In einigen Selbstpflückanlagen (vorwiegend bei Beerenobst) werden die Preise tagesaktuell festgelegt. Das ermöglicht es, witterungsbedingte Schwankungen in gewissem Umfang aufzufangen. Bekommt die Kundschaft von freundlichen Angestellten auch erklärt, dass ein höherer Preis beispielsweise auf einen vorausgehenden Kälteeinbruch oder das bevorstehende Saisonende zurückgeht, ist die Akzeptanz deutlich höher.
Wo ist der richtige Standort für eine Selbstpflückanlage?
Selbstpflückanlagen lohnen sich am ehesten dort, wo unter der Bevölkerung das Einkochen größerer Mengen beziehungsweise die Vorratshaltung noch stärker ausgeprägt ist oder wieder im Kommen ist. Das trifft auf viele ländliche Regionen zu, oft aber auch auf kinderreiche Stadtteile in größeren Kommunen.
Welche Kulturen können für Selbstpflückanlagen angebaut werden?
Bei der Wahl der Kulturen für eine Selbstpflückanlage kann zwischen drei Ansätzen unterschieden werden:
- Es wird die Kultur angebaut, auf die der Betrieb ohnehin spezialisiert ist. Das hält den zusätzlichen Aufwand klein.
- Es wird im Sinne der Risikostreuung bewusst eine andere Kultur angebaut, um die Selbstpflückanlage als weiteres Standbein zu etablieren. Das bedeutet in der Regel einen zumindest vorübergehend höheren Aufwand, bis die Arbeitsabläufe etabliert und optimiert sind.
- Es wird eine Kultur angebaut, die das Image unterstreicht oder ergänzt. So kann beispielsweise ein Schnittblumenfeld unmittelbar vor dem Hof auch einen Obstbetrieb optisch attraktiver machen und neue Kundschaft anziehen.
Interessant sind Selbstpflückanlagen bei Kulturen, die vorwiegend für den Frischverzehr bestimmt, in der Ernte und Verpackung aber sehr arbeitsintensiv und teuer sind, beispielsweise bei Himbeeren. Hier lassen sich in etablierten Selbstpflückanlagen bei passender Witterung durchaus gute Ergebnisse erzielen.
Klassische Kulturen für Selbstpflückanlagen sind:
- Erdbeeren
- Heidelbeeren
- Himbeeren
- Äpfel
- Kürbisse
- Schnittblumen (Tulpen, Narzissen, Bart-Nelken, Gladiolen, Sonnenblumen, Dahlien)
Weniger verbreitet sind:
- Kirschen
- Zwetschgen
- Birnen
- Kartoffeln
- Walnüsse
Gut geplant zum Erfolg!
Selbstpflückanlagen sollten auf die gleiche Weise bewirtschaftet werden wie der Rest des Betriebs. Hinzu kommen spezifische Kosten: So wird beispielsweise ein Teil der verfügbaren Fläche für Wege, Parkplätze und den Verkaufsbereich benötigt.
Im Optimalfall lassen die Standortfaktoren es zu, dass die Selbstpflückanlage Teil der normalen Anbauflächen ist und flexibel festgelegt werden kann. Sprich bei schlechten Bedingungen kann die vorgesehene Fläche verkleinert und der Rest ganz normal von Saisonkräften beerntet werden.
Um das gewünschte Image hoher Qualität zu vermitteln, ist es in vielen Kulturen unerlässlich, professionelles Personal zur Pflege abzustellen. Beerenobst etwa muss regelmäßig durchgepflückt werden, um den Infektionsdruck kleinzuhalten, in Schnittblumenkulturen ist der Unkrautaufwuchs zu beseitigen. Mulchauflagen müssen erneuert, Wege und Plätze sauber, gut befahrbar und begehbar gehalten werden.
Was gibt es sonst noch zu beachten?
Verpackungsmaterial kann in der Regel unter dem Posten Einnahmen verbucht werden: Entweder bringen die Besucherinnen und Besucher Schüsseln, Körbe und dergleichen mit, die vor Pflückbeginn ausgewogen werden, oder sie erwerben Behältnisse am Verkaufsstand.
Unabhängig davon, ob Personal vor Ort das Erntegut auswiegt und den entsprechenden Betrag kassiert, oder ob sich lediglich eine „Kasse des Vertrauens“ – in Form einer Spardose oder ähnlichem – am Feld befindet: Das Finanzamt verlangt eine ordentliche Buchführung mit täglicher Abrechnung der Einnahmen.
Die „Kasse des Vertrauens“ funktioniert ehrfahrungsgemäß nicht besonders gut. Am ehesten funktioniert sie, wenn sich die Fläche direkt am Hof befindet oder zwischen dem Feld und den Fenstern des Wohnhauses Blickkontakt besteht.
Von Erfahrungen der Berufskollegen profitieren
Ob eine Selbstpflückanlage als Marketinginstrument sinnvoll ist oder sich als weiteres Standbein auch finanziell rentiert, hängt allerdings von vielen individuellen Faktoren ab. Um Chancen und Risiken auszuloten, empfehlen sich eine eingehende Beratung durch entsprechende gartenbauliche oder landwirtschaftliche Beratungsstellen und der Austausch in fachspezifischen Erfa-Gruppen.
Erfahrungsaustauschgruppen bringen Unternehmer der gleichen Fachrichtung zusammen, die örtlich nicht direkt miteinander konkurrieren und daher verhältnismäßig offen miteinander sprechen können. Sie werden häufig von berufsständischen Beratungseinrichtungen oder Fachverbänden koordiniert und treffen sich in der Regel mindestens einmal jährlich, um sich über Erfolge, Probleme und unternehmerische Strategien auszutauschen. Kosten und Aufwand sind gering, der Gewinn für alle Teilnehmenden aber umso größer.
Letzte Aktualisierung 15.11.2023