Ökonomie und Natur im Zielkonflikt
Hohe Ertragsfähigkeit sichert die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe am freien Markt. Flurbereinigungen haben die Schlaggrößen deshalb anwachsen lassen. In der Folge sind Feldsäume und Landschaftselemente wie Feldraine, Feldgehölze und Mauern als Lebensräume wilder Arten mittlerweile mehr und mehr verschwunden.
Natürliche wie landwirtschaftliche genutzte Standorte unterliegen einer zunehmenden Eutrophierung, auch durch den Eintrag von Stickoxiden aus der Luft. Darüber hinaus wurden in der Vergangenheit extensive Standorte wie saure Wiesen vielerorts aufgekalkt und nasse Äcker dräniert. Fruchtfolgen und die Bewirtschaftung glichen sich an. Landwirtschaftlich genutzte Standorte sind insgesamt nährstoffreicher und Mangelstandorte immer seltener geworden. Auf "Mangelverhältnisse" angepasste Arten hatten in den vergangenen Jahrzehnten einen zunehmend schweren Stand – zu Lasten der Biodiversität.
Moderne Standards vs. Vielfalt
Mit einer verbesserten Nährstofflage verändert sich die Pflanzenwelt; auch auf Wiesen und Ackerflächen. Innerhalb weniger Jahrzehnte haben sich ehemals gebietsfremde Pflanzenarten und Nutzpflanzensorten sowie neue Schadorganismen verbreitet. Ein Spiegel des stark angewachsenen internationalen Waren- und Reiseverkehrs. Neu eingeführte Kulturpflanzen sowie invasive Wildpflanzen konkurrieren immer häufiger mit heimischen Arten um adäquaten Standraum unter der Sonne. Bekannte Beispiele wie der Riesen-Bärenklau oder Springkraut zeigen die Spitze eines Eisbergs.
Pflanzenbestände auf landwirtschaftlichen Nutzflächen setzen sich heute insgesamt einheitlicher zusammen als noch vor 30 Jahren. Produktionsverfahren haben sich weltweit immer mehr angeglichen - Kulturpflanzen und Nutztiere tun dies auch. Von mehr als 7.000 auf der Erde genutzten Kulturpflanzenarten stellen heute Mais, Weizen und Reis 50 Prozent der Nahrungsgrundlage der Weltbevölkerung. Und mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutztierrassen sind vom Aussterben bedroht.
In einer globalen Welt werden sich die genetischen Karten der Artenvielfalt neu mischen. Heute stellt sich die dringende Aufgabe, den Verlust der Arten aufzuhalten, damit sich der globale Genpool von Flora und Fauna nicht weiter ausdünnt.
Biologische Vielfalt zählt – wer zahlt?
Neben der Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen erbringt die Landwirtschaft vielfältige Leistungen für Natur und Gesellschaft. Bestimmte Leistungen wurden mit der letzten Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für Direktzahlungen verpflichtend. Die Umweltauflagen des darin verankerten Greenings betreffen die Fruchtfolge, den Erhalt von Dauergrünland und die Anlage ökologischer Vorrangflächen.
Zur gezielten Förderung von Biodiversität, als Teil einer modernen Landwirtschaft, dient der Europäische Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des Ländlichen Raums, ELER. Als wichtiges Instrument für den Naturschutz innerhalb der GAP werden hier Maßnahmen landwirtschaftlicher Extensivierung über die zweite Säule gefördert.
Innerhalb des Vertragsnaturschutzes vergeben Kreise und kreisfreie Städte Aufgaben zum Artenschutz auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Dazu gehören Bewirtschaftungsauflagen und der Verzicht auf Pflanzenschutz, Düngung oder Ernte.