Schon bei den ersten Betriebsbesuchen wird deutlich, wie komplex Nachhaltigkeit im landwirtschaftlichen Kontext ist: Neben den verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit (ökonomisch, ökologisch, sozial) bringt jeder Betrieb unter anderem unterschiedliche Betriebsschwerpunkte, standortbedingte Eigenschaften und Managementsysteme mit.
Gleichzeitig wird deutlich, dass die Betriebe über die letzten Jahrzehnte einen kritischen Blick für ihre Schwachstellen entwickelt haben und über diesen häufig vergessen, welche Stärken ihre Betriebe mitbringen. Eben diese gilt es aber im ersten Schritt zu erfassen und mit einer Nachhaltigkeitsbrille die positiven Wechselwirkungen auf andere Bereiche zu beleuchten. So können erste Stellschrauben identifiziert werden, um zukünftig auch Schwachstellen durch systemische Ansätze zu verbessern.
Welche Bereiche können sinnvoll verzahnt werden?
Eine allgemeingültige praxisnahe Aussage zu effektiven Stellschrauben ist im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft schwer möglich. Teilnehmende Betriebe zeigen, dass das gleiche Ziel einer nachhaltigen Betriebsentwicklung durch betriebsindividuelle Lösungsansätze für jeden Betrieb unternehmerisch gestaltet werden muss. Dabei hilft der Austausch mit Berufskolleginnen und –kollegen zu Querschnittsthemen, um den unterschiedlicher Fragestellungen gerecht zu werden. Das zeigen auch folgende Beispiele:
Ein teilnehmender Betrieb hat in den letzten Jahren durch den Anbau von Ackerbohnen seine Fruchtfolge erweitert und erzeugt so GVO-freies Futter für seine Schweinemast. Insbesondere die Aufbereitung der Ackerbohnen geht mit einem hohen Energiebedarf einher. Durch Photovoltaikanlagen auf den Stall- und Hallendächern wird ein Großteil der Energie vor Ort produziert. Das Energiemanagement ist darauf abgestimmt, die Aufbereitungsanlagen für die Ackerbohnen bei ausreichenden Energiespitzen durch die Photovoltaikanlagen einzuschalten.
Ein weiteres Beispiel zeigt sich auf einem anderen teilnehmenden Betrieb, der unterschiedliche Beschäftigungs- bzw. Beteiligungsmodelle und das Anlegen von Agroforstflächen über alternative Finanzierungsmodelle realisiert hat. Auf diesem Betrieb werden Menschen mit Beeinträchtigung in der landwirtschaftlichen Produktion beschäftigt. Außerdem werden interessierte Helferinnen und Helfer mit oder ohne landwirtschaftlichen Hintergrund bei Aktionstagen eingebunden.
So wird durch ein inklusives Arbeitsklima die arbeitsintensive Anlage von Agroforstflächen ermöglicht. Gleichzeitig werden durch die Beteiligungsmöglichkeit und eine Nähe zu fachfremden Personen, beispielsweise über Social Media, alternative Finanzierungsmodelle, wie Crowdfunding-Kampagnen, erschlossen und Bildungsarbeit geleistet.