In den Fokus der Züchtungsbemühungen rücken dabei auch neue Kulturarten. So könnte in Zukunft zum Beispiel der Mais durch die wesentlich trockentolerantere Sorghum-Hirse als Rohstoffpflanze für Biogasanlagen ersetzt werden. Auch wärmeliebende Kulturen wie Sojabohne oder Hirse werden zukünftig wahrscheinlich häufiger zu finden sein und müssen züchterisch entsprechend an die hiesigen Bedingungen angepasst werden.
Die Züchtung wird auch gefragt sein, wenn es darum geht, Sorten zu entwickeln, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge sind. Denn es steht zu befürchten, dass sich Pilze, Viren und Schadinsekten, bedingt durch die milderen Winter, verstärkt ausbreiten und es auch zur Verschiebungen des Schaderregerspektrums kommen könnte.
Wichtig: Das Risiko streuen
Doch auch die Züchtung hat ihre Grenzen. So können zwar besonders trocken- oder hitzetolerante Sorten gezüchtet werden, die in entsprechenden heißen und trockenen Jahren ihren Zweck erfüllen. Doch was hilft das in kalten Jahren mit Stark- und Dauerregen?
Die Herausforderung in der Landwirtschaft ist, dass es sehr verschiedene Extremwetterereignisse gibt, die in sehr unterschiedlicher Weise Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion nehmen. Und wann welches Ereignis eintritt, lässt sich meist nur schwer voraussagen.
„Die Landwirtschaft muss sich diesen unterschiedlichen Wetterextremen also ganz grundsätzlich stellen, indem sie das Risiko streut“, sagt deshalb Prof. Frank A. Ewert, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Eine Möglichkeit, die in diesem Zusammenhang vielfach diskutiert wird, ist die Erweiterung der Fruchtfolgen. „Dadurch werden die Betriebe immer auch Fruchtarten auf den Feldern haben, die an die jeweils auftretende Extremsituation besser angepasst sind als andere", sagt Ewert.
Zusätzliche Sicherheit könnten die Landwirtinnen und Landwirte erzielen, indem sie verschiedene Sorten oder Reifetypen wählen und den Zeitpunkt der Aussaat variieren. „Bei all dem muss der Betrieb natürlich immer Angebot und Nachfrage im Auge behalten“, so der Agrarwissenschaftler. „Denn für die angebauten Kulturen müssen schließlich auch Abnehmer gefunden werden, was in Zeiten globalisierter Märkte nicht immer leicht ist.“
Um den Extremwetterereignissen zukünftig trotzen zu können, wird es weiterhin wichtig sein, die Fruchtbarkeit und die Wasserhaltefähigkeit des Bodens zu verbessern. Auch hier spielen weitere Fruchtfolgen mit verschiedenen Arten und Sorten eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus kommt dem standortangepassten Humusaufbau dem Zwischenfruchtanbau und der konservierenden Bodenbearbeitung eine große Bedeutung zu.
Technische Maßnahmen zur Anpassung an den Extremwetter
Auch eine Investition in technische Anlagen kann sich für manche Betriebe und Kulturen lohnen. So kann es insbesondere in Gebieten, die zukünftig mit einer Zunahme an trockenen Tagen rechnen müssen, wie zum Beispiel der Osten Deutschlands, Sinn machen, effiziente Bewässerungstechnik anzuschaffen. Umgekehrt kann in Gebieten mit hohem Wasseraufkommen eine Dränung zu einer Abmilderung von Extremwetterereignisse führen. Eine Investition in geeignete Frostschutztechnik, wie Beregnungsanlagen oder Ventilatoren macht dagegen überall dort Sinn, wo in Zukunft mit erhöhter Spätfrostgefahr gerechnet werden muss.
Einige solcher Investitionen werden über staatliche Programme gefördert. Diese Programme gehen entweder auf den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) oder auf die Gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse (GMO) zurück. Ein zentrales Element der einzelbetrieblichen Förderung ist das Agrarinvestitionsförderprogramm.
Letzte Aktualisierung 14.05.2024