So wenig wie möglich, so viel wie nötig
Welche Zertifikate oder Labels sind für den Betrieb geradezu lebensnotwendig, welche stellen eine interessante Option dar und welche sind als überflüssig oder gar kontraproduktiv einzustufen? Bei diesen Fragen hilft zunächst ein kritischer Blick in die Bücher. Ein Unternehmen, dessen Gewinn maßgeblich von der Belieferung großer Handelsketten abhängt, wird sich dem Ruf nach bestimmten Zertifikaten kaum verschließen können. Ebenso wenig kann eine Baumschule, die auch in Zukunft noch an Ausschreibungen der öffentlichen Hand teilnehmen möchte, auf die Mitgliedschaft in der "Zertifizierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze" verzichten.
Wer vom Trend zu regional erzeugten Produkten profitieren möchte, wird dies hingegen kaum in absolute Zahlen fassen können. Gefragt sind hier vielmehr Menschenkenntnis bei der eigenen Kundschaft und genaue Überlegungen, welchem der zahlreichen regionalen Labels man sich anschließen möchte – beispielsweise einem, das die "Region" oder die Verweildauer der Produkte in der Region nicht genauer festschreibt, oder lieber einem, das hier präzise Vorgaben macht.
Beratung und Erfahrungsaustausch
Generell ist bei der Lagesondierung vor der Zertifikatswahl, aber auch bei einem bereits bestens funktionierenden Qualitätsmanagement eine Einschätzung von außen oft ausgesprochen hilfreich. Wertvolle Unterstützung finden Betriebsinhaber beispielsweise bei den Fachberatern der Landwirtschaftskammern, den beruflichen Fachverbänden sowie bei Erfa-Gruppen.
Solche Erfahrungsaustauschgruppen bringen Unternehmer der gleichen Fachrichtung zusammen, die örtlich nicht direkt miteinander konkurrieren und daher verhältnismäßig offen miteinander sprechen können. Erfa-Gruppen werden häufig von Beratungseinrichtungen koordiniert und treffen sich in der Regel mindestens einmal jährlich, um sich über Erfolge, Probleme und unternehmerische Strategien auszutauschen. Kosten und Aufwand sind gering, der Gewinn für alle Teilnehmenden aber umso größer.