Wie kann es weitergehen?
Herbert und Beate entscheiden sich nach vielen Gesprächen im Kreise der Familie und mit einer Beraterin dazu, den Betrieb in den nächsten vier bis sechs Jahren bis zur Rente als reinen Ackerbaubetrieb mit Heuverkauf vom Grünland weiterzuführen, um danach das Land zu verpachten.
Im Sinne des Steuerrechts handelt es sich um eine Betriebsaufgabe, wenn der Steuerpflichtige seine betriebliche Tätigkeit eingestellt und seinen Betrieb aufgelöst, d. h. die wesentlichen Grundlagen des Betriebes veräußert oder in das Privatvermögen überführt hat (§ 16 Abs. 3 EStG).
Im Falle der Verpachtung der Familie Agricola liegt steuerlich keine Betriebsaufgabe vor. Sie haben das Wahlrecht, ob sie den Betrieb steuerlich als landwirtschaftlichen Betrieb fortführen wollen oder die Betriebsaufgabe erklären. Bei Betriebsaufgabe ist der erzielte Veräußerungs- oder Aufgabegewinn zu versteuern.
Bei Überführung der Eigentumsflächen in das Privatvermögen, um sie später zu verpachten, entstehen Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung. Dies kann bedeuten, dass stille Reserven aufgedeckt und eine spürbare Steuernachzahlung ausgelöst würden.
Nach einem Gespräch mit ihrem Steuerberater, der die Folgen der jeweiligen Entscheidung aufzeigen und bewerten konnte, entschied sich Familie Agricola für den steuerlichen Fortbestand des Betriebes auch nach Renteneintritt. Damit fühlen sich alle Beteiligten wohl, denn der Betrieb könnte theoretisch in der Zukunft wieder aufgenommen werden. Außerdem verlieren Herbert und Beate ihren Wohnort nicht. Der Wegfall der Hofabgabepflicht für den Bezug des Altersgeldes spielt Herbert dabei in die Karten.
Einen wichtigen Hinweis hat der Steuerberater aber noch für Beate und Herbert:
Ihre Entscheidung, den Betrieb nur einzustellen und zu verpachten, statt ihn im steuerlichen Sinn aufzugeben, könnte ein Problem für ihre Erben bedeuten. Denn Erben übernehmen mit Übernahme des verpachteten Betriebs die Steuerpflicht. Sobald Sie das Land verkaufen, kann es zu unerwarteten Steuernachzahlungen kommen.
Es wäre wünschenswert, wenn die Einstellung der eigenen landwirtschaftlichen Produktion immer so einvernehmlich verliefe, wie bei Familie Agricola und all die oben genannten negativen Gefühle ausblieben.