Der Pflanzenkohle-Markt wächst sehr schnell, aber auch die Nachfrage wird stetig größer. Neben der Landwirtschaft fragen auch Grünflächenämter, Landschaftsbauer und viele Industriezweige zunehmend große Mengen nach. Mit Blick auf die aktuelle Angebotssituation findet man Preise zwischen 400 und 500 Euro pro Tonne Pflanzenkohle. Der Preis für Futterkohle liegt noch darüber. In den Anwendungen außerhalb des Bodens erhalten Großabnehmer noch bessere Konditionen. „Der Markt für Pflanzenkohle wächst exponentiell“ sagt Leopold Steinbeis vom Fachverband Pflanzenkohle (FVPK).
„Die Preise sind vor allem abhängig von den Herstellungskosten und der Qualität der Pflanzenkohle. Die Energiekrise hat die Holzpreise in die Höhe getrieben, das hat die Preisentwicklung vorübergehend etwas gestört, aber wir sehen nun, dass Skalierungseffekte auf Dauer zu noch günstigeren Preisen führen. Auf dem Spotmarkt können kurzfristig auch höhere Preise abgerufen werden und es wird auch weiterhin Nischen für Pflanzenkohlen mit besonderer Qualität geben, aber im Großen und Ganzen sehen wir, dass Pflanzenkohle nun in die breite Anwendung übergeht“, so Steinbeis weiter.
Die Wirtschaftlichkeit für die Produktion und den Einsatz von Pflanzenkohle sei von Fall zu Fall unterschiedlich, berichtet Steinbeis. Wer Pflanzenkohle aus Holz herstellt, muss künftig ein ausgeklügeltes Energienutzungskonzept haben, um am Markt zu bestehen. Der Trend geht zu größeren und integrierten Anlagen, die aber im Vergleich zu anderen Kraftwerken immer noch dezentral sind. Alternativ können Reststoff-Biomassen herangezogen werden.
Großes Interesse an Pflanzenkohle im Hinblick auf die Klimakrise
Pflanzenkohle-Herstellung rechne sich laut Steinbeis, wenn man biogene Reststoffströme anzapfen könne, für die es keine Konkurrenz-Verwendung gebe oder die andernfalls sogar kostspielig entsorgt werden müssten. Die Produkte der Pyrolyse seien vor allem Pflanzenkohle und Wärme, einige Anlagen erzeugen auch Strom.
„Ein entscheidender Baustein für die Wirtschaftlichkeit von Pyrolyse ist die Nutzung der entstehenden Energie, zum Beispiel in Nahwärmenetzen oder Industrieanlagen“, sagt Steinbeis. Nicht zuletzt hänge es aber auch davon ab, ob man in der Lage sei, die Pflanzenkohle mit entsprechender Qualität zu erzeugen und gewinnbringend zu verkaufen: „Hierbei ist es unerlässlich, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen.“
Die Erzeugung und der Handel mit Kohlenstoffsenken-Zertifikaten ist die Triebfeder des starken Wachstums im Pflanzenkohle-Markt. „In allen Szenarien zur Erreichung des 1,5°C Ziels kommt der Weltklimarat zu dem Ergebnis, dass wir CO2 aus der Luft holen müssen, um die Erderwärmung zu stoppen. Das ist nicht als Ersatz für Emissionsminderungen zu verstehen, wir müssen aufhören CO2 auszustoßen und gleichzeitig das zurückholen, was in der Atmosphäre ist. CO2-Entnahme durch Pflanzenkohle ist schon sehr weit entwickelt, daher ist das Interesse groß. Zu den neuen Investoren gehören große Technologie-Konzerne, aber auch Rückversicherer, die in der Klimakrise vor allem ein gewaltiges wirtschaftliches Risiko sehen“, erklärt Steinbeis.
Der große Vorteil von Pflanzenkohle-Senken-Zertifikaten sei die hohe Zuverlässigkeit, so Steinbeis. „Ein Wald kann zum Beispiel durch Waldbrand unabsichtlich vernichtet werden, ein Moor austrocknen und Humus kann abgebaut werden, wodurch der gebundene Kohlenstoff doch wieder in der Atmosphäre landet. Pflanzenkohle bleibt jedoch stabil, egal was man damit macht, solange man sie nicht verbrennt.“ Die Entwicklung des Zertifikate-Marktes wird aller Voraussicht nach also einen maßgeblichen Einfluss auf den künftigen Pflanzenkohle-Markt haben.