen Tieren konsequent und liebevoll umzugehen. Einer erfolgreichen Arbeit mit Herdenschutzhunden liegt eine enge Vertrauensbasis zwischen Mensch und Herdenschutzhund zu Grunde. Das genetische Potenzial ist in Herdenschutzhunden veranlagt, sie bestmöglich zu fördern ist die Aufgabe des Menschen.

Verständnisschwierigkeiten können beispielsweise entstehen, wenn:

  • die Rangordnung zwischen den Herdenschutzhunden unklar ist oder neu geordnet wird,
  • die Herdentiere noch nicht an Herdenschutzhunde gewöhnt sind,
  • die menschliche Bezugsperson wenig Erfahrung mit Herdenschutzhunden hat.

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Die Beratung durch Expertinnen und Experten gibt wertvollen Input. Dabei ist ein vor-Ort-Besuch bei den Betrieben ideal. Aber auch telefonische Vorberatung kann wertvolle Tipps zum Umgang mit Herdenschutzhunden geben.

Empfehlenswert sind Lehrgänge für Halterinnen und Haltern zum Erwerb einer Herdenschutzhunde-Sachkunde. Sie sind für Anfängerinnen und Anfänger genauso wie für bereits erfahrene Hundehalterinnen und Hundehalter eine Informationsgrundlage. Zudem bieten sie direkten Erfahrungsaustausch und Vernetzung mit anderen Herdenschutzhundehaltenden beziehungsweise Betrieben.

Sachkunde-Lehrgänge werden von verschiedenen Verbänden angeboten. Die Lehrgangsinhalte decken dabei teilweise unterschiedliche Lernfelder ab. Es lohnt zu vergleichen und sich vorab zu informieren, was im eigenen Bundesland angeboten, anerkannt und förderfähig ist.

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Weiterführende Informationen zu Herdenschutzhunden bieten Ihnen folgende Herdenschutzhunde-Verbände (alphabetische Reihenfolge):

Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V.

Interessensgemeinschaft Herdenschutz plus Hund e.V.

Verband Herdenschutz e.V.

Verein für arbeitende Herdenschutzhunde e.V.

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Ein Muss sind Charakter und Teamfähigkeit

Genauso wie der Schutzinstinkt ist Herdenschutzhunden auch ihr individueller Charakter mitgegeben. Manche sind forsch, manche zurückhaltend. Die individuellen Stärken und Schwächen seiner Herdenschutzhunde zu kennen, sie in ihren Stärken zu fördern und sie bei ihren Schwächen zu unterstützen, das sind die wesentlichen Aufgaben der betreuenden Menschen.

Herdenschutzhunde arbeiten als Team. Dabei ist die Kombination aus mehreren Hunde-Charakteren von Vorteil: Der Herdenschutzhund, der am Zaun lärmt, ist genauso wichtig wie der, der souverän seine Herde nicht aus dem Blick lässt. Abgesehen von der Verbindung des Herdenschutzhundes zu seiner Herde ist der soziale Kontakt und die enge Bindung an die Herdenschutzhunde-Teamkollegen essentiell. Üblicherweise hat ein Herdenschutzhund mindestens einen weiteren Herdenschutzhund als direkten Sozialpartner. Mehr als zwei Herdenschutzhunde braucht es vor allem wenn:

  • sich die Weiden auf unübersichtlichem Gelände befinden,
  • Weiden als große Flächen gekoppelt sind,
  • sehr viele Wölfe in der Region leben.

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Herdenschutzhunde arbeiten eigenständig und sind immer im Arbeitsmodus. Sie agieren als Team in ihrer Herde und beobachten ihre Umgebung aufmerksam, um bei Gefahr blitzschnell reagieren zu können.
Schäferei Humpert, O. Humpert

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Hunde-Sachverstand beim Menschen absolut notwendig

Herdenschutz mit Hunden basiert auf Vertrauen zwischen Mensch und Hund. Ein Herdenschutzhund kann nicht einfach in eine Herde gelassen werden und auf Knopfdruck seine Arbeit starten.

Anders als andere Hunde hängen Herdenschutzhunde nicht ihre gesamte Konzentration an ihre Menschen. Sie wollen nicht um jeden Preis gefallen, suchen nicht immer Aufmerksamkeit und Nähe ihrer Menschen.

Das bedeutet nicht, dass sie weniger sensibel für ihre Umwelt sind – ganz im Gegenteil. Nur haben sie in erster Linie ihre Herdenschutz-Aufgabe. Sie agieren und reagieren eigenständig und sind nicht auf Kommandos angewiesen. Genau das macht sie zu eigenständigen Herdenschützern.

Herdenschutz mit Hunden verlangt von allen menschlichen Bezugspersonen einen ausgeprägten Hunde-Sachverstand, viel Geduld und die Fähigkeit im Falle von ungewünschten Entwicklungen richtig zu reagieren.

Was gibt es sonst noch zu beachten bei diesen sensiblen Herdenschützern, die kein technisches Betriebsmittel sind?

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Herdenschutz mit Hunden der Öffentlichkeit erklären

Die Menschen, die in der Nachbarschaft von Herdenschutzhunden leben und jene die an der Weide entlang spazieren oder radfahren, müssen beim Herdenschutz mit Hunden mitbedacht werden. Herdenschutzhunde werden auch von Dingen, die aus menschlicher Sicht für die Herde ungefährlich sind, alarmiert und aufgeregt. Dann sind die massigen Hunde schnell auf den Beinen und verbellen lautstark die vermeintliche Bedrohung. Das wirkt einschüchternd und bedrohlich für Menschen, die Herdenschutzhunde nicht kennen. Warn-Schilder an Weiden, die von Herdenschutzhunden geschützt werden, können bei der Aufklärung helfen und sollten gut sichtbar aufgestellt werden.

Die Geräuschkulisse von Herdenschutzhunden lässt sich nicht lauter oder leiser stellen. Sind Herdenschutzhunde gut sozialisiert und ausgebildet, gewöhnen sie sich an wiederkehrende Situationen. Trotzdem bleiben Herdenschutzhunde Hunde, deren vorrangiges Arbeitsmittel ihre Lautstärke und körperliches Imponiergehabe ist.

Umso wichtiger ist es für weidetierhaltende Betriebe Aufklärungsarbeit zu leisten, Herdenschutzhunde und ihr Verhalten zu erklären und um Verständnis und Unterstützung zu werben.

Leitgedanke dabei ist: weidetierhaltende Betriebe entscheiden sich für Herdenschutzhunde, weil sie beim Schutz ihrer Weidetiere vor dem Wolf auf Herdenschutzhunde angewiesen sind.

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Fazit: Herdenschutz mit Hunden bedeutet Hund, Herde und Mensch ganzheitlich zu betrachten

Zum Lernen gehört auch das Akzeptieren des Weidezauns als territoriale Begrenzung der zu schützenden Fläche. Zauntreue ist bei Herdenschutzhunden absolut erforderlich.
Schäferei Humpert, O. Humpert

Herdenschutzhunde sind eine wirksame Schutzmaßnahme gegen den Wolf. Viele Praktiker und Praktikerinnen berichten, dass sie seit dem Einsatz von Herdenschutzhunden keine Wolfsübergriffe mehr erlitten haben. Trotzdem will die Anschaffung von Herdenschutzhunden gut überlegt sein. Es braucht unbedingt den eigenen Willen, sich mit dem Fachgebiet Herdenschutzhunde auseinandersetzen zu wollen.

Vor der Entscheidung für Herdenschutzhunde sollte eine Beratung durch erfahrene Expertinnen und Experten stehen. Sie wissen, worauf es bei der Haltung und beim Einsatz von Herdenschutzhunden ankommt. Sie geben Tipps zur Eingewöhnung von Herdenschutzhunden in die Herde und zum richtigen Umgang mit den Tieren. Mit ihrer Erfahrung können sie sehr gut beurteilen, welcher Hund für den Herdenschutz talentiert ist und welche Hunde-Charakter-Kombination am ehesten harmoniert.

Wer sich für Herdenschutzhunde entscheidet, muss sich darüber im Klaren sein, dass es in der Regel mindestens zwei Herdenschutzhunde braucht. Mehr als zwei Herdenschutzhunde braucht es bei unübersichtlichem Gelände, bei großen Weideflächen oder in Regionen mit hohem Wolfsaufkommen.

Herdenschutzhunde-Teams bilden – wie ihre Herdentiere – eine eigene Rangordnung. Alle Hunde müssen sich in die Rangfolge einfinden, die sich im Laufe der Zeit mehrfach ändern kann. Wichtig ist, dass jeder Herdenschutzhund darin seinen Platz findet. Falls ein Team nicht funktioniert, muss der Mensch eingreifen und für Abhilfe sorgen.

Nicht zu unterschätzen sind die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten für Herdenschutzhunde, die durchaus 12 Jahre oder älter werden können. Dem Kauf eines Welpen steht der zeitliche Mehraufwand für Sozialisierung und Ausbildung gegenüber. Außerdem ist viel Erfahrung in der Herdenschutz-Junghundeausbildung unbedingt notwendig, was häufig untereschätzt wird.

Herdenschutzhunde sind Teil eines gesamtbetrieblichen Herdenschutzsystems. Die Notwendigkeit wolfsabweisende Zäune zu bauen und zu unterhalten, wird durch den Einsatz Herdenschutzhunde nicht ersetzt. Diese aufwändige Arbeit bleibt.

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Letzte Aktualisierung: 31.01.2024


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