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Unterdrückungskraft von Zwischenfrüchten Pflanzenschutz

Zwischenfrüchte können die Unterdrückung von Ausfallgetreide und Ungräsern fördern. Eine Integration in die eigene Fruchtfolge kann zur Reduktion des chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes beitragen. Wie effizient sind Zwischenfrüchte in Reinsaat oder als Mischung?

Ausschnitt aus den Zwischenfruchtversuchen mit verschiedenen Reinsaaten und Mischungen.
Quelle: Schulte, LWK NRW

Erste Versuche zur Unterdrückungsleistung wurden in den Jahren 2018 bis 2021 durchgeführt und von der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW begleitet. Hierbei konnte in 50 Prozent der Fälle eine ausreichende Deckkraft durch die Zwischenfrüchte entwickelt werden, sodass Unkräuter und Ungräser deutlich gehemmt wurden. Dabei lag die Erfolgsaussicht auf leichten Böden deutlich höher bei ca. 70 Prozent als auf schweren, tonigen Böden mit nur etwa 25 Prozent.

Einfluss der Bestelltechnik auf die Unterdrückung

Mehrjährige Untersuchungen des dänischen Wissenschaftlers P.K. Jensen aus den Jahren 2003 bis 2005 zeigen, dass „Nichtstun“ den höchsten Wirkungsgrad verspricht. Im Detail bedeutet das, dass Ackerfuchsschwanzsamen ohne Strohbedeckung an der Oberfläche am schnellsten keimunfähig werden. Nach einem etwa sechswöchigen Verbleib an der Bodenoberfläche ohne Strohbedeckung waren in Jensens Untersuchungen 97,2 Prozent der ausgelegten Samen nicht mehr keimfähig. Mit Stroh sank der Wert auf 92 Prozent. Sobald die Samen 2cm tief in den Boden eingearbeitet wurden, sank die „Abbaurate“ auf 50,6 Prozent.

Diesen vielversprechenden Auswertungen folgend, wurde erstmals im Sommer/Herbst 2022 auf fünf Standorten in NRW eine Versuchsreihe angelegt, um die Praxistauglichkeit dieses Vorgehens weiter zu erproben. Verglichen wurde jeweils Direktsaatverfahren, Unterstroh-Saat und Mulchersaat, mit Geräten verschiedener Hersteller. Dabei ist das Stroh auf den Flächen verblieben.

Die Tiefe der Bodenbearbeitung hat einen großen Einfluss auf die Keimfähgkeit von Unkräutern und Ungräsern.
Quelle: Böckenförde, LWK NRW

Bei der Variante mittels Unterstroh-Saat werden die Stoppeln über die Hammerschlegel eines herkömmlichen Mulchers abgetrennt und zerkleinert. Im zweiten Schritt wird das Zwischenfruchtsaatgut über eine im Gehäuse des Mulchers integrierte Säschiene anschließend unter dem Gutfluss auf der Bodenoberfläche abgelegt und ohne in den Boden einzugreifen wieder mit dem Strohmulch bedeckt.

Die Versuche wurden auf mehreren Standorten mit Wiederholungen angelegt. Es sollten so die Stärken und die Schwächen beider Bestelltechniken herausgestellt werden. Kontrollparzellen dienen zur Ermittlung des standortspezifischen Unkraut- und Ungrasdruckes.

Die Auswertungen des zweiten Jahres zeigten, dass insbesondere kleinkörnige Komponenten einen höheren Auflauf bei der Unterstroh-Saat besitzen. Besonders Klee, aber auch Ramtillkraut verzeichneten einen eindeutigen Vorteil bei der Mulchersaat. Ebenso lag der Auflauf von Phacelia und Öllein hier leicht höher. Bei Rauhafer lagen beide Systeme im Mittelwert gleichauf. Die Direktsaaten wiesen leichte Vorteile beim Auflauf von Sommerwicke und Ölrettich auf. Stark einschränkend wirkten in jedem Jahr die Witterungsverhältnisse, Bodenverdichtungen und der Befall mit Mäusen und Schnecken, sodass der Erfolg je nach Standort und Jahr stark variierte.

Einfluss der Bestelltechnik auf die Verrottungsrate

Neben der Unterdrückungsleistung stellt sich weiter die Frage nach der Verrottungsrate von Samen der Unkräuter, vor allem der des Ackerfuchsschwanzes. Um die Verrottungsrate von Samen auf der Bodenoberfläche zu untersuchen wurde vor der Zwischenfruchtaussaat sensitiver Ackerfuchsschwanzsamen in abgesteckten Quadraten im Jahr 2022/2023 auf drei sowie im Folgejahr 2023/2024 auf zwei schweren, tonigen Standorten ausgestreut.

Die Versuche wurden nicht gedüngt, das heißt es wurde auch keine Gülle eingesetzt. Je nach Vorfrucht startete die Aussaat der Zwischenfrucht und des Ackerfuchsschwanzes im ersten Versuchsjahr 2022 früh, am 23.06. nach Wintergerste und endete nach Winterweizen am 03.08.2022. Zu zwei Terminen um den 10. Oktober – Ausaaat von Winterungen – und Mitte Februar – Aussaat früher Sommerungen – wurde und wird auch in den zwei Folgeversuchsjahren anschließend der Boden inklusive der Samen abgetragen und im Gewächshaus auf Keimfähigkeit untersucht.

Unterdrückungskraft von Reinsaaten und Mischungen

Links befindet sich die Strohkontrolle und rechts die Zwischenfruchtmischung. Der Unkrautdruck wird durch die Bodenbedeckung deutlich reduziert.
Quelle: Böckenförde, LWK NRW

Verschiedene Zwischenfrüchte besitzen eine unterschiedlich starke Unterdrückungskraft gegenüber Unkräutern. Ein grobes Gefühl und Erfahrung darüber, wie stark eine Zwischenfruchtart Unkräuter, Ausfallgetreide und Ungräser beschatten, kleinhalten oder im Auflauf stören kann, ist bei vielen Praktikern oft bereits gut vorhanden. Die Leistung der unterschiedlichen Zwischenfrüchte spaltet sich dabei in etliche Parameter auf, die anhand einer anderen Versuchsreihe, von dreijährigen Zwischenfrucht-Exaktversuchen der LWK NRW konkret benannt werden sollen.

Versuchsfragen zum Zwischenfruchtanbau zur Unterdrückung von Unkräutern/Ungräsern

  • Welcher Deckungsgrad wird im Mittelwert erreicht?
  • Wie gut kann die Zwischenfrucht Ausfallgetreide und Unkräuter unterdrücken?
  • Wie ist die Wurzelleistung bei Leguminosen bezogen auf Ausprägung der Knöllchen und Bodenstruktur?
  • Welche Zwischenfrüchte profitieren voneinander?
  • Wie können Zwischenfrüchte dabei helfen Stickstoff im Boden zu speichern?
  • Wie ist die Wirtschaftlichkeit?

Unterdrückungsleistung von Reinsaaten

Deckungs- und Unterdrückungsleistung verschiedener Reinsaaten.
Quelle: Böckenförde, LWK NRW

Inkarnatklee (25 kg/ha) sowie Rauhafer (50 kg/ha) haben den Boden mit 82,5 und 80 Prozent bedeckt und eine dichte Matte geschaffen. Bei der Unterdrückungsleistung schnitt der Inkarnatklee jedoch weniger gut ab. Die Höhe der Kultur reichte oft nicht für eine ausreichende Unterdrückung aus. Besonders kriechende Unkräuter wie Vogelmiere schafften es über die „Klee-Etage“ hinaus zu wachsen. Auch Ausfallgetreide durchbricht das niedrige Dach aus Kleeblättern.

Unterdrückungsstark gegenüber Unkräutern zeigten sich parallel zum hohen Deckungsgrad die Varianten mit Rauhafer. Dicht darauf folgten die Varianten Alexandrinerklee (17,5 kg/ha) und Phacelia (8 kg/ha) mit 75 und 73 Prozent Deckungsgrad und einer guten Unterdrückungsleistung.

Lückiger wurde es beim Senf sowie beim Ölrettich (15 kg/ha). In beiden Jahren zeigte Öllein eine ähnliche Bedeckung wie Ölrettich. Trotz des aufrechten Wuchses, der eher „luftigen“ Bodenbedeckung des Stängels und der Triebe, die mit kleinen Fiederblätter besetzt sind und einer „mittleren Bodenbedeckung“ von 65 Prozent war besonders Ausfallgetreide in den Parzellen mit Öllein stark reduziert. Ähnlich bei den Unkräutern, eine Schwachstelle wurde hier jedoch bei Vogelmiere beobachtet, die sich hin und wieder trotzdem durchsetzt.

In der Variante der Sommerwicke (120 kg/ha) wurden starke Jahreseffekte beobachtet. Diese lief 2022 schlecht auf, Schneckenfraß kam hinzu. 2023 war der Aufwuchs deutlich besser, aber entsprechend schlecht zeigt sich hier der Mittelwert über beide Jahre von ca. 55 Prozent. Auch in die Varianten Ramtillkraut (10 kg/ha) und Tatarischer Buchweizen (50 kg/ha) fließen starke Jahreseinflüsse mit ein.

Unterdrückungsleistung von Mischungen

Deckungs- und Unterdrückungsleistung verschiedener Zwischenfruchtmischungen.
Quelle: Böckenförde, LWK NRW

Geprüft wurden Mischungen aus Phacelia mit verschiedenen Kleearten. Kombiniert mit Alexandrinerklee (8,75 kg/ha Alexandrinerklee und 4 kg/ha Phacelia), Inkarnatklee (7,5 kg/ha Inkarnatklee und 5,6 kg/ha Phacelia) oder mit beiden Kleearten erzielte Phacelia einen soliden Deckungsgrad und eine gute Unterdrückungsleistung gegenüber Unkräutern und Ausfallgetreide.

Kamen Öllein oder Ramtillkraut hinzu, war es bislang so, dass die Unterdrückungsleistung leicht abfällt. Die dichte Decke wird durch die stängelbetonten Pflanzen aufgelockert, schließende Samenanteile fehlen. Auf einem ähnlich guten Niveau wie Phacelia und Klee(arten) zeigte sich die zweijährig untersuchte Mischung Topsoil Multicrop, die neben Rauhafer, Leindotter und Phacelia ebenfalls sehr kleebetont ist und abfrierende als auch winterharte Komponenten beinhaltet.

Einen Deckungsgrad von 100 Prozent sowie eine Unterdrückungsleistung von 100 Prozent konnte in keiner Variante in keinem Versuch erzielt werden. Von großer Bedeutung ist die Unterdrückungskraft bis zum Aussaattermin der Sommerung. Daher folgt ebenso ein Boniturtermin im Frühjahr, an dem die Unterdrückungsleistung abhängig von der Winterhärte stark zu den Herbstergebnissen differenziert. Die Vorstellung detaillierter Gesamtergebnisse erfolgt nach Abschluss des dritten Versuchsjahres.

Fazit

Eine Universallösung für jeden Standort und jede Situation wird es nicht geben. Es geht vielmehr darum, Vor- und Nachteile einzelner Arten sowie auch von verschiedenen Mischungen aufzuzeigen. Dabei wird das Ziel verfolgt, möglichst viele Stärken als Ergebnis (zum Beispiel in Mischungsempfehlungen) zu bündeln, die auch in Extremsituationen, wie besonders nassen als auch trockenen Jahren sowie auf unterschiedlichsten Standorten gut funktionieren.

Kontakt bei Fragen zu den Versuchen

Letzte Aktualisierung: 18.01.2024

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