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Klimawandel - Einfluss der Landwirtschaft Landwirtschaft im Klimawandel

Rund 13 Prozent der nationalen Treibhausgas-Emissionen stammen aus der Landwirtschaft und landwirtschaftlich genutzten Böden. Vor allem Methan-Emissionen aus der Tierhaltung und Lachgas- sowie CO2-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten, mit Stickstoff gedüngten Böden schlagen hier zu Buche.

Quelle: CEA+

Die Landwirtschaft verursachte 2020 etwa 60,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das sind rund 8,2 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands. 50,1 Prozent der CO2-Äquivalente entfallen auf Methan (CH4), weitere 45,6 Prozent auf Lachgas (N2O) und nur 4,4 Prozent auf Kohlendioxid (CO2). Neben diesen dem Sektor Landwirtschaft zugeordneten Emissionen entstehen weitere Emissionen durch Landnutzung und Landnutzungsänderungen für landwirtschaftliche Zwecke. 2019 verursachte die landwirtschaftliche Nutzung von Böden 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Insgesamt sind die Landwirtschaft und die landwirtschaftliche Bodennutzung somit für rund 13 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Klimaschutzziele für Deutschland

Deutschland hat sich das Ziel gesetzt bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden, indem mehr Treibhausgas-Emissionen in Ökosystemen wie Wäldern und Mooren gespeichert als ausgestoßen werden. Bis 2030 sollen die Treibhausgas-Emissionen um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Damit trägt Deutschland seinen Teil dazu bei, dass das Pariser Klimaschutzabkommen erfüllt und die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzt wird. Eine möglichst geringe Erhöhung der Durchschnittstemperaturen ist wichtig für die Landwirtschaft, da sie wie kein zweiter Wirtschaftssektor weltweit von Wetterextremen betroffen ist, die durch den Klimawandel zunehmen.

Methan – Hauptquelle ist die Viehhaltung

Methan (CH4) ist rund 25-mal klimaschädlicher als CO2. Insgesamt wurde der Methanausstoß in Deutschland seit 1990 um etwa 60 Prozent verringert. Das ist zum Teil auf eine Verkleinerung der Tierbestände zurückzuführen, viel stärker fallen jedoch Einsparungen in der Abfallwirtschaft und der Kohleförderung ins Geweicht. Ungefähr 63 Prozent der Methan-Emissionen stammten 2020 aus der Landwirtschaft.

Der größte Anteil an den Methan-Emissionen der Landwirtschaft geht mit 77 Prozent auf die Haltung von Wiederkäuern – genauer auf die Verdauungsprozesse der Tiere – zurück. Die Möglichkeiten hier senkend einzugreifen sind heute noch begrenzt. Beispielsweise durch eine Wiederkäuer- und leistungsgerechte Futterrationen und eine möglichst lange Nutzungsdauer bei Milchkühen, können Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Mehr dazu finden Sie in unserem Beitrag Milchviehhaltung und Klimaschutz auf Nutztierhaltung.de.

Rund 19 Prozent der Methan-Emissionen der Landwirtschaft stammen nach Angaben des UBA aus dem Wirtschaftsdüngermanagement, weitere 4,3 Prozent aus der Lagerung von Gärresten. Mit der Vergärung von Wirtschaftsdüngern sowie der gasdichten Lagerung von Gärresten können sowohl Methan als auch Lachgas-Emissionen reduziert werden. Durch die Erzeugung von Energie werden dabei gleichzeitig fossile Energieträger eingespart.

Besonders klimaschädlich: Lachgas

Distickstoffoxid (N2O), allgemein bekannt als Lachgas, ist fast 300-mal klimaschädlicher als CO2. In der Industrie konnten die Lachgas-Emissionen aufgrund optimierter Verfahren drastisch gesenkt werden. Daher ist die Landwirtschaft heute für einen Großteil der N2O-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Hauptquellen für Lachgas-Emissionen sind stickstoffhaltige Düngemittel und die Tierhaltung.

Lachgas entsteht, wenn Stickstoff im Boden umgesetzt wird. In der Regel entweicht im Schnitt 0,6 Prozent des Stickstoffeintrags auf Produktionsflächen in die Luft. Von einer Stickstoffgabe von 200 kg N gehen also etwa 1,2 kg verloren. Stellschrauben sind vor allem Nitrat- und Ammoniumstickstoff.

Ein effizientes Stickstoffmanagement – vom Füttern bis zum Düngen – ist der entscheidende Hebel, um die Lachgas-Emissionen zu verringern. Das Ziel ist eine hohe Stickstoffeffizienz mit kleinen N-Salden zu erreichen. Denn je kleiner die Bilanzüberschüsse, umso geringer auch die Nitratauswaschung sowie die Lachgas- und Ammoniak-Emissionen.

Präzisionsverfahren beim Düngen sowie bodennahe Ausbringtechnik erleichtern passgenaue Stickstoffgaben. Nitrifikationshemmer verringern darüber hinaus Lachgas-Emissionen in den ersten Wochen nach der Düngung. Außerdem vermindert alles, was Stickstoff in den oberen Bodenschichten pflanzenverfügbar festhält, N2O-Emissionen. Vorfruchtwirkung, Zwischenfruchtbau und biologische N-Fixierung sind also pflanzenbauliche Mittel der Wahl. Daneben sichern verdichtungsfreie Böden mit günstiger Bodenstruktur eine hohe N-Effizienz. Am Ende zählt der betriebsspezifische Mix an Maßnahmen, um die Lachgas-Emissionen auf ökonomisch nachhaltigem Ertragsniveau in Schach zu halten.

Kohlendioxid

Nur 4,4 Prozent der Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft sind CO2-Emissionen. Sie entstehen bei der Kalkung von Böden und der Anwendung von Harnstoffdüngern sowie anderen kohlenstoffhaltigen Düngern. Außerdem emittieren landwirtschaftlich genutzte Böden eine große Menge CO2, die nach der Einteilung des Klimaschutzgesetzes jedoch nicht dem Sektor Landwirtschaft zugeordnet werden, sondern in einem eigenen Sektor erfasst werden. Auch die Emissionen, die bei der Erzeugung von in der Landwirtschaft verbrauchtem Strom oder dem Betrieb von Nutzfahrzeugen entstehen, werden nicht der Landwirtschaft angerechnet, sondern dem Energiesektor.

Emissionen durch Landnutzung und Landnutzungsänderungen

In organischen Böden wie Mooren ist viel Kohlenstoff gebunden. Werden Moore entwässert, setzt der Boden CO2 und Lachgas frei. Bildquelle: anjab/iStock/Getty Images Plus via Getty Images

Global speichern Böden fünfmal mehr Kohlenstoff als die Vegetation, der Boden ist also eine Kohlenstoffsenke. Aufbau und Abbau organischer Substanzen im Boden und damit die Aufnahme und Freisetzung von Treibhausgasen stehen in einem dynamischen Gleichgewicht. Durch Landnutzung und Landnutzungsänderungen – wie Grünlandumbruch oder Entwässerung organischer Böden (Moore) – wird dieses Gleichgewicht jedoch gestört. Die dadurch freigesetzten Treibhausgas-Emissionen werden nach dem Klimaschutzgesetz als eigener Sektor erfasst, nämlich als „Landnutzung, Landnutzungsänderung und Wald“ (kurz LULUCF).

In entwässerten und ackerbaulich genutzten Moorböden wird organische Substanz in hohen Raten abgebaut. Dadurch setzen sie CO2 frei. Durch die Mineralisation von Stickstoff wird außerdem Lachgas freigesetzt. Selbst unter Grünland treten auf Moorböden hohe THG-Lasten auf.

Die Nutzung entwässerter Moorböden hatte 2019 einen Anteil von 6,7 Prozent an den gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands. Rund 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen von entwässerten Mooren sind dabei auf die landwirtschaftliche Nutzung zurückzuführen. So wurden im Jahr 2019 nach Angaben des UBA 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente durch die landwirtschaftliche Nutzung von drainierten Moorböden freigesetzt.

Eine Wiedervernässung von drainierten Moorböden senkt deren CO2-Emissionen und ist daher dringend notwendig. Eine Möglichkeit nasse Moore weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen ist die Paludikultur, beispielsweise durch den Anbau von Schilf für Dachreet, die energetische Nutzung von Niedermoor-Biomasse oder die Beweidung mit Wasserbüffeln.

Letzte Aktualisierung am 17.09.2021

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