Vor allem Rosengewächse (Rosaceae) sind von dem sogenannten Ursachenkomplex betroffen, der einen Nachbau von Arten dieser Familie auf denselben Flächen sogar nach zehn Jahren mit Zwischenfruchtanbau noch nahezu unmöglich macht.
Ursachen sind unklar
Bis heute konnten die Ursachen der Bodenmüdigkeit noch nicht eindeutig geklärt, sondern nur Teilaspekte ausgeschlossen werden – wie zum Beispiel Nematoden, die längst als eigenständiges Schadbild erfasst sind und entsprechend bekämpft werden können.
In puncto Bodenmüdigkeit stehen seit einigen Jahren zwei Hypothesen im Mittelpunkt der Ursachenanalyse. Die Toxin-Theorie besagt, dass sich die Pflanzen durch Ausscheidungen der eigenen, aktiven Pflanzenwurzeln vergiften. Die Mikroorganismen-Theorie geht davon aus, dass Mikroorganismen, die sich auf den Ab- und Umbau von Wurzelresten im Boden spezialisiert haben, für das Nachbauproblem verantwortlich sind.
Letzteres zeichnet sich als wahrscheinlichere Hypothese ab: Durch Zugabe zerkleinerter Rosenwurzeln konnten selbst in "jungfräulichen" Böden Bodenmüdigkeitssymptome an darin wachsenden Pflanzen hervorgerufen werden. Außerdem würde diese Theorie erklären, weshalb die Schadsymptome selbst nach 10-15 Jahren mit Zwischenfruchtanbau noch auftreten können: Im Gegensatz zu Pflanzensekreten, die nach dieser Zeitspanne längst abgebaut sein müssten, können viele Mikroorganismen ohne Weiteres jahrelang im Boden überdauern. Mit der Pflanzung neuer Rosengewächse werden sie dann wieder aktiv.
Erste Ansätze zur Bekämpfung der Bodenmüdigkeit
Zwei Ansätze zur Bekämpfung der Bodenmüdigkeit erwiesen sich bislang als vielversprechend, sind aber wirtschaftlich (noch) nicht praktikabel.
1. Bodendämpfung
Böden und Substrate können durch eingeleiteten heißen Wasserdampf wirkungsvoll sterilisiert werden – die richtiger Bodenfeuchte und eine ausreichende Einwirkzeit vorausgesetzt. Auch die Nachbaukrankheit lässt sich auf diese Weise nachweislich bekämpfen. Finanziell ist das Verfahren allerdings für die wenigsten Betriebe tragbar – die Anschaffungskosten für die Spezialgeräte betragen etwa 80-100.000 Euro und pro behandeltem Hektar muss mit einem Verbrauch von 7.500 Litern Heizöl und mehr als einer Woche Arbeitszeit gerechnet werden. Hinzu kommt eine denkbar schlechte CO2-Bilanz.
2. Biofumigation
Der Wirkstoff von Basamid Granulat kann auch auf natürliche Art und Weise in den Boden gelangen: Sarepta-Senf (Brassica juncea, insbesondere die Sorte 'Terra Plus') und Öl-Rettich (Raphanus sativus, insbesondere 'Defender') sind besonders reich an Glucosinolaten, die im Boden zu Isothiocyanaten umgebaut werden. Diese Isothiocyanate zeigten in ersten Versuchsreihen eine heilende Wirkung, wenn sie in ausreichend hoher Konzentration in den Boden eingebracht werden. Eben die erforderliche hohe Konzentration ist derzeit aber noch die entscheidende Hürde: Das in den Versuchen verwendete Mehl aus Sarepta-Senfsamen schlägt mit etwa 3 Euro je Kilogramm zu Buche, bei benötigten fünf Tonnen Mehl je Hektar laufen somit Kosten von bis zu 15.000 Euro auf.