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Auf den Einsatz von Folien kann in Gartenbau und Landwirtschaft so gut wie nicht mehr verzichtet werden. Sie bringen den Erzeugerinnen und Erzeugern zahlreiche Vorteile – nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch. Durch Agrarfolien können beispielsweise Pflanzenschutzmittelaufwand, Erosion und Wasserverbrauch gemindert werden.
Der negative Effekt von Agrarfolien ist jedoch: es fallen jährlich große Mengen an Plastikmüll an, die zum Teil als Mikroplastik Böden und Gewässer belasten. Rund 16.000 Tonnen an Kunststoff werden jährlich für Folien, Vliese und Netze allein im Pflanzenbau verbraucht. Das geht aus einer 2021 veröffentlichten Studie des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) und des Instituts für Ökologie und Politik (Ökopol) hervor.
Gartenbau und Landwirtschaft setzen daher verschiedene Hebel in Gang, um den Folieneinsatz umweltverträglicher und ressourcenschonender zu gestalten.
Ein bedeutender Ansatz ist die Initiative Erntekunststoffe Recycling Deutschland – kurz ERDE. Sie unterstützt Erzeugerinnen und Erzeuger dabei, gebrauchte Folien und andere Kunststoffe wie Garne, Netze und Vliese in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Initiiert und realisiert wurde die freiwillige Initiative von der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. in Kooperation mit der RIGK GmbH. Finanziert wird das Projekt von den Herstellern und Erstvertreibern der Kunststoffe.
Begonnen hat ERDE mit der Rücknahme und Verwertung von Stretch- und Silofolien aus dem Futterbau. Und das mit großem Erfolg: 2024 konnten über ERDE mehr als 70 Prozent der in Deutschland verkauften Silo- und Stretchfolien gesammelt und einer stofflichen Wiederverwendung zugeführt werden.
Der größte Anteil der in Landwirtschaft und Gartenbau eingesetzten Folien besteht aus Polyethylen (PE), ohne signifikante Zusatzstoffe. Das Material ist daher sehr gut recyclingfähig.
Bis Ende 2027 will man diesen Anteil auf 75 Prozent steigern – so hat es die Initiative in einer freiwilligen Selbstverpflichtung gegenüber dem Bundesumweltministerium festgelegt. Darin wurde außerdem vereinbart, dass nach und nach auch andere Kunststoffe aus der Landwirtschaft wie Tropfschläuche oder Schutznetze in das Recyclingkonzept mit einbezogen werden.
ERDE hat in den letzten Jahren ein engmaschiges Netz an Sammelstellen aufgebaut, bei denen Gartenbaubetriebe, landwirtschaftliche Betriebe sowie Lohnunternehmen gebrauchte Folien abgeben können. Eine Übersichtskarte der Sammelstellen gibt es auf der Webseite von ERDE.
Mulch- und Spargelfolien werden bisher in verschiedenen Fokusregionen gesammelt. Organisiert werden die Sammlungen von Betrieben des Landhandels, von Maschinenringen, Lohnunternehmen oder Entsorgungsunternehmen. Je nach Abnahmebetrieb können die Folien ganzjährig oder an ein bis zwei Terminen pro Jahr abgegeben werden. Manche Betriebe bieten auch Abholungen an.
Die Folien müssen vorgereinigt und besenrein an den Sammelstellen abgeliefert werden. In der Praxis hat es sich bewährt, die Folien vom Feld zu ziehen, wenn die Witterung eher trocken ist, denn dann bleibt weniger Erde an den Folien hängen. Beim Aufwickeln lassen sich weitere Verschmutzungen leicht abklopfen. Die Sandtaschen der Spargelfolien müssen meist noch von Hand aufgeschlitzt werden, bevor die Folien aufgewickelt werden können. Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie hat eine Maschine entwickelt, die dabei Abhilfe schafft.
Mulchfolien sind die herausforderndste Folienfraktion unter den Agrarfolien in Bezug auf Recycling und Wiederverwertung. Der Verschmutzungsanteil kann je nach Dicke der Folie oft sogar 80 Prozent des Gesamtgewichts der gebrauchten Folie ausmachen.
Im Projekt ERDE werden daher gerade verschiedene Techniken und Verfahren ermittelt, wie man dieses Problem lösen kann. Zum Beispiel Maschinen, die durch Vibration und Schütteln bereits beim Aufwickeln der Folie auf dem Feld einen bedeutenden Teil der Erdanhaftungen beseitigen. Aber auch Reinigungszwischenschritte beim Schreddern oder Vorwaschen vor dem eigentlichen Recyclingschritt kommen in Frage.
Die gesammelten Kunststoffe werden zu Entsorgungsbetrieben transportiert, wo die Folien teilweise nochmals vorgereinigt, nach Material sortiert und zu Ballen gepresst werden. Danach werden sie in Recyclingunternehmen als Rohstoffe für neue Produkte eingesetzt.
Die über ERDE gesammelten Folien werden ausschließlich innerhalb der Europäischen Union und überwiegend in Deutschland recycelt. Die Kunststoffe werden gewaschen, zerkleinert und wieder zu Granulaten eingeschmolzen. Je nach Verschmutzungsgrad, Restfeuchte, Foliendicke und dem jeweiligen Recyclingprozess schwankt die Rezyklatausbeute zwischen 40 und 90 Prozent. Die Kunststoffrezyklate werden zu neuen Produkten weiterverarbeitet – zu neuen Agrarfolien, zu Baufolien oder auch zu Kunststofftüten.
Die Kosten für die Folienrücknahme bestimmen die Sammelstellen selbst. Diese variieren je nach Nähe zu Entsorgern, nach Aufwand und nach Sammelfraktion. Zum Teil bietet der Landhandel sogar kostenlose oder sehr günstige Rücknahmen an, wenn dort gleichzeitig neue Folien gekauft werden. Die Erfahrungen im Bereich der Silo- und Stretchfolien haben gezeigt, dass Betriebe für das Recycling im Durchschnitt etwa 40 bis 50 Prozent weniger zahlen, als wenn sie die Folien einer thermischen Verwertung zuführen.
In Deutschland ist ERDE das bislang einzige System dieser Art. In Frankreich operiert seit 2002 erfolgreich das System von Adivalor. In Irland und Schweden gibt es ebenfalls seit langem funktionierende Rücknahmesysteme, und auch in Spanien und Großbritannien sind entsprechende Konzepte eingeführt worden. In der Schweiz konnte die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. gemeinsam mit kunststoffe.swiss und der RIGK GmbH das System ERDE Schweiz etablieren, das seit 2021 Sammlungen durchführt.
Letzte Aktualisierung 05.11.2025