Hier beginnt der Hauptinhalt dieser Seite

Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof Soziale Landwirtschaft

Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof kann die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum stärken und landwirtschaftlichen Betrieben neue Einnahmequellen bieten. Gleichzeitig übersteigt die Nachfrage das vorhandene Angebot bei Weitem. Theresia Nüßlein von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigt, welche Modelle es gibt und worauf Betriebe beim Einstieg achten sollten.

Bauernhof statt Altenheim: Die Nachfrage nach individuellen Wohnlösungen im Alter wächst. Höfe bieten oft ideale Voraussetzungen für Senioren-Wohnen und eröffnen Landwirten neue Perspektiven und Einnahmequellen.
Bild: Kathrin Ziegler/Stone via GettyImages

Angesichts demografischer und gesellschaftlicher Veränderungen besteht ein wachsender Bedarf an neuen Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen. Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof bietet hier großes Marktpotenzial, da die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt.

Für landwirtschaftliche Betriebe, die nach Einkommensalternativen suchen, kann daher die Umnutzung leerstehender Gebäude in Wohnraum eine gute Lösung sein. Beispiele hierfür sind umgebaute Milchviehställe, die als Tagespflege für Senioren oder als Appartements für Betreutes Wohnen dienen, sowie die Nutzung ehemaliger Altenteilerwohnungen für Senioren-WGs.

Oft verfügen auch Familienmitglieder auf dem Hof über Kompetenzen im sozialen Bereich. Wer in der Kranken- oder Altenpflege gearbeitet hat, kann diese Fähigkeiten nutzen, um sich mit sozialen Angeboten ein zweites Standbein aufzubauen.

Was ist Soziale Landwirtschaft?

Soziale Landwirtschaft - in den europäischen Nachbarländern auch als Green Care bekannt, ist ein kleiner, aber zukunftsorientierter Zweig der Diversifizierung in der Landwirtschaft. Landwirtinnen und Landwirte öffnen dabei ihren Hof für Menschen mit Betreuungs- oder Unterstützungsbedarf. Soziale Landwirtschaft verbindet landwirtschaftliche Erzeugung mit sozialer Arbeit. Beispiele sind Bauernhofkindergärten, Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen, tiergestützte Therapien sowie Wohn- und Betreuungsangebote für Seniorinnen und Senioren.

Warum wollen ältere Menschen auf dem Bauernhof wohnen?

Gemeinsam statt einsam alt werden – ein Wunsch vieler älterer Menschen, der auf dem Bauernhof Wirklichkeit werden kann.
Bild: ArtMarie/E+via GettyImages

Immer mehr Senioren suchen nach Alternativen zum Lebensabend im klassischen Altenheim. Die reizvolle Umgebung, das Leben in der Natur und das Wohnen in kleinen, familiären Gemeinschaften sind Gründe für das wachsende Interesse am Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof.

Hinzu kommt die Möglichkeit, sich aktiv im Haushalt, im Garten oder bei der Versorgung von Tieren einzubringen. Selbst wenn die eigenen Fähigkeiten nachlassen, bleibt die Einbindung in einen familienähnlichen Alltag mit der Möglichkeit der gegenseitigen Unterstützung bestehen. Angesichts der demografischen Veränderungen leisten kleine Wohneinheiten, insbesondere in ländlichen Gebieten, einen wichtigen Beitrag zum selbstbestimmten Altern im vertrauten sozialen Umfeld.

Welche Wohnformen gibt es beim Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof?

Grundsätzlich kann jeder landwirtschaftliche Betrieb seinen leerstehenden Wohnraum vermieten. Beim Senioren-Wohnen im Sinne der Sozialen Landwirtschaft kommen zusätzlich Dienstleistungen in Form von Betreuung oder Versorgung dazu. Insgesamt spielt auch der Aspekt des gemeinschaftlichen Wohnens eine größere Rolle. Auf dem Bauernhof gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Formen des Senioren-Wohnens:

Beim Betreuten Wohnen, auch  Service Wohnen genannt, leben Seniorinnen und Senioren in eigenen, in sich abgeschlossenen Wohnungen auf dem Hof. Zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume wie Speiseräume oder einen Garten mit Hochbeeten, die gemeinsam genutzt werden können.

Das Besondere am Service-Wohnen: Seniorinnen und Senioren können bei Bedarf zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen, zum Beispiel Mahlzeiten, Reinigungs- oder Fahrdienste. Diese Aufgaben kann die landwirtschaftliche Familie übernehmen, sofern Zeit und Kompetenz es erlauben, und schafft sich so neben der Miete weitere Einkommensquellen. Eventuell notwendige Pflege leistet ein ambulanter Pflegedienst.

Das Umfeld auf dem Hof bietet für Senioren die Möglichkeit, sich bei einfachen Arbeiten im Alltag einzubringen.
Bild: Goodboy Picture Company/E+ via GettyImages

Beim Service-Wohnen sind die Menschen beim Einzug oft noch rüstig und möchten sich aktiv einbringen, sofern es entsprechende Möglichkeiten gibt – vom Kehren des Hofs bis zur Versorgung von Tieren ist hier vieles denkbar. Die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz sowie die Sicherheit der Senioren stellen jedoch eine Herausforderung für die Betriebsleiterfamilie dar und sollten bei der (Bau-)Planung und Konzeptentwicklung berücksichtigt werden.

In einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft (abWG) leben maximal zwölf pflegebedürftige Personen gemeinsam in einer Wohnung. Die Mieterinnen und Mieter haben ein eigenes Zimmer und meist auch einen eigenen Sanitärbereich. Zum Kochen und Essen stehen gemeinschaftliche Räume zur Verfügung. Grundlage einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft ist die Selbstbestimmung. Die Bewohner und ihre Angehörigen organisieren eigenständig das Zusammenleben in der WG. Auch hier wird die pflegerische Versorgung von ambulanten Pflegediensten übernommen. Der Betrieb kann weitere Dienstleistungen, beispielsweise in der Hauswirtschaft, übernehmen. Für die Errichtung einer Wohngemeinschaft ist eine ausreichend große Fläche notwendig, die einen barrierefreien Umbau ermöglicht.

Noch nicht so weit verbreitet ist das Betreute Wohnen für alte Menschen in Gastfamilien, dabei leben bis zu zwei ältere Menschen, die nicht zur Familie gehören, mit im Haushalt. Ein Fachdienst wählt die passenden Familien aus und ist auch für die finanzielle Abwicklung sowie die Betreuung von Gastfamilie und Senioren zuständig. Der Familienanschluss ist bei dieser Form in der Regel enger als bei den anderen Varianten. Ob diese Form des Betreuten Wohnens für einen Betrieb umsetzbar ist, hängt davon ab, ob ein entsprechender Fachdienst in der Nähe verfügbar ist.

Ein Fachdienst berät und unterstützt gezielt bei sozialen, pflegerischen oder organisatorischen Anliegen. Hier finden Sie Kontakte.

Welche Einkommenspotenziale bietet das Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof?

Vermietung von Wohnraum

Angebote für Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof bieten verschiedene Einkommensmöglichkeiten. Die Grundlage bildet die Vermietung von Wohnraum. Der Betrieb vermietet Wohnungen oder Zimmer direkt an Seniorinnen und Senioren. Es gibt aber auch Beispiele, bei denen das gesamte Gebäude an einen sozialen Träger vermietet wird, der sich um die weitere Abwicklung und Organisation kümmert. Welche Form gewählt wird, hängt davon ab, wie viel Zeit die Landwirtin oder der Landwirt investieren möchte und wie groß das Interesse an einer aktiven Rolle ist. Vor dem Einstieg in die Planung muss außerdem geklärt sein, ob vor Ort Partner aus dem Sozialwesen verfügbar sind und Interesse an einer Zusammenarbeit haben.

Angebot zusätzlicher Dienstleistungen

Senioren-Wohnen bietet dem Betrieb ein großes Potenzial für das Angebot von hauswirtschaftlichen Dienstleistungen und Betreuungsleistungen. Mahlzeiten, Wäscheservice, Wohnungsreinigung oder Fahrdienste können vom Landwirt direkt mit den Mieterinnen und Mietern verrechnet werden. Leistungen zur Betreuung und Unterstützung im Alltag nach §45 a SGB XI werden bei Anerkennung gemäß den Richtlinien des jeweiligen Bundeslandes über die Pflegekasse abgerechnet.

Wichtig: Für Miete und zusätzliche Dienstleistungen ist jeweils ein eigener Vertrag notwendig. Die pflegerischen Leistungen werden von den Pflegediensten direkt mit den Mieterinnen und Mietern oder der Pflegekasse abgerechnet.

Was müssen Betriebe beachten, wenn sie Senioren-Wohnen auf dem Hof anbieten wollen?

Angebote in der Sozialen Landwirtschaft gelingen nur mit dem Rückhalt der gesamten Familie. Fehlt die grundsätzliche Offenheit im Umgang mit älteren Menschen, scheitert das Konzept.

Das Alleinstellungsmerkmal von Senioren-Wohnen auf dem Hof ist die mögliche Teilhabe am landwirtschaftlichen Geschehen. Aktive ältere Menschen können beispielsweise die Kleintiere versorgen oder im Garten mithelfen. Aber auch Zeit für ein Gespräch zwischendurch und Sitzplätze, von denen aus man das Leben auf dem Hof beobachten kann, binden die Bewohner ein.

Auch im Außenbereich tragen sichere und barrierearme Wege zur Eigenständigkeit der Senioren bei.
Bild: Westend61/Westend61 via GettyImages

Bauliche Voraussetzungen

Am Hof muss entweder ungenutzter Wohnraum vorhanden sein oder Gebäude, die sich für einen barrierefreien Umbau mit ausreichend großer Grundfläche und großzügigen Bewegungsflächen eignen. Für die Baugenehmigung ist es unerlässlich, die zuständigen Behörden frühzeitig einzubeziehen.

Bei der Planung von Bau- und Umbauvorhaben ist es ratsam, Beratungsstellen für Barrierefreiheit mit ins Boot zu holen. Da Aus- und Umbau in der Regel mit hohen Investitionen verbunden sind, muss eine fundierte Kalkulation von Kosten und erwarteten Einnahmen die Planungen begleiten. Die gezielte Suche nach Fördermöglichkeiten kann die Wirtschaftlichkeit merklich verbessern.

Persönliche Kompetenzen

Das Angebot „Senioren-Wohnen“ verlangt nicht nur Empathie und soziale Kompetenz, sondern auch unternehmerisches Geschick. Denn wer kostendeckende Mieten kalkulieren möchte und Arbeitskräfte organisieren muss, braucht betriebswirtschaftliches Wissen. Gesetzliche Vorgaben fordern konsequentes und verantwortungsbewusstes Handeln. Um den vielfältigen Rollen als Vermieter, Ansprechperson für soziale Kontakte und Anbieter von Dienstleistungen gerecht zu werden, sind Organisationstalent und Teamfähigkeit gefragt.

Ebenso wichtig ist es, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit realistisch einzuschätzen und rechtzeitig externe Arbeitskräfte einzubinden. Die Erfahrung zeigt, dass Bauernhöfe bei professionellen Pflegekräften einen sehr guten Ruf als sinnstiftende Arbeitsplätze haben. 

Netzwerk vor Ort

Für die medizinische und pflegerische Versorgung ist eine Kooperation mit Pflegediensten, Ärzten, Apotheken und anderen medizinischen Einrichtungen vor Ort notwendig. Hier sollten Kontakte früh genug geknüpft werden. Eine klare und offene Kommunikation erleichtert die Zusammenarbeit. Auch Seniorenbeauftragte der Kommunen sind interessante Ansprechpartner – sowohl im Vorfeld als auch im laufenden Betrieb. Sie arbeiten mit sozialen und kirchlichen Einrichtungen sowie örtlichen Vereinen zusammen und erleichtern den Zugang zur Gemeinde. 

Senioren-Wohnen auf dem Bauernhof kann je nach den Gegebenheiten vor Ort unterschiedlich umgesetzt werden. Neben Begeisterung und Motivation braucht es klar durchdachte Strategien, Umsetzungspläne und fachkundige Beratung für das Gelingen. Hilfreich ist es, sich bei bestehenden Betrieben zu informieren. Adressen dazu gibt es bei den Anlaufstellen in den Bundesländern. 

Beratung und Anlaufstellen in den Bundesländern

Das könnte Sie auch interessieren

Weitere Informationsangebote

Letzte Änderung dieser Seite am 16.12.2025