Wie bereits erwähnt, sind Vegetationsindizes für die spezifische Erkennung von Krankheiten oft zu ungenau. Eine Lösung liegt in der Nutzung morphologischer und spektraler Informationen, die mit den spezifischen Symptomen von Krankheiten verknüpft sind. Blattkrankheiten, unter anderem durch Pilze verursacht, schädigen die Blattoberfläche und die Epidermis. Diese Schädigungen führen zu charakteristischen Läsionen, deren Form, Größe und Verteilung geschultes Personal zur Identifikation der Krankheitserreger im Feld nutzt.
Auch moderne Drohnen mit hochauflösenden Kameras können diese morphologischen Veränderungen genau erfassen. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die Cercospora-Blattfleckenkrankheit (Cercospora Leaf Spot, CLS) bei Zuckerrüben.
Die ersten Symptome zeigen sich in Form von Läsionen mit einem Durchmesser von 3 bis 5 mm. Um diese Läsionen präzise zu erkennen, müssen die Bilder eine Auflösung von mindestens 3 mm pro Pixel aufweisen. Selbst eine geringfügige Abweichung in der Auflösung, beispielsweise auf 4 mm pro Pixel, kann die Erkennung erheblich beeinträchtigen, da sich die Informationen zwischen den kranken und gesunden Bereichen dann stärker vermischen.
Nach der Aufnahme müssen die Bilder bearbeitet und interpretiert werden, um eine Aussage über den Gesundheitszustand des Pflanzenbestandes zu treffen. Hier kommen moderne Bildnachbearbeitungstechniken und künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen der Verwendung von KI zur Erkennung von Unkräutern und zur Quantifizierung von Blattkrankheiten. Bei der Erkennung von Unkräutern basiert die Entscheidung in der Regel auf der Charakterisierung einzelner Objekte, eben Unkraut oder Kulturpflanze. Bei der Erkennung und Quantifizierung von Blattkrankheiten hingegen muss eine Entscheidung auf Basis quantitativer Parameter getroffen werden, was nochmal eine größere Herausforderung darstellt.
Die Quantifizierung von Krankheiten erfordert eine Standardisierung pro Analyseeinheit. Im Fall von CLS in Zuckerrüben hat sich gezeigt, dass das Blatt selbst die am besten geeignete Einheit für die Quantifizierung darstellt, im Vergleich zur gesamten Pflanze. Analysetechniken wie Convolutional Neural Networks (CNN) und andere KI-Methoden sind derzeit vielversprechende Werkzeuge für die Segmentierung von Blättern in Bildern. Nachdem die Blätter segmentiert wurden, müssen Algorithmen zur Quantifizierung von Krankheitsparametern entwickelt werden.
Die relevantesten Parameter für die Entscheidungsfindung sind die Befallshäufigkeit und die Befallsstärke. Diese basieren auf dem Vorhandensein von Läsionen innerhalb eines segmentierten Blattes und dem prozentualen Anteil der Schädigung in Bezug auf die gesamte Blattfläche.
Moderne Algorithmen und neuronale Netze spielen eine entscheidende Rolle bei der Erkennung von Läsionen und der genauen Quantifizierung dieser Parameter. Durch die Kombination dieser Technologien können präzise und zuverlässige Daten zur Krankheitsbekämpfung generiert werden, die eine effektive Entscheidungsfindung in der modernen Landwirtschaft ermöglichen.