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Praktikable und innovative Ansätze aus der Praxis für die Praxis – darum geht’s bei der Online-Seminarreihe „Praxis-Talks“ im Rahmen des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau. Je Seminar stellen zwei Betriebe des Netzwerks individuelle Lösungsansätze zu verschiedenen themenbezogenen Handlungsfeldern der Ackerbaustrategie 2035 vor. Ein neutraler Experte ordnet diese Maßnahmen fachlich ein. Dadurch wollen wir innovative Ansätze im Ackerbau praxisnah sichtbar machen und so zur Umsetzung auf dem eigenen Betrieb motivieren.
Angesprochen sind alle interessierten Praktikerinnen und Praktiker aus dem Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau – und darüber hinaus – sowie Multiplikatoren mit besonderem Interesse am innovativen und nachhaltigen Pflanzenbau.
Wir freuen uns über Ihr Interesse, Ihre Teilnahme und die „Weitergabe“ in Ihren Netzwerken.
9. Juli 2025, 18.00 Uhr
Thema: “Strategien in trockenen Zeiten: Wassermanagement im Ackerbau mit Blick auf den Boden”
TREIBHAUSGASBILANZIERUNG IN DER LANDWIRTSCHAFT: CHANCEN, HERAUSFORDERUNGEN UND NUTZEN FÜR DIE BETRIEBE
Im zweiten Praxis-Talk dieses Jahres ging es um die Treibhausgasbilanzierung in der Landwirtschaft. Dr. Annette Freibauer, Vizepräsidentin Wissen an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ordnete den Stellenwert der Treibhausgasbilanzierung aus dem Blickwinkel der Wissenschaft und mit Perspektive auf Markt und Politik ein.
Dabei unterstrich Freibauer die Bedeutung von Treibhausgasbilanzen für die Weiterentwicklung von Betrieben. „Treibhausgasbilanzierungen sind ein wichtiges Thema, mit dem ich mich als Betrieb auseinandersetzen muss. Weniger seitens der Politik als seitens der Verarbeiter könnte es für manche Betriebe bald verpflichtend werden“, so ihre Einschätzung. Dabei betonte sie, dass eine fundierte Beratung für die Betriebe wichtig sei und dass diese vielerorts noch gestärkt werden könne.
Klaus Albersmeier bewirtschaftet einen konventionellen Ackerbau- und Schweinemastbetrieb in Nordrhein-Westfalen. Im Ackerbau setzt er neben einer weiten Fruchtfolge auf Zwischenfrüchte, Untersaaten und Agroforstsysteme, um seinen Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. Sein Fazit: „Nachhaltigkeit heißt für mich mehr als CO2 zu reduzieren. Insgesamt möchte ich mit meinem Betrieb einen Beitrag leisten für positive Weiterentwicklungen in der Landwirtschaft, hier gehört auch Tierwohl dazu.“
Jens Cordes führt einen biologisch-dynamischen Betrieb in Niedersachsen mit den Schwerpunkten Fleischrinderhaltung, Futterbau und Landschaftspflege. Mithilfe des „Farm Carbon Calculators“ erstellte er eine eigene Klimabilanz. „Es ist wichtig, mit offenen Augen durch den Betrieb zu gehen. Treibhausgasbilanzen zeigen Handlungsbedarf auf und unterstützen bei Entscheidungen – auch wenn die Zahlen nicht immer hundertprozentig exakt sind.“
Beide Betriebsleiter haben das Bestreben, ihren Betrieb kontinuierlich in Richtung Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Treibhausgasbilanzen bieten Orientierung, sind allein jedoch nicht aussagekräftig. Dem schloss sich die Wissenschaftlerin Freibauer an und betonte, dass die Landwirtschaft nicht vollständig klimaneutral sein müsse aber einen stabilen und gut begründbaren Wert anstreben sollte.
WENN LANDWIRTINNEN UND LANDWIRTE TÜFTELN: MIT PRAXISFORSCHUNG DIE INNOVATIONSKRAFT AUF DEM ACKER SPRIESSEN LASSEN
Im ersten Praxis-Talk 2025 berichteten die Betriebsleiter Johannes Müller und Franz Lammer aus dem Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau von ihren Erfahrungen mit Praxisversuchen. Professor Ralf Bloch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde HNEE ging auf das Konzept Praxisforschung aus wissenschaftlicher Sicht ein und betonte die hohe Relevanz. Der Professor für Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme gab einen Einblick in verschiedene Praxisforschungsprojekte und betonte, wie wichtig Versuche unter Praxisbedingungen sind. Denn sie ergänzen Exaktversuche und berücksichtigen beispielsweise Standortbedingungen und andere betriebsindividuelle Faktoren.
Johannes Müller betreibt den Biolandhof Müller-Oelbke in Niedersachsen. Aktuell beteiligt sich der Betrieb an mehr als 20 Praxisversuchen und arbeitet dafür mit Universitäten, Landwirtschaftskammern und Firmen zusammen. Schwerpunkte sind Pflanzenschutz, Optimierung der Mechanisierung und allgemein Resilienz im Pflanzenbau.
Franz Lammer leitet den Familienbetrieb Lammer GbR in Bayern. Die Betriebsflächen mit zum Teil starker Hanglage sind für den dortigen Ackerbau eine große Herausforderung. Er führt unter anderem in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Landwirtschaftsamt Versuche zum Zwischenfruchtanbau, zur Drohnen- sowie zur Direktsaat durch. Lammer empfiehlt anderen Landwirtinnen und Landwirten, sich zu trauen und die eigenen Ideen auch am Betrieb auszuprobieren.
Beide Landwirte machten mit ihren Ausführungen deutlich, dass Praxisversuche einen großen Mehrwert bringen können, der sich schlussendlich auch wirtschaftlich bemerkbar macht. Ohne Frage brauchen diese Versuche jedoch Zeit und müssen in Betriebsalltag und -abläufe passen.