Selbst nach einer getroffenen Entscheidung ist die Hofübergabe für die Übergebenden emotional fordernd. Veränderungen sind immer persönliche Umbruchzeiten und für die meisten Menschen mit schwierigen Gefühlen wie Verunsicherung, Angst, Wut, Verzweiflung besetzt.
Zwei Themen drängen sich erfahrungsgemäß in den Vordergrund: Wie kann ich loslassen? Wie kann ich vertrauen? Alle Gefühle, die hoch kommen, muss ich ernst nehmen. Sie haben ihre Berechtigung. Ich muss mich ihnen stellen, muss daran arbeiten, bis ich für mich sagen kann:
- „Ich darf loslassen“, denn nur wer loslässt, hat die Hände frei für Neues.
- „Ich darf vertrauen“, denn auch ich habe einmal angefangen und musste mein Lehrgeld selbst bezahlen.
- „Ich darf es weggeben“, denn auch ich habe das von meinen Eltern Ererbte nur für meine Lebenszeit geliehen bekommen.
Die Bewältigung der emotionalen Seite ist eine eigenständige Aufgabe im Prozess der Hofübergabe.
Manch einer denkt, da haben es die Übernehmenden leichter. Sie müssen einen solchen Prozess nicht durchmachen. Weit gefehlt, auch die Übernehmenden müssen loslassen, ihr bisheriges Leben, ihre Familie und Freunde, ihren bisherigen Beruf hinter sich lassen. Sie fangen an einem neuen Ort ganz von vorne an.
Der große Unterschied ist, dass die Übernehmenden ein klares und positives Ziel vor Augen haben. Damit fällt das Loslassen leichter. Für die Übergebenden bricht das Alte weg und das Neue ist noch nicht da. Sie müssen ihren neuen Lebensabschnitt aktiv gestalten mit neuen Lebensinhalten, Herausforderungen, Betätigungsfeldern – und positiven Zielen. Loslassen und Anpacken gehört somit untrennbar zusammen!
Damit beide Seiten diese aufwühlenden Zeiten gut überstehen, ist es wichtig, dass sie vom Prozess des anderen wissen und ihn respektieren. Sich darüber auszutauschen, wie es dem anderen geht und was er oder sie im Moment braucht, hilft zur Verständigung untereinander. „Für mich war es schwierig, ich hatte als Unternehmer immer aufgebaut und jetzt musste ich mich zurückziehen und mit meiner Endlichkeit auseinandersetzen“, erinnert sich Frau Burger.