Die Wirkung von Biostimulanzien sei schwer abzusichern und stark von Standort, Pflanze und Art der Bewirtschaftung abhängig, so Professorin Baum. „Primär entwickelt wurden Biostimulanzien für wenig fruchtbare Böden. An Standorten mit hoher Bodenfruchtbarkeit ist es weniger wahrscheinlich, dass sie eine Wirkung zeigen.“ Professorin Baum wies außerdem darauf hin, dass bisher nur wenige regionale Langzeitstudien zum Einsatz von Biostimulanzien vorliegen. Es sei deshalb schwierig, Anwendungsempfehlungen für verschiedene Standorte zu geben.
Zwei Praxisbetriebe mit unterschiedlichen Erfahrungen
Ulrich Schläfer vom Eichelscheiderhof in der Westpfalz experimentiert seit einigen Jahren mit Biostimulanzien, um Lösungen für den zunehmenden Trockenstress bei seinen Pflanzenbeständen zu finden. Teil seiner Strategie zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sind eine pfluglose Bodenbearbeitung und eine breite Fruchtfolge. Der Standort des Betriebs ist geprägt von heterogenen, eher sandigen Böden. Deshalb setzt Schläfer ergänzend Urgesteinsmehl, Microgranulat-Dünger, Pflanzenextrakte sowie
Humin- und Fulvosäuren ein, um die Bodengesundheit weiter zu fördern. Seine praktischen Erfahrungen haben ihn von der Wirkung der Biostimulanzien überzeugt: „Ich möchte die Pflanzen vitaler und widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit halten. Die Wurzelentwicklung ist deutlich besser, seit wir Biostimulanzien einsetzen, z.B. bei Raps. Das trägt zur Ertragssicherung auf unseren schwachen Böden bei“, betont Schläfer.
Steffen Hünnies arbeitet am Versuchsgut Merklingsen in der Soester Börde. Die Böden am Standort – Pseudogleye und Parabraunerden – sind gut versorgt und liefern Nährstoffe nach. Um die Bodenqualität langfristig zu erhalten, setzt Hünnies auf konsequente Bodenbedeckung und pfluglose Bodenbearbeitung, was wichtige Stellschrauben seines Ackerbaukonzeptes sind. Versuchsanordnungen mit Pflanzenextrakten oder Präparaten mit stickstofffixierenden Bakterien zeigten auf Hünnies‘ Versuchsgut keinen signifikanten Mehrwert für die Kulturen Mais, Weizen und Gerste. „An unserem Standort brachten die Präparate keine Vorteile für die untersuchten Kulturen. Ich empfehle Berufskolleginnen und Berufskollegen sich mit anderen auszutauschen und zuerst auf einer kleineren Fläche zu testen“, so Hünnies. Mehr als 180 Personen nahmen an dem Online-Meeting teil und folgten den Ausführungen der Referenten. Die vielen Fragen im Chat und die anschließende rege Diskussion verdeutlichten die Relevanz und das große Interesse am Thema. Noch sind zum Potenzial von Biostimulanzien jedoch viele Fragen offen. Damit künftig präzise Empfehlungen für die Anwendung von Biostimulanzien gegeben werden
können, sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig. Das erfolgreiche Format der Praxis Talks des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau wird im Jahr 2025 fortgesetzt. Das nächste Zoom-Treffen findet im Februar statt. Weitere Informationen folgen.
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