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Biologischer Pflanzenschutz Pflanzenschutz

Die biologische Schädlingsbekämpfung hat in den vergangenen 30 Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie ist umweltfreundlich und weitgehend unbedenklich für Anwender und Verbraucher.

Quelle: Smitt/iStock.com

Einige biologische Verfahren sind inzwischen fest im praktischen Pflanzenschutz verankert. Vor allem den Unterglasbetrieben steht heute eine Vielzahl von Nützlingsarten zur Bekämpfung von Schädlingen zur Verfügung. Die biologische Bekämpfung in Kulturen wie Gurke, Tomate, Paprika, Aubergine und zum Teil auch Poinsettia und Cyclamen ist in vielen Gebieten Deutschlands zum anerkannten Standard geworden. Im Weinbau konnten die Traubenwickler zum größten Teil durch den Einsatz von Pheromonprodukten oder durch Bakterien-Präparate unter der Schadschwelle gehalten werden. Und auch im Ackerbau haben sich biologische Bekämpfungsmethoden bewährt: So wird zum Beispiel seit über 25 Jahren der Eiparasitoid Trichogramma brassicae erfolgreich gegen den Maiszünsler in der Praxis eingesetzt. Im Gegensatz zum Gewächshaus sind die Möglichkeiten im Freiland jedoch auf einige wenige Nützlinge und Nutzorganismen beschränkt.

Etablierte Methoden der biologischen Bekämpfung

In der Land- und Forstwirtschaft sowie im Garten- und Weinbau können die natürlichen Gegenspieler der Schädlinge auf verschiedene Art und Weise genutzt werden. Erprobte Möglichkeiten zur biologischen Bekämpfung sind die Schonung und Förderung vorhandener Nützlinge, die Einbürgerung von Nutzorganismen und die Freilassung von in Massen gezüchteten Nutzorganismen zur kurzzeitigen Bekämpfung. Die in der biologischen Schädlingsbekämpfung angewendeten Gegenspieler (Antagonisten) werden entsprechend ihrer Wirkungsweise in verschiedene Gruppen unterteilt:     

  • Parasitoide (z. B. Schlupfwespen) entwickeln sich im Wirt und töten ihn dadurch meist ab.
  • Räuber (z. B. Spinnen, Raubmilben, Florfliegenlarven) ernähren sich von noch lebenden Tieren; sie jagen und töten diese.
  • Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren wirken auf sehr unterschiedlich Weise, in den meisten Fällen haben sie den Tod des Wirts zur Folge.

Was sonst noch unter Biologischen Pflanzenschutz fällt

Pflanzenbauliche Maßnahmen

Bedeutende pflanzenbauliche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und Schädlingen sind die Standort- und Sortenwahl. Es ist wichtig, klimatische Bedingungen, Eigenschaften des Bodens und benachbarte Anbauflächen bei der Kulturwahl zu beachten, um Schädigungen vorzubeugen.

Quelle: oekolandbau.de/ D. Menzler

Abwechslungsreiche Fruchtfolge

Neben dem Anbau resistenter Sorten ist die Fruchtfolgegestaltung ausschlaggebend für die Pflanzengesundheit und sollte mit dem Wechsel von Blatt- und Halmfrucht sowie mehrjährigem Ackerfutterbau, Sommerung und Winterung erfolgen. Beispielsweise können bodenbürtige Fruchtfolgekrankheiten oder Fruchtfolgeschädlinge durch mehrgliedrige Fruchtfolgen kontrolliert werden. Mit dem Anbau von Zwischen- und Zweitfrüchten, die keine Wirtspflanze für den Schaderreger darstellen, ist es möglich, die Populationsdichte von Schaderregern, wie z. B. Nematoden zu reduzieren.

Vielfalt in der Sorten- und Kulturpflanzenwahl

Insbesondere bei windverbreiteten Erregern (z. B. Rost- oder Mehltaupilze) im Getreidebau kann eine vorbeugende Wirkung durch natürliche Barrierefunktionen und dem Verhindern einer erhöhten Konzentration von Schaderregern im Bestand erzielt werden, indem gleichzeitig unterschiedlich resistente Sorten angebaut werden. Krankheiten sind so in ihrer Entwicklung gehemmt und breiten sich weniger aus. Durch den im Ökolandbau häufig praktizierten Gemengeanbau, das heißt die Mischung verschiedener Kulturpflanzenarten – z.B. Klee- und Grasuntersaaten im Getreide –, kann man ebenfalls Krankheiten und Unkräuter reduzieren sowie die Ertragssicherheit erhöhen. Dafür sollten die Wirtspflanzen nicht nahe verwandt sein (z. B. Weizen und Triticale), um eine Anpassung der Schaderreger zu vermeiden.

Angepasste Bodenbearbeitung und Düngung

Es ist möglich, durch eine entsprechende Bodenbearbeitung die Infektionskette von Pflanzenkrankheiten zu durchbrechen, indem befallene Pflanzenteile untergepflügt oder die Lebensräume der Schädlinge zerstört werden. Das ist unter anderem für eine optimale Schneckenregulierung relevant. Eine bestmögliche Gestaltung der Düngerwirtschaft ist ein wichtiger Beitrag zur Gesunderhaltung und Stabilisierung natürlicher Abwehrmechanismen der Pflanzen.

Biotechnische Maßnahmen

Ausgangspunkt zur Terminierung und Entscheidung über direkte Pflanzenschutzmaßnahmen ist die Kenntnis über den Zuwanderungsverlauf und die Populationen der Schaderreger. Eine Möglichkeit zur Erfassung des Flugverhaltens von Insekten basiert auf der Nutzung von Sexualduftstoffen (Pheromonen). Die biologische Grundlage, die dafür genutzt wird, ist das Paarungsverhalten von Schmetterlingen, bei denen die Weibchen Pheromone ausscheiden, um die Männchen anzulocken.

Für eine Überwachung des Einflugs von Schädlingen werden mit Pheromon-Kapseln bestückte Klebfallen im Bestand verteilt, die dann paarungswillige Männchen anlocken. Diese Methode wird besonders bei Wickler-Arten im Obst- und Weinbau, aber auch bei Lebensmittelmotten im Vorratsschutz angewendet. Seit einiger Zeit wird dieses Verfahren auch bei Schnellkäfern eingesetzt, um den Drahtwurmbefall an Kartoffeln zu überwachen. Die Klebflächen und Pheromonkapseln müssen regelmäßig ausgetauscht werden, um eine gleichmäßige Fangleistung zu gewähren.

Quelle: landpixel.de

Die Vermehrung von Insekten erfolgreich verhindern

Neben der Nutzung von Sexualduftstoffen als Überwachungsmethode ist ebenfalls ihr Einsatz zur Befallsreduktion möglich, indem die Paarung und somit die Vermehrung der Tiere gestört wird. Diese so genannte Verwirrtechnik steht besonders im Weinbau zur Regulierung des Traubenwicklers im Vordergrund. Aber auch Apfel- und Erbsenwickler im Obst- und Gemüsebau sind Ziele der Verwirrtechnik. Dazu werden spezielle Fallen mit Dispensern, die über einen längeren Zeitraum Duftstoffe abgeben, in den Anlagen ausgebracht. Die Männchen werden verwirrt und finden die Weibchen nicht mehr, somit ist die Partnerfindung unterbunden. Es ist auf eine gleichmäßige Verteilung der Pheromon-Dispenser im Bestand zu achten, die insbesondere an den Rändern der Anlage verstärkt werden sollte.

Physikalischen Maßnahmen

Die physikalischen Maßnahmen gliedern sich wie die biotechnischen Maßnahmen in Verfahren, die einerseits der Befallskontrolle dienen und andererseits bei der Schädlingsregulierung eingesetzt werden. Im Gegensatz zu den biotechnischen Maßnahmen, wo Sexualduftstoffe die Grundlage zur Überwachung und Regulierung sind, wird hier unter anderem die Anlockung von Insekten durch bestimmte Farben genutzt. Ein Beispiel dafür ist die Überwachung flugfähiger Insekten durch farbige Leimtafeln. Je nachdem welcher Schaderreger relevant ist, werden weiße (Apfelsägewespe), gelbe (Kirschfruchtfliege), blaue (Thrips) oder orangefarbene (Möhrenfliege) Tafeln, die mit Leim bestrichen sind, ausgebracht. Die Anwendung erfolgt in erster Linie in Gewächshauskulturen, aber auch im Freiland.

Quelle: landpixel.de

Ebenso können Schädlinge im Freiland mittels Farbschalen überwacht werden. Auch hier werden die Insekten durch eine entsprechende Farbe angelockt, jedoch mittels Netzmittel versetztem Wasser gefangen (z. B. Gelbschalen bei Rapsschädlingen). Im Gegensatz zu den Leimtafeln ist bei diesem Verfahren das anschließende Auszählen und Bestimmen der Schaderreger einfacher.

Kulturschutznetze und Vliese

Eine wichtige physikalische Methode zur Schädlingsregulierung im Freilandgemüsebau ist die Abdeckung des Kulturbestandes mit Schutznetzen und Vliesen. Neben der Barrierewirkung durch eine entsprechende Netzweite sind die Materialien und Farben für das Verhalten der einfliegenden Schaderreger von Bedeutung. Netzabdeckungen werden besonders bei Kohlerdflöhen und Gemüsefliegen verwendet. Es ist dabei immer auf eine ausreichend enge Maschenweite und eine gute Befestigung der Netze sowie die Pflanzenverträglichkeit zu achten.

Eimanschetten und Leimringe

Für eine Befallsüberwachung und -reduzierung kann man Eimanschetten und Leimringe einsetzen. Eimanschetten, auch als "Kohlkragen" bezeichnet, bestehen aus Filz, Karton oder Kunststoff und werden trichterförmig, eng am Stängel der Kohlpflanzen anliegend, befestigt. Die Eiablage erfolgt dann in diese Trichter, in denen die Eier anschließend vertrocknen und entfernt werden. Leimringe legt man dagegen am Stamm als Barriere für hochkriechende Insekten an, z. B. beim Kleinen Frostspanner im Obstbau. Diese hindern die Weibchen auf dem Weg zur Eiablage in die Baumkrone.

Saatgutqualität

Ein anderer Bereich, in dem physikalische Maßnahmen für die Pflanzengesundheit im ökologischen Landbau bedeutend sind, ist die Saatgutqualität. Samenbürtige Krankheiten können durch verschiedene Verfahren der Saatgutbehandlung eingedämmt werden. So führen thermische Verfahren und Elektronenbehandlungen zur Abtötung der Erreger im oder am Samen, ohne diesen selbst zu zerstören.

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