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Nur noch wenige Kinder und Jugendliche haben die Gelegenheit, direkte Einblicke in die Zusammenhänge der Natur, den Umgang mit Tieren und die Herkunft ihrer Nahrungsmittel zu erhalten. Solche Erfahrungen werden meist nicht mehr selber gemacht, das Bild von der Landwirtschaft wird stattdessen häufig durch Medienberichte geprägt.
Dabei gehen wertvolle Informationen verloren und zum Teil kaum noch realistische Bilder der Lebens- und Arbeitswelt auf Bauernhöfen vermittelt. Gleichzeitig wächst bei vielen Jugendlichen das Interesse, Näheres darüber zu erfahren, wie ihre Lebensmittel produziert werden.
Als außerschulischer Lernort ist der Bauernhof in diesem Zusammenhang ein einmaliger Erfahrungs- und Erlebnisraum mit handlungsorientierter Wissensvermittlung. Hier können Schülerinnen und Schüler die Herkunft ihrer Lebensmittel erkunden, die bäuerliche Arbeits- und Lebenswelt entdecken und viel über ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge und Wirtschaftskreisläufe erfahren. Diese unmittelbaren Erfahrungen sind prägend und halten viele Jahre an.
Landwirtschaft ist ein vielfältiges Themenfeld, in dem die verschiedensten Wissensgebiete vereint werden. In nahezu allen Jahrgangsstufen und Schulformen bieten die Lehrpläne und Richtlinien Möglichkeiten, Landwirtschaft in das Lernkonzept einzubinden. Dies betrifft in besonderer Weise die Primarstufe, aber auch in der Sekundarstufe I und II ist der Bauernhof als Lernort relevant. Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen oder Fragen zur Erzeugung regenerativer Energien und nachwachsender Rohstoffe sind zum Beispiel wichtige Aspekte schulischen Unterrichts der weiterführenden Schulen.
Aber wie können Landwirtinnen und Landwirte eine aktive Rolle bei der Wissensvermittlung einnehmen? Wie können sie Schulen dafür gewinnen, landwirtschaftliche Inhalte ganz anschaulich am Lernort Bauernhof zu vermitteln und ihren Schülerinnen und Schülern somit direkte und unverfälschte Einblicke in ihre Lebens- und Arbeitswelt auf dem Hof zu ermöglichen?
Vielfach gelingt der Einstieg über die eigenen Kinder. Spätestens in der Grundschule steht das Thema Landwirtschaft auf dem Lehrplan. Für Lehrkräfte bietet ein Besuch auf dem Bauernhof dann eine tolle Gelegenheit, den Lernstoff einmal anders zu vermitteln. Was aber, wenn keine Kontakte bestehen?
Die direkte Ansprache ist gerade am Anfang der beste Weg. Bekannte, die in Kindergärten oder Schulen arbeiten, oder Lehrkräfte der eigenen Kinder stehen einem Angebot für Hofbesichtigungen oder Unterrichtsbesuchen meist offen gegenüber. Über diese ergeben sich schnell Kontakte weitere Kontakte.
Das persönliche Anschreiben an eine Lehrkraft oder an die Schulleitung ist ein weiterer Weg, den Hof für Schulbesichtigungen anzubieten. Bei einem Hoffest oder im eigenen Laden ergeben sich ebenfalls Kontakte, um auf sich aufmerksam zu machen. In allen Regionen und Bundesländern gibt es außerdem Koordinierungsstellen zum Lernen auf dem Bauernhof, die Kontakte zwischen Schulen und landwirtschaftlichen Betrieben vermitteln. Das sind die Kreisstellen der Bauern-, Landjugend- und Landfrauenverbände sowie Umwelt- und Naturschutzeinrichtungen.
Basis für die Organisation einer Schulexkursion ist die frühzeitige Absprache von Termin und Dauer der Besichtigung, Größe und Zusammensetzung der Klassengruppe, Themen, Inhalten, Abläufen, Anreise sowie den Kosten. Die wesentlichen Punkte für die Ausgestaltung und den Ablauf sollten schriftlich festgehalten werden. Dabei liefern die Lehrkräfte oft auch Tipps, mit welchen didaktischen Methoden Inhalte anschaulich vermittelt werden können. Das inhaltliche Konzept sollte mit den Lehrkräften abgesprochen werden, da diese die Schülergruppe und die Vorgaben des Lehrplans am besten kennen. Sinnvoll ist der Einstieg über ein Thema, das bekannt ist und bei dem sich die Teilnehmenden sicher fühlen, zum Beispiel:
Zu vielen Themen gibt es sehr gute und praxiserprobte Materialien von anderen Betrieben, Einrichtungen oder Veröffentlichungen von Lehrmittelanbietern. Diese Materialien liefern gute Grundlage und können auf den Einzelbetrieb oft ohne großen Aufwand angepasst werden.
Landwirtinnen und Landwirte sind die fachlichen Experten auf ihrem Hof. Sie kennen die genauen Arbeitsabläufe und Vermarktungswege. Sie wissen alles über ihre Tiere im Stall und die Pflanzen auf dem Acker. Keiner erwartet von ihnen eine pädagogische Ausbildung.
Wichtig ist, dass sie glaubwürdig und authentisch in spannenden Geschichten ihre Lebens- und Arbeitswelt vorstellen. Altersgerechte Methoden und kurzweilige Zeitspannen für ein Thema oder eine Aufgabe sichern ihnen das Interesse der Schülerinnen und Schüler.
Eine gute Hoferkundung ist ein Wechselspiel von Erklärungen und praktischen Aktionen, die die Schülerinnen und Schüler selbst ausführen. Einfache Hilfsmittel lassen sich schnell einbinden: Mit Schaufeln, Besen, Waagen oder Eimer lassen sich Futterrationen im Eimer abwiegen, Marmeladengläser mit Deckel helfen das Schlagen von Sahne zu Butter im Kleinversuch zu demonstrieren. Auch in der Schulklasse lassen sich kleine Experimente gut durchführen und machen die Unterrichtsstunde interessant.
Nach dem Bauernhofbesuch oder nach Abschluss der Unterrichtseinheit ist die Rückmeldung aller Beteiligten wichtig. Wurde der Erwartungshorizont erfüllt? Wie kann das Konzept weiter verbessert werden? Im Gespräch können Anregungen präzisiert und Fragen im Nachhinein gelöst werden. So kann aus einer einmaligen Aktion eine dauerhafte Zusammenarbeit entstehen.
Das Erstellen eines individuellen Angebots, die Vor- und Nachbereitung der Veranstaltung, die notwendigen Absprachen mit allen Beteiligten, die Durchführung der Hofbesichtigung – das alles braucht jede Menge Arbeitszeit zusätzlich zur eigentlichen betrieblichen Arbeit.
Einzelne Hofführungen führen Landwirte meist unentgeltlich durch. Wenn Hofbesichtigungen und Schulangebote aber Teil eines landwirtschaftlichen Betriebszweigs sind, müssen kostendeckende Teilnahmebeiträge kalkuliert werden.
In einigen Bundesländern gibt es Einrichtungen, die Aktionen zum Lernort Bauernhof finanziell unterstützen. Diese Hilfestellung ist je nach Fördertopf und Förderer sehr unterschiedlich. Zum Teil werden die Landwirte für ihr zeitliches Engagement mit einem Geldbetrag entschädigt. Andere Regionen bieten einen Zuschuss, falls die Schulklasse einen Bus anmieten muss, um zum Hof zu gelangen.
Letzte Aktualisierung 04.01.2024
Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB)
BZL-Broschüre Der Bauernhof als Lern- und Erfahrungsort
Öko-Landbau in der Bildung auf oekolandbau.de
Aktionsideen für drinnen und draußen auf landwirtschaft.de
Unterrichtsbausteine im BLE-Medienservice